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Referenzprojekt Wagner & Co

Große Solartechnik auf kleinstem Raum

Kompakt informieren

  • Weil für die verbrauchsnahe Speicherung von ­Solarerträgen in einer Mehrfamilienhaussiedlung in den Gebäuden kein Platz zur Verfügung stand, wurden neue Regenwasserzisternen als Technikräume umfunktioniert.
  • Über die dezentralen Technikräume erfolgt die ­Versorgung der Gebäude mit Trinkwarmwasser und Wärme zur Raumheizung. Die Nachheizung erfolgt über eine Heizzentrale mit BHKW und ein Nahwärmenetz.

Die Gartenstadt Farmsen wurde 1954 nach den Entwürfen von Hans Bernhard Reichow, einem bekannten Vertreter der organischen Baukunst, erbaut. Straßen, Wege und Mehrfamilienhäuser formieren sich zu einem Ahornblatt und machen so Architektur zu einem Teil der Natur. Zu dem Ahornblatt gehört die Siedlung an der Feldschmiede Abb. 1, in der seit gut einem Jahr Technik, Architektur und Natur ganz im Sinne von Reichow noch enger verknüpft sind: Durch ein Nahwärmenetz wird die denkmalgeschützte Mehrfamilienhaus-Siedlung mit solarthermisch erwärmtem Trinkwarmwasser und Heizwärme versorgt.

Die Solarversorgung erfolgt in jedem der neun Mehrfamilienhäuser durch einen ganz speziellen Technikraum: Aufgrund fehlender Keller- oder Abstellräume im Inneren der ­Gebäude, musste bei der Umsetzung solarer Trinkwarmwassererwärmung und Heizungsunterstützung für die Siedlung, neuer Raum für die Technik geschaffen werden. Ein pfiffiger Hamburger Premiumpartner von ­Wagner & Co, Rolf Benning von Münz24, hatte dafür die ­perfekte Lösung. Anstatt den Speicher ins Haus zu bauen, baute er Regenwasserzisternen in den Garten Abb. 2: „Die denkmalgeschützte Siedlung in der Gartenstadt und die damit einhergehenden Bauvorschriften sowie das ­Bedürfnis, eine ortsnahe Lösung für die Technik mit möglichst wenig Raumaufwand zu finden, gestalteten die ­Umsetzung zunächst zeitaufwendiger als gedacht. Als Lösung für ­Öltanks oder PelletHeizkessel ist die Zisterne als externer Raum ja bereits bekannt. Auch in dem speziellen Fall der Feldschmiede war sie die optimale Lösung für alle Ansprüche.“

Die Zisternenlösung

Die Beton-Zisternen wurden vor den Häusern im Boden eingelassen und bieten Platz für die zentrale Solartechnik ohne Flächen im Gebäude zu belegen: einen 1500-l-Pufferspeicher (Ratio), eine Frischwasserstation (Ratiofresh 400), eine Solarübergabe-Station (Circotransfer 30) und einen Systemregler (Sungovario). Das so installierte Wagner-Frischwassersystem (Solarfresh) bietet trotz großem Speichervolumen eine hohe Trinkwasserhygiene ohne Einbußen an Versorgungssicherheit und Komfort.

„Die zusätzlichen Kosten, die für Zisternen und Nahwärmenetz entstanden sind, amor­tisieren sich relativ schnell, da sich auf der ­anderen Seite die Kosten für die Trinkwasser­erwärmung und Raumheizung deutlich reduzieren“, erläutert Eckhard Sayk, Teamleitung/ Gebäudemanagement, von der Mietergenossenschaft Gartenstadt Farmsen (mgf). „Damit bieten wir unseren Mietern auf Dauer reduzierte Nebenkosten und das gute Gefühl die Sonne grenzenlos zu nutzen.“ Die mgf wurde für das Projekt „Umwelt schonen – in der Feldschmiede wohnen“ als eine von sechs hochklassigen Wohnungsgenossenschaften vom GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen anlässlich des zweiten „Genossenschaftspreis Wohnen“ ausgezeichnet. „Die Bewohner der Reihenhaussiedlung wurden intensiv informiert und es gab Vor-Ort-Begehungen in der Umsetzungsphase“, berichtet Sayk. Dies trug zur reibungslosen Umsetzung des Projekts durch gezielte Einbindung der Mieter bei.

Das Solar-System

Auf den Dächern der neun Gebäude befinden sich nun insgesamt 220 m2 Kollektorfläche. Die eingesetzten LBM-Kollektoren sind vor allem für den rationellen Einsatz bei größeren Anlagen ausgelegt und können einfach miteinander verschaltet werden. Die Installation wurde durch die Vormontage der Gestelle (Wagner-Montagesystem TRIC F für Freiaufstellung) für eine Kollektorfläche von jeweils 24 m2 pro Dach und die Montage mit einem Autokran erleichtert.

Vom Dach aus werden die Solarerträge in die Zisternensysteme geleitet. Diese sind gleichzeitig solarthermische Speichereinheiten und Übergabestationen für Heizung und Trinkwarmwasser, da sie über ein Nahwärmenetz mit der übergeordneten Heizzentrale verbunden sind, über die bei Bedarf eine Nachheizung erfolgt. Die Regelung der einzelnen Gebäudekreise erfolgt dezentral über einen Solarregler aus der Sungo-Linie. Das Nahwärmenetz wird nicht ständig warmgehalten, sondern kann durch die Puffer in den Zisternen in Zeiten geringer Nachfrage oder bei solarthermischer Vollversorgung auskühlen. In der Heizzentrale wird die Grundlast über ein BHKW und die Spitzenlast über einen Gas-Heizkessel bereitgestellt.

Das Projekt hat in der Gartenstadt Farmsen Schule gemacht. Weitere Straßenzüge werden mit der unterirdischen Zisternenlösung die Sonne nutzen und ein weiteres Nahwärmenetz bilden. Okke von Bodungen, Ingenieur bei Wagner: „Die technische Umsetzung ist dank der aufeinander abgestimmten Komponenten der Produkte sehr gut gelungen. Die durchdachte Zisternenlösung und die partnerschaftliche Zusammenarbeit aller Beteiligten hat das Projekt zusätzlich besonders gemacht. Von den guten Erfahrungen aus der Feldschmiede profitieren die Folgeprojekte in der Gartenstadt.“ DR

https://www.wagner-solar.com/de/

https://www.mgf-farmsen.de/

Mehr Infos zum Thema im TGAdossier Solarthermie: Webcode 974

Solarthermie in Zahlen

Bis Ende 2010 sind laut Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) in Deutschland rund 1,5 Mio. Solarthermie-Anlagen mit etwa 14 Mio.m2 Kollektorfläche installiert worden. Das entspricht einer installierten Leistung von 9,8 GW. BSW-Solar hat für das Jahr 2010 durch den Betrieb der Solarthermie-Anlagen eine Verminderung der CO2-Emissionen von über 1 Mio. t/a berechnet. Der Deckungsanteil über Solarthermie-Anlagen am deutschen Wärmeverbrauch lag im Jahr 2010 noch unter 1 % laut einer Prognose von BSW-Solar könnte er bis 2050 aber ungefähr 30 % erreichen. https://www.solarwirtschaft.de/

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