Wärmepumpen müssen künftig in der Lage sein, mit Photovoltaik-Anlagen, Netzanschluss, Raumautomationssystemen, thermischen und elektrischen Speichern sowie Ladestationen für die Elektromobilität auf einfache Art zu kommunizieren. Gleichzeitig zwingt ein möglicher Ausstieg aus den synthetischen Kältemitteln die Branche zum Einsatz alternativer Kältemitteln. Eindrücke von der Tagung des Forschungsprogramms „Wärmepumpen und Kältetechnik“ des Schweizerischen Bundesamtes für Energie (BFE).
Die Anforderungen an künftige Wärmepumpen sind komplex: Die Kühlfunktion wird genauso wichtig wie der netzdienliche Betrieb. Die durch Preissignale oder einem Energiemanager ausgelösten Betriebsunterbrechungen zwingen zu einer umfassenden Betrachtung wirtschaftlich realisierbarer Speicheroptionen, sowohl thermischer, elektrischer als auch bauphysikalischer Art. Rückkopplungseffekte auf die Dimensionierung thermischer Speicher und die Leistung der Wärmepumpen bleiben nicht aus.
Bild 1 Bei diesen vier Mehrfamilienhäusern der Areal-Überbauung in Möriken-Wildegg im Kanton Aargau stand die Eigenverbrauchsoptimierung mit Photovoltaik-Strom zur Versorgung von vier Erdsonden-Wärmepumpen im Vordergrund.
Durch weiter sinkende Preise bei Photovoltaik-Anlagen bei womöglich steigenden Preisen an den Strombörsen könnte sich die Kombination von Wärmepumpe und Photovoltaik-Anlage innerhalb kurzer Zeit zum Standard entwickeln. Im Vorfeld eines sich abzeichnenden schnelleren Ausstiegs aus den synthetischen Kältemitteln wächst außerdem das Interesse an klimaschonenderen Alternativen. Durch länderspezifische Forderungen nach kompakteren, smarteren und wirtschaftlicheren Wärmepumpenanlagen steigt die Vielfalt an Wärmepumpenlösungen, die auch den deutschen Markt beeinflussen könnten.
Wärmepumpe, Speicher und Energiemanager wachsen zusammen
Der Trend zu Netto-Nullenergiegebäuden und die damit verbundene Integration von Wärmepumpe, Speicheroptionen (thermisch, elektrisch, bauphysikalisch), Photovoltaik(PV)-Anlage, Netzeinspeisung und Ladestation für Elektrofahrzeuge erfordert modulare Konzepte mit dem Ziel, den Anteil erneuerbarer Energie im Gebäudesektor weiter zu steigern.
Wichtig zur Durchsetzung dieses Konzepts ist eine schnelle Markteinführung preisgünstiger und intelligenter Komponenten sowie effizienter Geräte, fordert Paul Friedel, Business Development Holland, Harderwijk. Definiert sind diese anspruchsvollen Vorgaben im IEA HPT Annex 55 „Comfort and Climate Box (CCB)“ die Wissenschaftler aus sechs Ländern der EU sowie den USA, Canada, UK, Türkei und China derzeit erarbeiten.
Bild 2 Bidirektionales Laden im Zusammenhang mit Netto-Nullenergiegebäuden ist künftig ein wesentlicher Aspekt bei der Verbesserung von Wirtschaftlichkeit und Netzdienlichkeit. Fast alle Anbieter von Elektrofahrzeugen entwickeln derzeit Geschäftsmodelle, um die Stromspeicher von Elektrofahrzeugen in die Netzinfrastruktur einzubinden. Dem Elektroauto-Start-up Sono Motors wurde kürzlich ein europäisches Patent für sein bidirektionales Ladesystem erteilt. Sono Motors bietet mit dem „Sion“ das erste Serienauto mit einem in die Fahrzeugkarosserie integrierten Solarsystem an. Volkswagen hat ankündigte an, ab 2022 nur noch Elektrofahrzeuge mit einer bidirektionalen Lademöglichkeit anzubieten.
In einer Kurzbeschreibung des Projekts heißt es dazu: Eine sogenannte Comfort and Climate Box soll nicht einfach einzelne Komponenten miteinander verbinden. Vielmehr sollen alle Komponenten einer CCB so konzipiert sein, dass sie in einer modularen Weise optimal aufeinander abgestimmt arbeiten (Bild 2). Wichtig sei vor allem die integrierte Regelungsstrategie.
Ziel des IEA-Annex 55 ist es, möglichst marktnahe CCB für bestehende Gebäude auf konzeptioneller Ebene bereitzustellen, um die Marktentwicklung zu beschleunigen. Dabei ist davon auszugehen, dass die teilnehmenden Länder die Basiskriterien wie kostengünstig, flexibel in der Auslegung, Kompaktheit und Energieeffizienz, unterschiedlich gewichten. Friedel: „Die perfekte Wärmepumpe, die alles kann, gibt es nicht. Beispielsweise haben in Holland die Häuser keinen Keller, also ist hier die Kompaktheit der Wärmepumpe das wichtigste Kriterium“, und weiter: „Wir müssen aufhören, nur auf die Effizienz zu achten. Wichtig ist, was der jeweilige Markt bzw. das jeweilige Marktsegment benötigt und akzeptiert.“
So werden in Kanada eher kompakte und preisgünstige Wärmepumpen nachgefragt, in Deutschland und Finnland dagegen kompakteren Hocheffizienz-Wärmepumpen mit PCM-Speicher und Smart-Grid-Funktion gute Chancen eingeräumt. Schwedische Verbraucher legen eher Wert auf Wirtschaftlichkeit und Netzdienlichkeit. In den USA könnten Wärmepumpen mit kompakten, ungedämmten Erdwärmespeichern als Speicher-im-Speicher-System mit Wasser und PCM als Speichermedium künftig eine größere Rolle spielen. Der abschließende Bericht wird bis Ende 2021 erwartet.
Darum braucht der Wärmepumpenmarkt neue Geschäftsmodelle
Der 1 : 1-Austausch von Öl- und Gas-Heizkessel gegen Wärmepumpen bietet nicht genug Anreiz, die Gebäudeheizungen in der EU bis zum Jahr 2050 zu dekarbonisieren. Schon wegen der höheren Preise für Wärmepumpenanlagen gegenüber klassischen Gas-Brennwertheizungen müssten neue Geschäftsmodelle entwickelt werden, die zu wirtschaftlicheren Wärmepumpenlösungen führen, fordert Thomas Nowak, alias Mr. Heatpump, von der European Heat Pump Association (EHPA), Brüssel.
Zwar führen Skaleneffekte zu niedrigeren Produktionskosten – EHPA schätzt diese auf minus 36 % bis 2030 – doch reichen diese Kostensenkungen nach Einschätzungen von Nowak nicht aus, die Differenz zwischen den Kosten für eine klassische Öl-/Gas-Heizung und den Kosten für eine Wärmepumpenanlage zu schließen. Wichtig seien ein Ausstieg aus der Subvention fossiler Energieträger, die Neuausrichtung der Energiebesteuerung und die Einführung eines CO2-Preises, der zu einem wettbewerbsfähigeren Markt für Wärmelösungen beitrage.
Nowak stellt zudem die Frage, ob es nicht wirtschaftlicher und nachhaltiger ist, sich vom klassischen Modell der eigenen, selbst betriebenen Heizungsanlage zu lösen und stattdessen eine digital vollvernetzte Wärmepumpe eines Dienstleisters zu wählen. Mit dem Zugriff auf die Daten aus den Hausanlagen sei ein kostensparender Betrieb unter Ausnutzung von Preissignalen des Versorgers einfacher möglich. Wichtig sei, dass die Optimierung der Wärmepumpe in einem Microcontroller im Hintergrund abläuft und der Nutzer keine Komforteinbußen hinnehmen muss.
Bild 3 Bidirektionales Laden im Zusammenhang mit Netto-Nullenergiegebäuden ist künftig ein wesentlicher Aspekt bei der Verbesserung von Wirtschaftlichkeit und Netzdienlichkeit. Fast alle Anbieter von Elektrofahrzeugen entwickeln derzeit Geschäftsmodelle, um die Stromspeicher von Elektrofahrzeugen in die Netzinfrastruktur einzubinden. Dem Elektroauto-Start-up Sono Motors wurde kürzlich ein europäisches Patent für sein bidirektionales Ladesystem erteilt. Sono Motors bietet mit dem „Sion“ das erste Serienauto mit einem in die Fahrzeugkarosserie integrierten Solarsystem an. Volkswagen hat ankündigte an, ab 2022 nur noch Elektrofahrzeuge mit einer bidirektionalen Lademöglichkeit anzubieten.
Ausschlaggebend für einen wirtschaftlichen und gleichzeitig netzdienlichen Betrieb sei darüber hinaus die Einbindung von Speichersystemen, zum Beispiel thermisch in Form eines Heizwasserspeichers oder durch den Einsatz von Phasen-Wechsel-Material (PCM; phase change material). Auch die Ausnutzung des Speichervermögens des Gebäudes durch eine gezielte Raumtemperaturanhebung bei Niedrigtarifangeboten, die durch Preissignale ausgelöste Beladung und Entladung von Batteriespeichern, die Einbindung bidirektional ladbarer Elektrofahrzeuge (Bild 3) und die Koordination mit dem Stromangebot des Photovoltaik-Systems könnten zu einem wirtschaftlicheren Wärmepumpenbetrieb beitragen, so Nowak.
Bei der EU gehe man davon aus, dass für eine breite Dekarbonisierung der Gebäudeheizung bis zum Jahr 2050 etwa 40 % aller Wohngebäude und rund 65 % aller gewerblichen Gebäude mit Strom, also mit Wärmepumpen beheizt werden müssten. Nach Schätzungen der EHPA entspricht das zwischen 42 und 57 Mio. Wärmepumpen. Aktuell liegt der Wärmepumpenbestand in der EU bei rund 14,6 Mio. Geräten. Nowak fordert deshalb eine „Tesla-Lösung“ für den Wärmepumpenmarkt: „Im Prinzip wissen wir, wie es geht, aber ohne schnellen Roll-out ist das EU-Ziel nicht zu schaffen.“
So kann das Einbeziehen der Gebäudemasse PV-Deckungsrate verdoppeln
Untersuchungen an vier Mehrfamilienhäusern (drei baugleiche Gebäude, 35 Wohneinheiten, Minergie P-Eco-Standard, vergleichbar Passivhaus) im schweizerischen Möriken-Wildegg im Kanton Aargau (Bild 1) haben gezeigt, dass die Deckungsrate von Wärmepumpen bei Betrieb mit Solarstrom durch die gezielte Speicherung von Wärmeenergie in der Gebäudemasse bei gleich bleibendem thermischen Komfort um den Faktor 2 erhöht werden kann.
Voraussetzung für eine hohe solare Deckungsrate mit zusätzlichem finanziellen Anreiz für Mieter und Vermieter ist ein „Zusammenschluss zum Eigenverbrauch“ (ZEV) der vier auf dem jeweiligen Flachdach sowie an Fassaden installierten PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 160 kW. Durch Fassadenmodule mit südlicher, östlicher und westlicher Ausrichtung kann auch die Winter-, Morgen- und Abendsonne optimal genutzt werden. Maßgeblich beteiligt an dieser Lösung ist Prof. Dr. David Zogg von der Fachhochschule Nordwestschweiz.
Bild 4 Mit dem Eigenverbrauchsmanager lassen sich die eingestellten Werte von Trinkwassererwärmer, Pufferspeicher und die Solltemperatur der 35 Wohnungen in Abhängigkeit des PV-Stromangebots bzw. von Preissignalen übersteuern. Der solare Deckungsgrad konnte dadurch gegenüber einer konventionellen Betriebsweise verdoppelt werden.
Voraussetzung für die Einspeicherung von Energie in die Gebäudemasse sind KNX-Raumbedienstationen in jeder Wohnung, die mit dem zentralen Eigenverbrauchsmanager (Bild 4) verbunden sind. Der Nutzer hat damit die Möglichkeit, den Sollwert individuell festzulegen. Abweichend von der Auslegungsnorm bevorzugen die Bewohner zwar eine Raumtemperatur von 23 °C, jedoch lässt sich das Raumbediengerät bei Solarstromüberschuss bzw. bei Strommangel zentral durch den Eigenverbrauchsmanager übersteuern. In einer ersten Messperiode wurde der Nachweis erbracht, dass ein jährlicher Autarkiegrad von 45 % (ohne Batteriespeicher) erreicht werden kann.
Gemessen wurden der Stromverbrauch der vier Erdwärmesonden-Wärmepumpen, der Stromverbrauch für die Trinkwassererwärmung, der Haushaltsstrom sowie der Ladestrom für E-Mobilität (zwei Pkw-Ladestationen). Durch den Zusammenschluss der PV-Anlagen (ZEV) profitieren die Mieter von einer 8%igen Einsparung an Netzstrom, so das Ergebnis der Auswertung der ersten Messphase.
Ein zusätzlicher Anreiz zur Nutzung überschüssigen PV-Stroms wird durch eine grüne LED im Raumbediengerät und durch grün aufleuchtende Steckdosen angezeigt. Der Netzbezug des Areals lag in der ersten Messphase bei nur 1200 kWh/(Pers ∙ a), inklusiv Haushaltsstrom, Heizen, Warmwasser und E-Mobilität.
Um verschiedene Regelungsstrategien zur weiteren Verbesserung des Eigenverbrauchs von PV-Strom zu testen, wurden in den drei baugleichen Häusern zusätzlich die folgenden Strategien erprobt und messtechnisch ausgewertet:
● Standardregelung ohne automatische Optimierung,
● Optimierung über Pufferspeicher und Trinkwassererwärmer sowie
● Optimierung über Pufferspeicher, Trinkwassererwärmer und Speichervermögen des Gebäudes.
Dabei hat sich gezeigt, dass die in der Simulation berechnete Verdoppelung (Faktor 2) des solaren Deckungsgrades durch die intelligente, regelungstechnische Verknüpfung von Wärmepumpe, Pufferspeicher, Trinkwassererwärmer und Gebäudemasse auch in der Praxis erreichbar ist. Bei der einfachen Optimierung mit Speichertemperaturüberhöhung lag der solare Deckungsgrad beim 1,7-Fachen.
Aufgrund der Ergebnisse der ersten Simulation entschieden sich die Planer bei den baugleichen Gebäuden 1 bis 3 für folgende Überdimensionierungen gegenüber einer Standard-Auslegung:
● Pufferspeicher 1500 l (Faktor 3)
● Trinkwassererwärmer 2190 l (Faktor 2)
● Wärmepumpe B0W35, Heizleistung 29,7 kW (Faktor 1,2)
Die Leistungszahl der Wärmepumpen liegt bei 4,85. Die Autoren der Untersuchung betonen, dass in jedem Fall die strengen Vorgaben zur Legionellen-Vorbeugung nach der neuen SIA-Trinkwassernorm 385/1 und 385/2 eingehalten werden.
Weiterführende Literatur: P. Zogg et al.: Innovative Eigenverbrauchsoptimierung für Mehrfamilienhaus – Arealüberbauung mit lokaler Strombörse in Möriken-Wildegg, Bundesamt für Energie, Schlussbericht November 2020 (→ Download). Der Schlussbericht über die 2. Messphase wird voraussichtlich Anfang 2022 erscheinen.
Lebensmittel kühlen: Reversierbare CO2-Wärmepumpe für Migros-Filiale
CO2-Booster-Kälteanlagen gelten bei der Kühlung von Lebensmitteln schon seit einiger Zeit als Stand der Technik. Dank der Pionierarbeit verschiedener Lebensmittelketten wurden diese Systeme in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt und ihre Energieeffizienz verbessert.
In der Schweiz gilt die Einkaufsgenossenschaft Migros als der Pionier bei der Einführung von CO2-Kälteanlagen bei der Plus- und Tiefkühlung. Nach eigenen Angaben wurden 2020 bereits in 78 % der Migros-Filialen Kälteanlagen mit natürlichen Kältemitteln eingesetzt. Ziel ist der Ausstieg aus synthetischen Kältemitteln mit einer Reduktion um 95 % bis 2035. Bereits im Jahr 2019 definierte Migros das Kältemittel CO2 als Standard bei der Lebensmittelkühlung im Supermarktbereich.
Das Treibhauspotenzial von 1 (GWP), die inzwischen niedrigen Investitionskosten, die hohe Effizienz und der im Vergleich zu synthetischen Kältemitteln deutlich niedrigere TEWI-Wert (Total equivalent warming impact – Berechnungsmethode über die Auswirkungen des Betriebs von Kälteanlagen auf den Treibhauseffekt) hat Migros dazu bewogen, die CO2-Booster-Kältetechnik auch für reversierbare Wärmepumpen beim Ersatz fossiler Heizungssysteme einzusetzen.
Im Einkaufszentrum Surseepark im Kanton Luzern wurden 2019/20 im Zuge von Umbaumaßnahmen im Einkaufscenter II die bestehende Öl-Heizung und die bestehenden Flüssigkeitskühler für die Klimaanlage durch zwei reversierbare CO2-Luft/Wasser-Wärmepumpen mit einer gesamten Heiz- und Kühlleistung von 1,2 MW ersetzt. Zusätzlich wird die Abwärme der separat aufgestellten CO2-Booster Kälteanlagen für die Lebensmittelkühlung mit einer Kälteleistung für die Pluskühlung von 142 kW und für die Minuskühlung von 70 kW an den gemeinsamen Heizwasserspeicher abgegeben (Bild 5).
Bild 5 Systemübersicht der reversierbaren CO2-Wärmepumpe im Einkaufszentrum Surseepark im Kanton Luzern. Die Leistung der beiden Heiz-/Kühlaggregate liegt bei 1,2 MW. Durch den Einbau von Ejektoren konnte die Effizienz der Wärmepumpe um 20 bis 30 % gesteigert werden.
Die bestehenden hydraulischen Netze, Heizung 30/50 °C, Klima 12/7 °C, wurden beibehalten. Im Vorfeld wurde auch der Einsatz von Propan (R290) und Ammoniak (R714) als Kältemittel geprüft, jedoch nach Abwägung aller Vor- und Nachteile wieder verworfen. Für CO2 als Kältemittel sprachen folgende Gründe:
● Die Jahresarbeitszahl (JAZ) einer CO2-Wärmepumpe ist um 6 % höher als die JAZ einer mit Ammoniak und um 21 % höher als die JAZ einer mit Propan betriebenen Wärmepumpe.
● Mit CO2 werden die geforderten Heizungs-Vorlauftemperaturen von + 50 °C erreicht.
● Eine hohe Temperaturspreizung der Heizungsvor- und -rücklauftemperatur von 20 K kann eingehalten werden.
● Einsatz gefluteter Verdampfer und Vorverdichtung von gasförmigem CO2 durch sogenannte Ejektoren (Energierückgewinnung aus dem Entspannungsvorgang aufgrund der hohen Drucklage bei CO2-Anlagen).
● Direkte Wärmeabgabe im Gaskühler ohne Wärmeträger und zusätzlichem Wärmegang.
Die Entwicklung der reversierbaren CO2-Wärmepumpe war allerdings keinesfalls trivial. Die Herausforderungen lagen u. a. in der Beschaffung geeigneter Komponenten für die hohen Systemleistungen unter Berücksichtigung der Drucklage von CO2.
Auch den Teillastbetrieb und die damit einhergehende Regelungstechnik gab es nicht von der Stange. So berichtet Jonas Schönenberger von der ausführenden Kältefirma Frigo-Consulting AG, Gürnlingen / Bern, von einer relativ langen Phase der Betriebsoptimierung und der Notwendigkeit eines „Fine-tunings“, sowohl auf der Seite der Regelung (Takten) als auch bei der Hydraulik, und hier speziell bei der Rücklauftemperatur.
Die wohl wichtigste Erkenntnis aus dem umfangreichen Messprogramm: Die Implementierung von Ejektoren1) steigert die Effizienz zwischen 20 und 30 % und erschließt somit komplett neue Anwendungen für CO2-Wärmepumpen. Eine abschließende Bewertung erfolgt im finalen Schlussbericht Ende 2021.
1)…………
Ejektoren basieren auf dem von Strahlpumpen bekannten Impulsaustausch-Prinzip, bei dem einem in einer Düse (Venturi) beschleunigtem Treibstrahl (Treibmedium) durch den unmittelbar nach der Düse herrschenden geringen Druck ein anderes Medium (Saugmedium), das unter geringerem Druck steht, beigemischt wird. Als Ejektor (lat. „Auswerfer“) wird üblicherweise eine Strahlpumpe bezeichnet, die einen Unterdruck erzeugt, also eine vorwiegend absaugende Wirkung hat. In der Vakuumtechnik ist beim Einsatz von Ejektoren nicht der Fluidtransport, sondern die Erzeugung / das Halten des Unterdrucks (Vakuum) am Saugmedium-Anschluss das Ziel.
…………..
n-Butan-Wärmepumpe: Zurzeit nur ein Nischenprodukt für kalte Fernwärme
Für den Einsatz in Niedrigtemperatur-Fernwärmenetzen oder bei der kalten Fernwärme werden Wärmepumpen benötigt, die mit geringem Temperaturhub – etwa 20 bis 30 K – möglichst effizient arbeiten. Eine solche Wärmepumpe stellte Enrico Da Riva, Haute École d‘Ingénierie et de Gestion du Canton de Vaud (HEIG-VD), auf der Wärmepumpen-Veranstaltung vor.
Es handelt sich um eine Wasser/Wasser-Wärmepumpe, die aufgrund des Kältemittels n-Butan (R600, GWP 3) bei einer Verdampfungstemperatur von 35 °C arbeitet. Bei nur 450 g Kältemittel-Füllmenge leistet der Prototyp 7 bis 8 kW (Bild 6).
Bild 6 Prototyp einer Wasser/Wasser-Wärmepumpe mit dem Kältemittel n-Butan (R600) für den Einsatz in Niedrigtemperatur-Fernwärmenetzen im Labor der HEIG-VD. Das Kältemittel mit einem GWP von 3 eignet sich für Wärmequellentemperaturen von über 40 °C und Temperaturhüben von 20 bis 30 K.
Das halogenfreie Kältemittel n-Butan ermögliche im Vergleich zu synthetischen Kältemitteln wie R134a (GWP 1430) oder R1234yf (GWP 7) einen höheren COP, niedrigere Drücke und weniger anspruchsvolle Bedingungen für die Verdichterkühlung. Ein Prototyp der n-Butan-Wärmepumpe erreichte einen COP zwischen 5 und 8 bei einer Wärmequellentemperatur von 43 °C und Heizwassertemperaturen zwischen 47 und 65 °C, berichtete Da Riva.
Konventionelle Wärmepumpen würden bei Einsatz in Niedrigtemperatur-Fernwärmesystemen eine effizienzmindernde Kühlkreislaufschleife auf der Wärmequellenseite erfordern, da deren Kältemittel mit niedrigeren Verdampfungstemperaturen arbeiten.
Als Verdichter verwendet Da Riva den semi-hermetischen Kolbenverdichter HEX251CS von Officine Mario Dorin S.P.A., Compiobbi (FI), Italien, mit ATEX-Zertifikat, der für explosionsgefährdete Bereiche zugelassen ist. Aufgrund der vorliegenden Messreihen geht Da Riva davon aus, dass mit dieser Wärmepumpe Vorlauftemperaturen von bis zu 85 °C erzielt werden können. Allerdings sei es notwendig, den Verdichter noch einem ausgiebigen Lifetime-Test zu unterziehen, auch unter dem Aspekt der Langzeitstabilität von Kältemaschinenölen.
Kompakt zusammengefasst
■ Durch sinkende Preise für Photovoltaik-Anlagen könnte sich die Kombination von Wärmepumpe und Photovoltaik-Anlage kurzfristig zum Standard entwickeln.
■ In Kombination mit Speicheroptionen, Netzdienlichkeit, Sektorenkopplung, Raumkühlung und Wirtschaftlichkeit wird dies auch die Auslegungskriterien beeinflussen.
■ Solche Trends greift das internationale Projekt „Comfort and Climate Box (CCB)“ auf, alle Komponenten sollen dabei in einer modularen Weise optimal aufeinander abgestimmt arbeiten.
■ Die gleichzeitige Verbreitung von E-Mobilität, Wärmepumpen und die Energiespeicherung bietet Ansätze für neue Geschäftsmodelle und für integrierende Akteure.
■ Wärmepumpen-Anwendungen mit natürlichen Kältemitteln bieten bereits heute überzeugende Vorteile; es gibt aber kaum fertige Lösungen.
Ausblick
Der Wärmepumpenmarkt boomt, aber er wird sich verändern. Ganzheitliche Konzepte unter Betrachtung der Netzdienlichkeit und einer möglichst hohen Selbstversorgung mit PV-Strom sind gefragt.
Über kurz oder lang kommt die Branche auch nicht umhin, auch die Herkunft der grauen Energie für die Herstellung von Geräten und Komponenten beziehungsweise die Lieferketten für das Zubehör einer Nachhaltigkeitsprüfung (CO2-Fußabdruck) zu unterziehen.
Hinzu kommt ein vorprogrammierter Wechsel bei den Kältemitteln, der wahrscheinlich zu ganz neuen Lösungen führt. Bei weiter fallenden Preisen für PV-Anlagen dürfte sich auch der Wettlauf um die höchste Wärmepumpeneffizienz zugunsten der höchsten Wirtschaftlichkeit relativieren.
Dieser Beitrag von Wolfgang Schmid erschient zuerst unter dem Titel „Wärmepumpen-Effizienz darf nicht der dominante Fokus sein“ im TGA Fachplaner 09-2021.
Fachberichte mit ähnlichen Themen bündelt das TGAdossier Wärmepumpe