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- Ein neues Konzept für die Flächenkühlung trennt die Kühlfläche und die Raumluft durch eine wärmedurchlässige Bespannung.
- Dadurch kann das Kühlelement mit Temperaturen unter der Taupunkttemperatur der Raumluft ohne Kondensatausfall betrieben werden
- Das Paneel kann die Funktionen Kühlen, Heizen, Beleuchtung, Akustik und Design in einem vorgefertigten, modularen und wiederverwendbaren System vereinen.
- Mitte 2017 soll es verfügbar sein.
Die Kühlung über thermisch aktivierte Bauteiloberflächen, Kühldecken und -segel stößt schnell an eine Grenze: Erreichen die gekühlten Oberflächen (bzw. die Rohrregister) die Taupunkttemperatur der Raumluft, bildet sich Kondenswasser. Ein neuartiges Konzept, das Forscher des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP entwickelt haben, eliminiert nun das Kondenswasser-Problem. Dazu werden die eigentlichen Kühlflächen mit einer über die Deckenpaneele gespannten, wärmedurchlässigen Spezialpolymerfolie von der Raumluft getrennt. Die Bespannung wirkt wie ein Isolierglas und ermöglicht es, mit den Paneelen weit unterhalb der Taupunkttemperatur zu arbeiten Abb. 1.
Die kalten Kühlflächen nehmen die von Personen abgegebene Wärmestrahlung direkt, geräuschlos und zugluftfrei auf. Die Flächen werden auf Knopfdruck oder per Anwesenheitssensorik gekühlt, sodass sich unterhalb der Module innerhalb von rund drei Minuten ein angenehmes Klima einstellt.
„Unser System ist weltweit einzigartig“, sagt Alexander Buff, Wissenschaftler am IBP in Rosenheim. Das Konzept wurde von der Fraunhofer Venture Group gefördert und zum Patent angemeldet. Aktuell wird das Projekt „Clear Sky Cooling“ unter dem Namen „Interpanel GmbH“ aus Fraunhofer ausgegründet, mit Buff als Geschäftsführer. Mitte 2017 soll das multifunktionale Flächenkühl- und Heizsystem verfügbar sein.
Neben der Umgehung der Anwendungsbeschränkung Taupunkttemperatur sind die Deckenmodule multifunktional. Sie sind etwa 2 m2 groß und können als effiziente LED-Flächenbeleuchtung eingesetzt werden. Eine akustische Aktivierung vereinfacht die Schnittstellenplanung. Die Integrationsdichte spart Bauvolumen und Installationszeit. Die individuell bedruckbaren Folien sind wechselbar und die Module können demontiert und neu eingesetzt werden.
Das Umgehen der Taupunkttemperatur ermöglicht es, das System auch in offenen Bereichen, etwa an Industriearbeitsplätzen oder Großraumbüros, und zonal einzusetzen. Anstatt im Raum kalte Luft zu verwirbeln, absorbieren die Module Strahlungswärme nur dort, wo ein Wohlfühlklima benötigt wird, mit einem entsprechend geringen Energieeinsatz.
Anwendung sehen die Entwickler insbesondere in gesundheitlich sensiblen Berei-chen, wie Krankenhäusern, Rehazentren und Fitnessstudios, aber auch in Großraumbüros, Kongressräumen sowie an Industriearbeitsplätzen.
Vorgeführt wird Clear Sky Cooling auf der BAU vom 16. bis 21. Januar 2017 in München auf der Sonderschau „Fraunhofer StadtLabor – mit Forschung und Entwicklung Lebensräume gestalten“ in Halle C2, Stand 538.DR