Wird in Deutschland eine vorhandene elektrische Nachtstromspeicherheizung gegen eine Öl- oder Gasbrennwertheizung ausgewechselt, sinken die globalen CO2-Emissionen nicht, sie steigen. Und zwar deutlich. Hätten Sie das vermutet?
Eine in Deutschland installierte Photovoltaikanlage spart zwar Primärenergie, verringert aber nicht die globalen CO2-Emissionen. Hätten Sie das geahnt?
Eine in Deutschland installierte elektrisch angetriebene Wärmepumpe lässt sich nicht nur ohne CO2-Emissionen am Einsatzort betreiben, auch die globalen CO2-Emissionen steigen nicht. Wird im Bestand eine Öl- oder Gasheizung gegen eine elektrisch betriebene Wärmepumpe ausgewechselt, wird diese sogar zur CO2-Senke. Um noch eines draufzusetzen: Eine elektrische Direktheizung würde genau das gleiche erreichen. Hatten Sie das schon vermutet?
Ordnungspolitische Maßnahmen für mehr Umweltschutz führen nicht automatisch zum angestrebten Ziel. Die Haustechnik markiert eine brisante Schnittstelle, weil nur ein Teil der üblicherweise eingesetzten Energieträger dem CO2-Emissionshandel unterliegt.
Für Techniker ist das nur schwer zu akzeptieren. Um die oben ausgeführten Thesen physikalisch zu belegen, dürfte es schwierig sein, eine entsprechende Bilanzgrenze zu ziehen. Implizit ist sie ja ohnehin vorgegeben und verläuft mit einigen Kilometern Abstand rund um unseren Planeten. Zumindest theoretisch. Ordnungspolitisch hat diese Einhüllung aber durch den Handel mit CO2-Emissionszertifikaten einige Einbuchtungen. Aus Bilanzräumen werden so Bilanzträume:
Wird Strom gespart, werden CO2-Emissionszertifikate nicht benötigt und können an andere weiterveräußert werden, die dann eine entsprechende Menge CO2 freisetzen. Wird mehr Strom, beispielsweise durch den massiven Zubau von Wärmepumpenheizungen benötigt, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wird er separat CO2-frei (bzw. CO2-arm) erzeugt, dann stimmt die oben aufgestellte These automatisch. Wird er beispielsweise mit einem Braunkohlekraftwerk ohne CO2-Abscheidung produziert, müssen dafür CO2-Emissionsberechtigungen eingesetzt werden, die entweder irgendwo eingespart wurden oder durch andere Kompensationsmaßnahmen zu einer äquivalenten CO2-Emissionsminderung geführt haben. Auch dann stimmt die oben aufgestellte Behauptung: Die CO2-Emission bleiben konstant.
Für eine Substitution der Heizenergieträger Öl und Gas durch eine elektrisch betriebene Wärmepumpe wurde die Kraftwerksseite oben dargelegt. Da Öl und Gas zu Heizzwecken dem CO2-Emissionshandel nicht unterliegen, darf sich eine elektrisch betriebene Wärmepumpe die eingesparten CO2-Emissionen aus der Feuerung voll anrechnen und wird somit zur CO2-Senke.
Nun wird natürlich nicht nach jedem Austausch eines Wärmeerzeugers neu bilanziert. Einzelne Effekte überlagern sich, sodass die Praxis einiges kompensiert. Der prinzipielle Fehler im bisherigen System wird davon aber nicht negiert und dringt jetzt immer stärker in die Politik vor. Auch bei denen, die einen grundsätzlichen Wandel blockieren, denn eine längere Laufzeit von Kernkraftwerken würde sonst kaum CO2 einsparen. Es ist also zu erwarten, dass solche Themen kreuz und quer diskutiert schon im nächsten Wahlkampfjahr die Gazetten füllen.
Mein Tipp: Die meisten unserer Kunden legen ihre Bilanzgrenze um das eigene Grundstück. Hier wird der Einfluss sichtbar, hier herrscht nachvollziehbare Transparenz. Energie wechselt in die eine Richtung, Geld in die andere Richtung; allerdings kommt nicht für jeden Energieträger regelmäßig eine neue Rechnung. Wirtschaftlichkeit und Energieeinsparung, dass sind die Themen, die den Markt bewegen. Hier sollte unser Beratungsschwerpunkt liegen.
Das TGA-Team wünscht Ihnen, Ihren Angehörigen und Mitarbeitern eine schöne Advents-zeit und sofern wir uns vor den Festtagen in der kommenden TGA-Ausgabe (am 19. Dezember) nicht mehr treffen, frohe Weihnachten und einen guten Start in ein erfolgreiches Jahr 2009.
Ihr
Jochen Vorländer, Chefredakteur TGA FachplanerSie sind anderer Meinung?
Ich freue mich darauf:
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