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Coronavirus-Krise

Auch an den Neustart denken

Die Reaktionen auf die Verbreitung des Coronavirus haben auch drastische Auswirkungen für Planungsbüros und die gesamte TGA/SHK-Branche. Für den Neustart kann sie einen wichtigen und doppelt nachhaltigen Beitrag leisten.

Messen, Kongresse, Tagungen, Seminare: verschoben, abgesagt, ins Netzt verlagert. Planungsbüros: verwaist, ein ganzer Berufsstand im Homeoffice.

Auftragsbücher, in denen hauptsächlich abgehakt und kaum noch etwas hinzugefügt wird. Stockende oder ruhende Projekte, Lieferengpässe, ausbleibende Kolonnen. Auftraggeber, die selbst viele Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt haben und für Entscheidungen noch kompliziertere Wege haben. Rechnungen, die noch länger laufen als bisher oder sogar unbegründet zurückgewiesen werden. Der VBI und die Bauindustrie sahen sich schon Mitte März genötigt, die öffentliche Hand aufzufordern, eingehende Rechnungen um­gehend zu begleichen.

Ganze Industriezweige in Kurzarbeit. Hilfsprogramme, deren Volumen und Adressatenkreis vor Augen führen, wer und was schon nach wenigen ­Tagen „Wir bleiben zu Hause“ existenziell bedroht ist.

Verstörende Statistiken aus der ganzen Welt, obwohl sie oft nur die verfügbare Testkapazität und nicht die tatsächliche Verbreitung des Coronavirus abbilden. Doch schon die halbe Wahrheit mahnt uns nachdrücklich, warum die Beschränkungen notwendig sind und warum noch keine Lockerung absehbar ist. Warum Abstand momentan so wichtig ist.

Eine Meldung, die den Ausnahmezustand auf ganz andere Art zuspitzt: Deutschland wird sein Klimaschutzziel für 2020 – eine Reduktion des Treibhausgasausstoßes um 40 % gegenüber 1990 – voraussichtlich erreichen und eventuell sogar deutlich übertreffen. Was die Denkfabrik Agora Energiewende prognostiziert hat, galt noch vor wenigen Wochen als ausgeschlossen. Zwar haben ausgeprägte Stürme in einem milden Winter einen bedeutenden Anteil, je nach Szenario werden die Folgen der Coronavirus-Krise jedoch deutlich größer ausfallen.

Doch es ist auch wichtig, schon jetzt darüber nachzudenken, wie nach der Krise die Wirtschaft wieder nachhaltig angekurbelt werden kann. Billiges Bauen durch die Lockerung energetischer Anforderungen ist sicher die falsche Antwort. Verbilligtes Bauen und Modernisieren mit hoher Nachhaltigkeit könnte konjunkturelle Entwicklung und Energiewende sinnvoll kombinieren.

Einen großen Beitrag kann dabei die Heizungsmodernisierung leisten. Ab Seite 6 wird gezeigt, dass selbst bei eher ungünstigen Annahmen eine neue Heizung trotz hoher Anschaffungskosten die Kosten für den Betreiber sofort senken kann. Obwohl dies finanzielle Zukunftssorgen entspannen kann, wird dieser zudem kaum bekannte Umstand in den kommenden Monaten nicht als Argument ausreichen. Hier könnte der Bund mit intelligenten Maßnahmen einspringen, beispielsweise mit einer weiteren Flexibilisierung des KfW-Förderprogramms 167, einer staatlichen Ausfallgarantie oder einem zeitlich begrenzten Sonderbonus.

Das Berechnungsbeispiel zeigt auch, dass bei einer Heizungsmodernisierung künftig weiter und größer gedacht werden muss. Das erfordert eine tiefgehende Beratung und kundige Berater. Und es führt letztendlich zu einer höheren Wertschöpfung in unserer Branche: Für das System mit den geringsten Gesamtkosten ist der Betrag auf der Rechnung des Heizungsbauers genau doppelt so hoch wie bei der bisher überwiegend ausgeführten Standarderneuerung. Ein staatlich geförderter Modernisierer muss trotzdem kaum mehr investieren und kann obendrein den Eigenanteil so günstig finanzieren, dass statt einer langfristigen Refinanzierung eine sofortige Kostensenkung möglich ist.

Jochen Vorländer
Chefredakteur TGA Fachplaner
vorlaender@tga-fachplaner.de

Alle TGAkommentare finden Sie im TGAdossier TGA-Leitartikel.