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Konjunkturprogramm

Bestechend einfach umsetzbar

Das Umweltbundesamt hat für den Gebäudebereich Maßnahmen ­vorgeschlagen, die gleichermaßen der Nachfrage und dem Klimaschutz dienen. Berlin könnte sie schnell und bestehend einfach umsetzen.

„Konjunkturprogramme haben einen Haken: Sobald eine Maßnahme auch nur diskutiert wird, kann die Nachfrage in diesem Bereich ein­brechen. Die beste und nachhaltigste Wirkung hätten sie, wenn Berlin sie quasi über Nacht zur Verfügung stellt.“ So hatten wir an gleicher
Stelle in TGA 05-2020 gemahnt.

Zwischenzeitlich hat das Umweltbundesamt (UBA) mit dem Positionspapier „Nachhaltige Wege aus der Wirtschaftskrise“ einen Aktionsplan vorgestellt, der für Corona-Konjunkturpakete sowohl die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Wirtschaftsweise als auch konkrete Maßnahmen in den Blick nimmt. Die UBA-Vorschläge für den Gebäudebereich lassen sich sehr schnell umsetzen – ohne die adressierten Märkte zu verunsichern.

Das UBA geht davon aus, dass die Wirtschaftskrise zunehmend auch die gesamte Bauwirtschaft erfasst. Deshalb sei es sinnvoll, nachhaltiges Bauen und insbesondere die energetische Sanierung verstärkt zu fördern. Ein besonderer Vorteil sei, dass hier eingesetzte Fördermittel eine große Hebelwirkung haben und ein deutlicher Schub bei der energetischen Sanierung zur Erreichung der Klimaziele ohnehin erforderlich ist. Das UBA schlägt vor, für eine schnelle Umsetzung nach Möglichkeit bestehende Förderprogramme aufzustocken.

Eine für die TGA/SHK-Brache wichtige Anregung ist die Weiterentwicklung der „Klimaprämie für neue Heizungen“ (MAP). Da Heizsysteme auf der Basis fossiler Energieträger mit 85 % Marktanteil beim Geräteverkauf und 90 % im Bestand nach wie vor dominant sind, gehe es darum, „einen Strukturwandel zu Heiztechniken, welche für Klimaneutralität erforderlich sind, anzustoßen“. Konkret wird vorgeschlagen, dass die Förderung für Wärmepumpen und solarthermische Anlagen um mindestens 10 Prozentpunkte erhöht wird und Wärmepumpen mit natürlichen Kältemitteln sollten einen zusätzlichen Bonus erhalten. Eine Förderung von Heiztechnik, die biogene Brennstoffe einsetzt, will das UBA allerdings vom Extrabonus ausschließen.

Auch die „Klimaprämie für Gebäude / Gebäude­sanierung“ will das UBA temporär erhöhen, da die Sanierungsquote des Gebäudebestands schon ohne ­Coronavirus-Krise viel zu niedrig ist und die erreichten Sanierungsstandards nicht ausreichend sind. Zudem verursache jeder Neubau zusätzliche Treibhausgasemissionen.

Aus Sicht des Umweltbundesamts ermöglicht serielles Sanieren auf Nullenergiebilanz mit industriell vorgefertigten Bauteilen bezahlbare Preise und könne die Bauwirtschaft von „überwiegend einzelhandwerklichen Tätigkeiten“ zu einer „Industriestruktur mit Sanierungsfabriken“ weiterentwickeln. Die Bundesregierung sollte die Wohnungswirtschaft und die Bauwirtschaft deshalb so unterstützen, dass in drei Jahren mindestens 100 000 Wohnungen auf diese Weise saniert werden.

Außerdem sollte die Förderung der Sanierung auf langfristig klimaschutzkompatible Standards („Effizienzhaus 55“ und „Effizienzhaus 40“) für mindestens 100 000 Häuser um mindestens 10 Prozentpunkte erhöht werden. Bei der „Klimaprämie für neue Gebäude“ schlägt das UBA vor, die Förderung für den Standard „Effizienzhaus 40 plus“ um mindestens 5 Prozent­punkte zu erhöhen.

Die Maßnahmen erscheinen gut geeignet, schnelle und nachhaltige Impulse zu setzen. Bei den zeitlich oder nach Anzahl begrenzten Maßnahmen sollte aber ein sanfter Ausstieg vorgesehen werden, damit der Nachfrageschock nicht nur verschoben wird.

Jochen Vorländer
Chefredakteur TGA Fachplaner
vorlaender@tga-fachplaner.de

Alle TGAkommentare finden Sie im TGAdossier TGA-Leitartikel.