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Virtuelle Branchenmessen

Auf ins Neuland!

Es spricht alles dafür, die virtuellen Branchenmessen als neue Plattform offen anzunehmen und Zeit für ein intensives Tummeln einzuplanen. Und haben Sie keine Scheu, in dieser Ausprägung ist es für alle Teilnehmer Neuland.

Können Sie sich noch an Ihren letzten Besuch einer Branchenmesse erinnern? Keine Sorge, Sie haben sich nichts bei mir ausgeliehen oder Versprechen vergessen ...

In meinem Kalender sind es die ISH 2019 und bereits 2018 Chillventa und GET Nord. Die Chillventa wird nun vom 13. bis 15. Oktober 2020 ausschließlich online als Chillventa eSpecial stattfinden, im März 2021 folgt die ISH mit einem ähnlichen Konzept. Die Messehallen bleiben leer.

Echte Messebesuche haben einen eigenen Charakter. Schlecht getimt steht man bei An- und Abreise im Stau, selbst einfache Hotels verlangen 5-Sterne-Zimmerpreise. Vermissen werde ich auch nicht just zur Messe angesetzte Streiks im öffentlichen Nahverkehr (gefühlt bei jeder SHK Essen), überforderte Winterdienste (ISH 2013) und abgesagte Flüge durch Vulkan­asche (Eyjafjallajökull, IFH und Hannover Messe 2010).

Nach einem echten Messebesuch sind lahme Füße, gereizte Schleimhäute und lädierte Stimmbänder quasi vorprogrammiert, aber doch nur ein kleiner Tribut für hochwertige Informationen, nette Gespräche, neue Ideen und unverhoffte Treffen auf den Gängen.

Klar, spätestens auf dem Rückweg von der Messe ist man angesichts des hohen Aufwands und parallel aufgelaufener E-Mails und Sprachnachrichten einem „nie wieder“-Schwur nahe … und wird bei der ersten Gelegenheit doch sofort rückfällig. Messen haben eben ihren ganz eigenen Reiz.

Die anstehenden virtuellen Events Chillventa eSpecial und ISH digital werden vermutlich weniger ungeplante Inspiration durch visuelle Impulse und aufgeschnappte Stichworte bieten. Dafür muss man keine Unterlagen schleppen, keine Leerzeiten beim Warten auf noch besetzte Ansprechpartner erdulden, muss sich nicht auf langen Wegen zwischen Verabredungen abhetzen, stolpert nicht über fremde Rollkoffer. Auch der schnelle Zugang zur eigenen Kaffeemaschine bekommt eine ganz neue Wertschätzung.

Und wenn zwischendurch ein Projekt die Aufmerksamkeit erfordert, muss man nicht auf verqualmte Flächen zwischen den Messehalten flüchten, sondern hat am Schreibtisch und PC alle Unterlagen zur schnellen Lösungsfindung griffbereit.

Es spricht also alles dafür, die Plattform virtuelle Branchenmesse offen anzunehmen und Zeit für ein intensives Tummeln einzuplanen. Man sollte auch keine Kommunikationsscheu haben, das Format und das Matchmaking sind in dieser Ausprägung für alle Teilnehmer weitestgehend Neuland. Und wem das Format dann doch nicht zusagt, kann die Rückreise mit einem Klick absolvieren.

Vielleicht wird mit dem Chillventa eSpecial und der ISH digital Geschichte oder Zukunft geschrieben. Allein dies sollte Anreiz genug zum Teilnehmen sein, denn nur wer dabei war, kann später mitreden und ist bei folgenden virtuellen Events als Profi unterwegs.

Noch nicht Überzeugte könnten dieser Aufforderung entgegenhalten, dass man ja auch jederzeit bei einer Frage zum Telefon greifen kann. Aber genau hier ist der Unterschied: Auf einer Messe, ob physisch oder virtuell, bekommt man – in der Regel – Antworten auf seine Fragen. Der eigentliche Mehrwert einer Messe ist aber, dass man Antworten auf Fragen bekommt, die man sich noch gar nicht gestellt hatte.

Ich freue mich, wenn wir uns online auf den virtuelle Branchenmessen treffen, gezielt oder auch „im Gang“.

Jochen Vorländer
Chefredakteur TGA Fachplaner
vorlaender@tga-fachplaner.de

Alle TGAkommentare finden Sie im TGAdossier TGA-Leitartikel.