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Brennstoffzellenheizung

“Nicht wirtschaftlich zu betreiben“

Es ging wie ein Lauffeuer über die Weltleitmesse ISH: „Vor dem Hintergrund der politischen Dekarbonisierungsziele und der daraus abgeleiteten strategischen Fokussierung [auf Wärmepumpen und erneuerbare Energien] wird die Vaillant Group ihre Entwicklungskapazitäten im Bereich der Brennstoffzellentechnologie reduzieren und die Markteinführung ihres Brennstoffzellenheizgeräts für Einfamilienhäuser bis auf Weiteres aussetzen. Derzeit können Immobilienbesitzer ein solches Brennstoffzellenheizgerät nicht wirtschaftlich betreiben. Sollten sich die Bedingungen grundlegend ändern […], wird die Vaillant Group entsprechend reagieren.“

Die Warteschleife steht in einem gewissen Kontrast zu anderen Aussagen auf der ISH. Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie sieht die Brennstoffzellenheizung als wichtigen Beitrag zum Gelingen der Energiewende und die VDMA-Arbeitsgemeinschaft Brennstoffzellen setzt darauf, dass mit dem den Markthochlauf begleitenden KfW-Förderprogramm 433 im Jahr 2023 bis zu 140 000 Geräte in Deutschland am Netz sind und das Installationsvolumen dann bei 70 000 Anlagen pro Jahr liegt.

Bosch Thermotechnik will weiterhin Brennstoffzellenheizgeräte verkaufen, erwartet aber „keine 1000er-Stückzahlen“ – bedingt durch das technische Konzept sei der Preis dafür zu hoch. Viessmann, mit dem ersten in Europa in Großserie produzierten Brennstoffzellenheizgerät Vitovalor 300-P (0,75 kWel und 1 kWth) seit April 2014 am Markt, verweist darauf, dass dieses durch 9300 Euro KfW-Zuschuss und eine pauschalierte Zahlung für den KWK-Strom von 1800 Euro bei den Anschaffungskosten mit einer üblichen Wärmepumpenanlage vergleichbar ist.

Nimmt man die VDMA-Zahlen, schreibt den Wert aus 2023 bis 2030 fort (dann 630 000 Geräte) und setzt die für ein typisches Einfamilienhaus eigentlich zu hohen Vitovalor-300-P-Leistungswerte an, würde sich bei 100 % Verfügbarkeit eine Gesamtleistung von 473 MWel (unter 1 % des heutigen Leistungsbedarfs) ergeben. Durch die überwiegende Selbstnutzung können die Anlagen zur Überbrückung einer „Dunkelflaute“ allerdings kaum etwas konkret beitragen.

Ein größerer Unterschied beim Leistungsbedarf würdesich erst ergeben, wenn man auch die Wärmeversorgung heranzieht und ansetzt, dass die 630 000 Wohnungen nicht mit Erdgas, sondern während einer kalten Dunkelflaute ausschließlich über Wärmepumpen mit Netzstrom versorgen werden. Bezüglich der Leistungsvorhaltung wären dann die Brennstoffzellen vorteilhaft, für die Klimaziele jedoch eine Last. Und die Bundesregierung hat bereits signalisiert, dass die Förderung ausschließlich fossil befeuerter Heiztechnik bis 2020 auslaufen wird.

Ein Ausweg wäre die (anteilige) Nutzung regenerativ erzeugten Methans (Power-to-Gas; P2G). Allerdings wäre es effektiver, P2G zentral zu verstromen: Der elektrische Wirkungsgrad ist höher, es lässt sich über Wärmepumpen mehr Wärme generieren und das CO2 ließe sich günstiger zurückgewinnen. P2G hat momentan für die Bundesregierung ohnehin nur „das technische Potenzial, in Zukunft eine Flexibilitätsoption darzustellen“, weil auch mittelfristig nicht genug treibhausgasneutraler Strom zur Verfügung stehe; auch müsse sich P2G erst im Wettbewerb gegen derzeit deutlich preiswertere Optionen behaupten.

Brennstoffzellen für die Hausenergieversorgung sind durchaus sinnvoll, das Konzept der Heizungsindustrie hat den Markt aber vermutlich zu spät erreicht, um aus der Nische herauszukommen. Besser geeignet dürften Konzepte sein, die „vom Strom aus denken“. Technisch vielversprechend ist auch, dezentral Elektrolyse, Wasserstoffspeicherung und Brennstoffzelle zu kombinieren.

Jochen Vorländer, Chefredakteur TGA Fachplaner vorlaender@tga-fachplaner.de · www.tga-fachplaner.de