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Energiewende

Politik bremst den ­Sanierungsmarkt

Vor gut einem Jahr, am 7. Juli 2010, wurden bis dahin gesperrte 115 Mio. Euro an Haushaltsmitteln für das Marktanreizprogramm für erneuerbare Energien im Wärmemarkt vom Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages wieder freigegeben. Das monatelange Gerangel in Berlin hat den sich damals gerade wieder be­lebenden Markt für Solarthermieanlagen, kleine Biomasse-Heizkessel und ­effiziente Wärmepumpen auf längere Sicht zurückgeworfen. Die Verunsicherung, der Verbrauch mündete in Kaufzurückhaltung – das zuvor als viel zu gering kritisierte Förderbudget wurde bis zum Jahresende nicht abgerufen.

Um den eingebrochenen Markt wieder anzukurbeln, wurden im März 2011 für das Marktanreiz­programm befristete Sonderkonditionen eingeführt. Der erwartete Impuls blieb bisher aus, inzwischen wirbt das BAFA mit einer Zeitschriftbeilage und prominent auf seiner Internetseite ( http://www.bafa.de ) für das Förderprogramm. Denn schon heute ist absehbar, dass das Förderbudget nicht vollständig ab­gerufen werden kann.

Seit unsere Bundeskanzlerin eine andere Haltung gegenüber der Nutzung der Kernenergie aufgezwungen worden ist, soll nun überall die Energiewende (schneller) beginnen. So zumindest der ausgerufene Plan. Die Realität sieht anders aus. Ende August warnte Stephan Kohler, Vorsitzender der Geschäftsführung der regierungsnahen Deutschen Energie-Agentur (dena), dass der Markt für hocheffiziente energetische Gebäudesanierungen einbricht:

„Die Zahlen, die uns zur Entwicklung des Sanierungsmarktes vorliegen, sprechen eine deutliche Sprache. Die Hausbesitzer sind extrem verunsichert und nehmen energetische Sanierungen immer weniger in Angriff. Wenn die steuerliche Erleichterung der Gebäudesanierung nicht kommt, ist eine große Chance vertan. Die Bundesregierung muss jetzt dringend handeln und den Vermittlungsausschuss ­anrufen, um den Steueranreiz für hocheffiziente ­energetische Sanierungen doch noch zu retten. ­Außerdem muss die Steuererleichterung auch auf ­Teilsanierungen ausgeweitet werden. Die von der Bundesregierung angestrebte und notwendige Verdoppelung der Sanierungsrate auf 2 % ist sonst nicht zu schaffen.“ Webcode 326637

Dass viele Gebäudeeigentümer sich momentan mit eigentlich angedachten energetischen Sanierungen zurückhalten, ist nachvollziehbar. Würden Sie anders handeln, wenn die Chance auf eine besonders attraktive Förderung proklamiert worden ist? Die beiden Beispiele zeigen, dass der gesamte Sanierungsmarkt inzwischen eine gefährliche Abhängigkeit von der Politik hat. Schlechte Nachrichten wirken sich sehr schnell aus, genauso aber auch vermeintlich gute Nachrichten. Werden die dann wieder zurückgezogen, geht gar nichts mehr. Statt den Sanierungsmarkt anzuregen, bewirkt die aktuelle Förderpolitik eher das Gegenteil. Nicht ganz unschuldig an der Situation ist aber auch die Branche. Wer ständig milliardenschwere Förderbudgetaufstockungen, Steuernachlässe und Anreizprogramme medienwirksam einfordert, darf sich nicht wundern, wenn dies zur allgemeinen Verunsicherung – und damit zur Sanierungszurückhaltung – beiträgt. •

Jochen Vorländer, Chefredakteur TGA Fachplaner
vorlaender@tga-fachplaner.de· https://www.tga-fachplaner.de/

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