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Erdgas

Goldgräber- und Katerstimmung

Erdgas gilt unter den fossilen Energieträgern als besonders umweltfreundlich. Durch seine chemische Zusammensetzung wird bei der Verbrennung pro Energiemenge vergleichsweise wenig CO2 freigesetzt. In Deutschland werden rund 50 % aller Wohnungen mit Erdgas beheizt, der Energieträger wird in der Industrie, zur Stromerzeugung und in Kraftfahrzeugen eingesetzt. In Deutschland existiert eine sehr dichte Infrastruktur mit gigantischen Speichern und Erdgas kann durch entsprechend aufbereitetes Biogas substituiert werden. Auch die Umwandlung von Strom aus erneuerbaren Quellen ist eine Option (siehe auch Seite 13).

Für neuen Gesprächsstoff sorgt aktuell die Erkundung sogenannter Schiefergas-Vorkommen, insbesondere in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Die Konzerne hoffen auf Milliardengewinne, die Tagespresse attestiert Goldgräberstimmung. Dass diese Gasvorkommen existieren, gilt als sicher. In welchem Umfang sie wirtschaftlich ausgebeutet werden können, muss noch erforscht werden. Die USA sind durch die Erschließung von Schiefergas-Vorkommen in den letzten Jahren quasi zum Erdgas-Selbstversorger geworden. Das hatte auch Konsequenzen für deutsche Verbraucher: Durch das plötzlich existierende Überangebot (auch durch die Wirtschaftskrise) sind auf dem Weltmarkt die Preise gepurzelt und haben die bislang zementierte Ölpreisbindung aufgeweicht.

Tatsächlich herrscht in der Erdgasbranche jedoch Katerstimmung, denn im Energiekonzept der Bundesregierung hat Erdgas keinen Platz. Für fossile Energieträger wurde dieser für die heimische Braunkohle reserviert. In der Annahme, dass man die Kohlekraftwerke durch die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid „klimaneutral“ machen kann. Dass dafür in erheblichem Umfang mehr Braunkohle – also auch mehr Primärenergie – eingesetzt werden muss, deckt sich jedoch kaum mit den Einsparzielen. Über die Missachtung von Erdgas in den Zielformulierungen der Bundesregierung ist der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) verschnupft: „Erdgas ist ein idealer Partner der erneuerbaren Energien. Erdgas ist Teil der Lösung auf dem Weg in ein CO2-neutrales Zeitalter.“ Ähnliche Sätze sind zwar auch von der Kernkraft-Lobby zu vernehmen, bei Erdgas lassen sie sich aber auch mit Argumenten hinterlegen.

Greenpeace hatte im Vorfeld zum Energiekonzept aufgezeigt, dass nur Erdgas als Brückentechnologie benötigt wird. Eine vom Wuppertal Institut angefertigte Studie zeigt, dass der Umbau des deutschen Energiesystems durch einen verstärkten Einsatz von Erdgas bei der Stromerzeugung funktioniert. Der dafür erforderliche Mehrbedarf des Brennstoffs soll über Effizienzmaßnahmen im Wärmesektor gewonnen werden, um auch die Emissionen zu reduzieren. Was für eine phantastische Synergie: Die deutsche Stromerzeugung wäre abhängig vom Fortschritt der Gebäude- und Heizungsmodernisierung. Eine wirkungsvollere Triebfeder kann man sich kaum vorstellen. Ob dies eine künftige Bundesregierung erkennt, wird jedoch erst die Zukunft zeigen.

Das TGA-Fachplaner-Team wünscht Ihnen, Ihren Familien, Freunden und Mitarbeitern frohe Weihnachten und einen guten Start in ein erfreuliches Jahr 2011. •

Jochen Vorländer, Chefredakteur TGA Fachplaner
vorlaender@tga-fachplaner.de · https://www.tga-fachplaner.de/

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