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Gebäudemodernisierung

Stresstest für Subventionen

Wenn das Bundeskabinett wie geplant am 6. Juni 2011 Maßnahmen für die beschleunigte Energiewende beschließt, wird wohl dem Kernenergieausstieg die größte Aufmerksamkeit zukommen. Dabei handelt es sich lediglich um die politische Entscheidung, wann der Wille der Bürger umgesetzt wird. Nach den vorliegenden Studien ist technisch jedes Datum ab 2015 denkbar, realistischer ist wohl, dass sich das Kabinett auf 2020 plus x verständigt.

Viel wichtiger als das Ausstiegsdatum ist jedoch, wie die entfallende Strombereitstellung kompensiert werden soll. Die Einsparung von Elektrizität wird dabei nur einen kleinen Beitrag leisten, zudem muss die Leistungsspitze unter kritischen Bedingungen im europäischen Kontext beachtet werden. Langsam dämmert es in Berlin, dass Erdgas die bessere Brücke in das Zeitalter der erneuerbaren Energien ist. Im ursprünglichen Energiekonzept war davon keine Rede. Bisher wird Erdgas zu rund 50 % in privaten Haushalten sowie Gewerbe- und Dienstleistungsunternehmen für die Erzeugung von Wärme genutzt, nur etwa 13 % wird in Kraftwerken eingesetzt. Durch die Energie­einsparung in Gebäuden kann Erdgas zur Strom­erzeugung frei werden – in größeren Gas- und Dampfturbinenanlagen und in BHKWs.

Die Idee ist nicht neu und auch nicht revolutionär, sie ist einfach nur plausibel. Auch weil die Gasinfrastruktur in vielerlei Hinsicht Chancen für die Integration volatiler Energiequellen aus erneuerbarer Energie bietet. Doch ein wirksamer Impuls für eine deutliche Steigerung der Modernisierungsquote ist bisher ausgeblieben. So erzeugt der 6. Juni auch im „Gebäudebereich“ Höchstspannung. Erwartet wird vor allem finanzielle Unterstützung. Mehr Geld für Förderprogramme und die Möglichkeit zur steuerlichen Abschreibung sind bei den inzwischen gebildeten Allianzen die klaren Favoriten.

Doch haushaltsabhängige Subventionen sind nicht ohne Risiko. Es schlummert ständig die Gefahr, dass die Politik nach Kassenlage den Geldfluss sogar rückwirkend drosselt. Die dann anstehende Reaktion bei den potenziellen Modernisierern ist hinlänglich bekannt, der Markt bricht zusammen. Das hat die Branche oft genug erfahren. Finanzielle Unterstützung, die jederzeit kürzbar ist, ist keine optimale Lösung.

Besser wäre es, wenn sich die Transformation quasi selbst finanziert. Höhere Abgaben sind zwar ­unpopulär, aber doppelt wirksam – und ihre Prüfung ist Bestandteil des bisherigen Energiekonzepts (Webcode 293258). Für den Wärmesektor hat schon vor einiger Zeit der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) ein Konzept vorgestellt (Webocede 315010 und 285377). Es sieht eine Erneuerbare-WärmePrämie für importiertes Öl und Gas vor. Für einen Mittelbedarf von 1 Mrd. Euro/a in der Spitze wäre dann ein Aufschlag von 0,12 Ct/kWh erforderlich – ein Bruchteil des Preisunterschieds zwischen verschiedenen Öl- und Gasanbietern. Natürlich handelt es sich bei der Ausschüttung an die Modernisierer auch um eine Subventionierung, aber um eine mit Finan­zierungskonzept.

Stresstests sind ja zurzeit überall angesagt. Vielleicht sollten auch die Verbände einmal ihre Vorschläge einem Stresstest unterziehen und nicht nur auf schnelle Effekte, sondern im Interesse der Branche auf eine abgesicherte Entwicklung setzen. •

Jochen Vorländer, Chefredakteur TGA Fachplaner vorlaender@tga-fachplaner.de · https://www.tga-fachplaner.de/

Ihr Link zu allen TGA-Leitartikeln: Webcode 1025

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