Der Klimawandel ist bereits Realität. Auch in Deutschland. Sogar das nacheilende Regelwerk stellt die Anwender auf die Veränderungen ein, wärmere Sommertage, längere Hitzeperioden, häufigere Starkregenereignisse … Die TGA-Branche dürfte eher zu den Gewinnern zählen: Lösungen zur Problemverminderung (Reduktion der Treibhausgas-Emissionen) wie auch Lösungen zur Anpassung an sich verändernde (raum)klimatische Verhältnisse gehören zum Kerngeschäft.
Zu bedenken, zu bewerten und mitunter unbefriedigend ist jedoch, dass „unsere“ Lösungen nicht immer konfliktfrei sind und andere Probleme schaffen oder verstärken können. So hat beispielsweise der vermehrte Einsatz von Elektro-Wärmepumpen weitreichende Konsequenzen vor dem Stromzähler, einige Technologien erfordern für die Herstellung knappe und / oder „schmutzige“ Rohstoffe.
Und ganz aktuell haben Forscher vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) darauf hingewiesen, dass der seit 2007 bisher unerklärte starke Anstieg der Methangas-Konzentration in der Atmosphäre mindestens zu 40 % der Zunahme der Erdöl- und Erdgasproduktion mit neuen Methoden auf der Nordhalbkugel zuzuschreiben ist. Die Wissenschaftler schlussfolgern: „Von der schnellen und lückenlosen Realisierung der Minderung von Erdgas-Leckraten wird es abhängen, ob die unkonventionelle Erdgasproduktion auf kurzen Brücken-Zeitskalen als klimafreundliche Alternative zur Kohleverbrennung zum Tragen kommen kann.“
Wie ernst die Folgen des Klimawandels sind, verdeutlicht eine Modellrechnung. Der Anstieg des Meeresspiegels könnte in Zukunft so massiv werden, dass ihn sogar ein noch nie da gewesener technischer Eingriff ins Erdsystem nicht lösen könnte – nämlich Wassermassen auf den Antarktischen Kontinent zu pumpen. Diese Idee von Geo-Engineering haben Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) durchgerechnet. Zwar würde das auf die Antarktis gepumpte Wasser dort gefrieren, sein Gewicht würde aber das Eis verstärkt in Richtung der antarktischen Küste drücken, wo dann Eismassen in den Ozean abbrechen. Damit das Wasser für ein Jahrtausend auf der Antarktis gespeichert werden kann, müsste es deshalb mindestens 700 km ins Landesinnere gepumpt werden.
Um nur die derzeitige Anstiegsrate des Meeresspiegels auszugleichen, müsste dafür ein Zehntel der aktuellen weltweiten Energieversorgung aufgewendet werden. Der Eispanzer der Antarktis ist bis zu 4000 m hoch, und das würde einen unvorstellbaren technischen Aufwand bedeuten. So viel Wasser so hoch zu pumpen, erfordert eine ungeheure Menge Energie. Die Antarktis ist sehr windig, deshalb könnte der Strom für die Pumpen von Windturbinen erzeugt werden. Allerdings müssten hierfür etwa 850 000 Windräder auf den Eiskontinent gebaut werden.
Ko-Autor Anders Levermann, Leiter der Forschung zu globalen Anpassungsstrategien am PIK und Wissenschaftler an der Columbia Universität in New York: „Wenn wir mit dem Treibhausgas-Ausstoß weitermachen wie bisher, würde nicht einmal ein solch riesiges Makro-Anpassungsprojekt genügen, um den Anstieg des Meeresspiegels substanziell zu begrenzen. Deshalb ist eine rasche Reduktionen unseres Ausstoßes von Treibhausgasen unverzichtbar, wenn der Anstieg des Meeresspiegels handhabbar bleiben soll.“
Die beiden Veröffentlichungen unterstreichen, dass eine Neuausrichtung des Energieeinsparrechts auf eine direktere Begrenzung von Treibhausgas-Emissionen dringend geboten ist und sich unsere Branche dafür noch stärker einsetzen sollte.
Jochen Vorländer, Chefredakteur TGA Fachplaner vorlaender@tga-fachplaner.de · www.tga-fachplaner.de