Rückblende: Mit der EnEV 2009 wurde die Außerbetriebnahme von etwa 1,6 Mio. elektrischen Speicherheizsystemen verordnet. Mit der Änderung des Energieeinsparungsgesetzes wurde der entsprechende § 10a EnEV im Juli 2013 wieder aufgehoben. Der Ausstieg vom Ausstieg wurde vom Deutschen Bundestag mit der Option begründet, „in den Geräten überschüssigen Ökostrom zu speichern“.
20. Februar 2015, Wunsiedel: Um Ökostromspitzen abzufedern, testet die SWW Wunsiedel GmbH den Einsatz von neuartigen, elektrischen Speicherheizungen in eigenen Bestandswohnungen. Im regionalen Netz des kommunalen Energieversorgers in Oberfranken stammten 2013 bereits zwei Drittel des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen. Geschäftsführer Marco Krasser: „Das Gelingen der Energiewende hängt jedoch entscheidend davon ab, ob wir es schaffen, Erzeugung und Verbrauch zu synchronisieren – und die Investitionen ins Netz mithilfe von Lastenverschiebung so wirtschaftlich wie möglich zu gestalten.“ Ziel des Projekts sei es deshalb, in der Praxis zu testen, ob eine Lastenverschiebung möglich ist. Neben örtlichen Überkapazitäten an sonnigen und windreichen Tagen sollen auch günstige Börsenstrompreise genutzt werden.
Die eingesetzten Speicherheizungen „Intelligent Quantum“, von Glen Dimplex sind dafür mit separat ansteuerbaren Heizelementen und einer Smart-Grid-Schnittstelle ausgestattet, eine zentrale Steuereinheit ermöglicht eine flexible Ladung von Speicherheizung und Warmwasserspeicher. Vom SWW-Leitstellenrechner werden über eine gesicherte Cloud Steuersignale zu den Elektrogeräten gesendet beziehungsweise Daten aus der Wohnung empfangen. So sollen Energieangebot und -nachfrage bestmöglich abgestimmt werden.
24. Februar 2015, Hamburg: „Millionen Haushalte in Deutschland könnten künftig von der Energiewende finanziell profitieren – und zugleich einen Beitrag zur Stabilität der Stromnetze leisten“, so eine Studie des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) zu den wirtschaftlichen Potenzialen von Power-to-Heat in den Heizungen privater Haushalte. Dabei werden Stromüberschüsse per Heizstab im Puffer- oder Trinkwarmwasserspeicher in Wärme umgewandelt. Dass dieses Konzept technisch, inklusive der Beteiligung am Regelenergiemarkt funktioniert, zeigen erste Referenzobjekte des Instituts für Wärme und Oeltechnik (IWO). IWO ist auch Auftraggeber der HWWI-Studie.
Scheinbar zielen beide Konzepte in die gleiche Richtung: Überschusstrom-zu-Wärme. Aber das IWO reklamiert, dass eine Power-to-Heat-fähige Öl- oder Gas-Heizung im Gegensatz zu einem rein strombasierten Heizsystem – Elektro-Wärmepumpe oder -Speicherheizungen, keine Reserve-Kraftwerkskapazitäten mit entsprechendem Kostenaufwand benötigt.
Welche Lösung in einer Gesamtbetrachtung den besten Effekt erzielt – wobei dafür zunächst ein Qualitätsmaßstab definiert werden müsste – muss hier offen bleiben. Was allerdings schon heute klar ist, zu bestimmten Zeiten können auch die Stromspeicher entsprechend ausgerüsteter Photovoltaik-Anlagen sowie die Speicher von Elektroautos mit Überschussstrom geladen werden. Laut der HWWI-Studie würde sich die Power-to-Heat-Ausrüstung im Szenario mit Preissteigerung nach rund neun Jahren amortisieren. Rückblickend muss man allerdings feststellen, dass die Halbwertszeit von Prognosen über den Strommarkt erheblich geringer ist.
Jochen Vorländer, Chefredakteur TGA Fachplaner vorlaender@tga-fachplaner.de · https://www.tga-fachplaner.de/