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Ökostrom-Entsorgung

Ein Aprilscherz im Dezember

Die Herausforderungen für den Umbau einer umweltverträglichen Energieversorgung sind gewaltig. In einem Umfeld mit Abschreibungszeiten von mehreren Jahrzehnten soll im gleichen Zeitfenster eine ganz neue Struktur entstehen, die im Wesentlichen auf erneuerbaren Energien basiert. Doch schon heute, mit einem Anteil von 17 % erneuerbarer Energie am Stromverbrauch, muss zeitweise die Ökostromproduktion gedrosselt werden, weil der Energieinfrastruktur sonst der Kollaps droht. Es sind darum Konzepte gefragt, die die volatile Stromerzeugung aus Wind, Sonne und Wasser speicherbar machen.

Die Stichworte haben längst in der TGA/SHK-Branche Einzug gehalten: Dezentrale Energieerzeugung, Virtuelle Kraftwerke, Smart Grids, dezentrale Speicher, Last- und Energiemanagement, um nur einige zu nennen. Viele Ideen und Konzepte befinden sich noch in der Diskussions- und Entwicklungsphase, einige sind nicht unumstritten.

Ein besonders fragwürdiges Konzept hat im Dezember RWE Effizienz, ein Tochterunternehmen des Energieversorgers RWE, präsentiert. Der technische Geschäftsführer der RWE Effizienz GmbH, Dr. Norbert Verweyen: „Unser Mikro-KWK-System basiert auf der bewährten Kraft-Wärme-Kopplungs-Technologie, die in Verbindung mit intelligenter Steuerung und unter Nutzung von überschüssigem Wind- oder Solarstrom zu einer echten Innovation wird.“ Und nun die „echte Innovation“: Ein heute vielfach gebautes KWK-Konzept wird um einen großzügig dimensionierten Wasserspeicher ergänzt, der dann über Heizstäbe überschüssigen Wind- oder Solarstrom aus dem Stromnetz in Wärme verwandelt und speichert.

Puh – ein Aprilscherz schon im Dezember? Nein, Ingo Alphéus, Vorsitzender der Geschäftsführung der RWE Effizienz GmbH, kann da noch einmal nachlegen: „Mit dieser Anlage wollen wir die Möglichkeiten der Kraft-Wärme-Kopplung beim Einsatz auch in kleineren Wohneinheiten unter Beweis stellen. Wir wollen aber auch zeigen, dass RWE für die Energieversorgung von Morgen neue Wege geht. Dezentrale Lösungen gehören dazu.“ Für mich klingt das nach Ökostrom-Entsorgung. RWE will seine Entwicklungsarbeit im Frühjahr 2011 abschließen und im zweiten Quartal mit dem Produkt in den Markt gehen.

Es ist schon ziemlich abenteuerlich, das Verheizen von Ökostrom gerade mit einer Mikro-KWK-Anlage in kleinsten Wohngebäuden zu kombinieren. Eigentlich existiert hier das Problem, dass für die verfügbaren Gerätegrößen die Wärmesenke zu klein ist bzw. Laufzeiten nur im wirtschaftlichen Grenzbereich zur Verfügung stehen. Die Laufzeiten zusätzlich durch eine Stromheizung zu begrenzen, macht deswegen bezogen auf ein „Standard-KWK-System“ keinen Sinn. Der Ökostrom müsste dann schon sehr preisgünstig sein oder der KWK-Strom besonders attraktiv vergütet werden. Bisher begründen die Energieversorger jedenfalls höhere Stromkosten für die Verbraucher mit teurem Ökostrom.

Wem es um eine besonders effiziente Stroms­peicherung geht, der verdrängt nicht die Stromerzeugung mit einem BHKW, sondern wandelt Elektrizität mit hoher Leistungszahl über eine Wärmepumpe in Wärme um. Es wird sich zeigen, ob die angekündigte RWE-Effizienz-Innovation mit dem bisher präsentierten Konzept jemals „Marktreife“ erlangt. •

Jochen Vorländer, Chefredakteur TGA Fachplaner
vorlaender@tga-fachplaner.de · https://www.tga-fachplaner.de/

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