Im Landkreis Karlsruhe soll nach Öl gebohrt werden. Solche Meldungen gab es zuletzt häufiger als sonst. Von Usedom, aus Niedersachsen, aus Bayern, aus Hessen. Sie sind ein Anzeichen dafür, das Erdöl teuer ist und viele Experten – zumindest Kapitalgeber – davon ausgehen, dass der Preis für den Schmierstoff der Weltwirtschaft auf absehbare Zeit nicht einbricht. Allein die seismische Untersuchung bei Karlsruhe kostet 5 Mio. Euro.
Gemessen an den Meldungen aus anderen Teilen der Erde fallen die erhofften Erdölmengen unter deutschen Grundstücken allerdings kaum ins Gewicht. Auch nach Erdgas wird weltweit erfolgreich gebohrt und demnächst wohl auch der Untergrund von West- und Norddeutschland nach Schiefergasvorkommen durchforstet.
Dabei wurde schon vor einigen Jahren ausgerechnet, dass bereits die CO2-Emissionen aus der Verbrennung der bekannten, wirtschaftlich förderbaren Vorkommen von Öl, Kohle und Gas das bis 2050 verbleibende Emissionsbudget um das Vierfache überschreiten. Das Emissionsbudget beläuft sich nach der Überzeugung vieler Klimawissenschaftler im Zeitraum 2000 bis 2050 auf etwa 1000 Mrd. Tonnen CO2, um mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 % die Klimaerwärmung bis 2100 unter 2 °C zu halten.
Wie verlässlich die Zahlen sind, wird man erst in vielen Jahren wissen. Aber selbst wenn die Klimawissenschaftlicher viel zu pessimistisch gerechnet haben, ist die Lage ernst: In den ersten neun von 50 Jahren wurde bereits ein Drittel des Budgets emittiert und die Emissionen steigen weiter an.
Neue Lagerstätten verstärken also das Problem. Denn wer viel Geld in eine Erkundung investiert hat, erwartet nicht nur eine Rückzahlung, sondern eine möglichst hohe Rendite. Doch wer will wem wann sagen, dass er seine Kohlenstoffvorkommen nicht weiter abbauen darf? •
Jochen Vorländer, Chefredakteur TGA Fachplaner vorlaender@tga-fachplaner.de · https://www.tga-fachplaner.de/
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