Es ist noch gar nicht lange her, dass die HLK-Branche, insbesondere die Heizungsindustrie, die Photovoltaik am liebsten in die Wüste geschickt hätte. Als die Zubaurallye vor der Bundestagswahl 2009 – angefacht durch politische Diskussionen über die künftige Höhe der EEG-Förderung – begann, war die Erzeugung von Solarstrom auf Deutschlands Dächern ein gepflegtes Feindbild. Zum einen trat dadurch die Solarthermie in den Schatten und zum anderen gab es die Befürchtung, dass eigentlich zur Heizungsmodernisierung vorgesehene Budgets vermehrt für die Installation von PV-Anlagen genutzt werden. Gleichzeitig wurde es für die Heiztechnik-Anbieter immer schwieriger, mit den eigenen PV-Systemen gegen den schnellen Preisverfall am Markt zu bestehen.
Inzwischen ist weltweit eine Photovoltaik-Leistung von etwa 100 GWp installiert worden, davon fast ein Drittel in Deutschland, knapp 400 Wp pro Bundesbürger. Der schnelle Zubau mit weiterem Preisverfall wird wohl noch einige Zeit weitergehen. Die im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vorgesehene Grenze für den EEG-geförderten Zubau von 52 GWp wird voraussichtlich (Prognose der Übertragungsnetzbetreiber Webcode 384057) im Jahr 2015 erreicht. Bis dahin werden die Kosten für PV-Systeme weiter sinken.
Doch bereits heute gibt es Konzepte, die bei neu installierten PV-Anlagen die Wirtschaftlichkeit gegenüber einer in das Netz einspeisenden Anlage deutlich erhöhen können, insbesondere durch die eigene Verwendung des Stroms im Haushalt. Allerdings gibt es dabei Grenzen, die sich momentan nur mit den noch vergleichsweise teuren Stromspeichersystemen verschieben lassen. Einfacher geht es, wenn der PV-Strom zur ohnehin erforderlichen Wärmeerzeugung verwendet wird, beispielsweise über eine Trinkwasser-Wärmepumpe. Eine wirtschaftliche Gesamtbilanz ist dann zwar ziemlich aufwendig zu berechnen, die Käufer scheint sie aber kaum zu interessieren. Eine zweite Nutzungsmöglichkeit ist die (sommerliche) Gebäudeklimatisierung, wobei hier eine besonders gute Übereinstimmung zwischen Erzeugung und Verwendung besteht.
Je nach Betrachtung (zeitlichem Ausschnitt) liegen die Stromgestehungskosten einer neu errichteten PV-Anlage bereits heute unter dem Endkundenstrompreis. Der weitere Preisverfall und die Berücksichtigung der Strompreisentwicklung machen die Kopplung von Wärme-/Kälteerzeugung mit Photovoltaik-Anlagen wirtschaftlich immer attraktiver. Die Heizungsindustrie hat das nun erkannt, Wärmepumpen- und Klimasysteme sowie Hausautomationssysteme werden zunehmend darauf ausgerichtet. Die Photovoltaik wird vom Feindbild zum Systembaustein. Wer sie künftig plant, liefert und installiert bzw. wer welchen Anlagenteil integriert, ist noch nicht ganz klar. Es dürfte aber schon bald die eine oder andere enge Zusammenarbeit verkündet werden. Daneben wird es für die HLK-Branche immer wichtiger, die eigene Strom- und Photovoltaik-Kompetenz zu stärken.
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