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Wärmewende

Sektorkopplung geht günstig

Eine aktuelle Studie vom Öko-Institut im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands hat die möglichen Folgen einer verstärkten Sektorkopplung auf die Energiekosten privater Haushalte im Jahr 2030 untersucht. Die Modellrechnungen zeigen, dass unter bestimmten Rahmenbedingungen eine verstärkte Sektorkopplung zukünftig keine negativen Auswirkungen auf die jährlichen Energiekosten hat. Das gilt für alle Beispielhaushalte. Voraussetzung für eine annähernd kostenneutrale Sektorkopplung ist eine gute Energieeffizienz der Gebäude.

„Werden elektrische Wärmepumpen in neuen oder energetisch sanierten Häusern eingesetzt, müssen die Haushalte keine Angst vor steigenden Energiekosten haben. Die im Vergleich zu Erdgas oder Heizöl höheren Stromkosten werden durch die Effizienzgewinne der Wärmepumpen kompensiert“, sagt Dr. Veit Bürger, Gebäudeenergieexperte am Öko-Institut und Mitautor der Studie.

In der Studie wurde erstmals berechnet, welche finanziellen Auswirkungen der verstärkte Einsatz von Strom für die Wärmeversorgung der Gebäude hat. Das wird Anhand von fünf Typ-Haushalten – Paare ohne Kinder mit hohem Einkommen, Paare mit mindestens einem Kind und mittlerem Einkommen, Alleinerziehende, Rentner- und Pensionärshaushalte mit niedrigem Einkommen und dem Durchschnittshaushalt in Deutschland – verdeutlicht. Die Studie untersucht dabei zwei Varianten, die sich im Wesentlichen durch den Anteil elektrischer Wärmepumpen an der Wärmeversorgung im Jahr 2030 unterscheiden.

Beim „Elektrifizierungsgrad hoch“ sind 2030 rund 4,2 Mio. Wärmepumpen in Betrieb (aktuell rund 920 000). Ab 2019 erhalten dazu 90 % der neuen Ein- und Zweifamilienhäuser (EZFH) und 65 % der vollsanierten EZFH sowie 75 % der neuen Mehrfamilienhäuser (MFH) und 55 % der vollsanierten MFH eine Wärmepumpe. Das zweite Szenario „Elektrifizierungsgrad niedrig“ orientiert sich am Wärmepumpenanteil im Rahmen der heutigen KfW-Förderung: Ab 2019 erhalten 55 % der neuen und 40 % aller vollsanierten EZFH und MFH eine Wärmepumpe.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Sektorkopplung kostenneutral umgesetzt werden kann, wenn die „elektrische“ Wärmeversorgung der Gebäude effizient über Wärmepumpen erfolgt und die Wohngebäude einen hohen Energiestandard aufweisen. Als durchschnittliche Jahresarbeitszahl wurde 3,5 als Mischwert für Luft/Wasser-Wärmepumpen und erdgekoppelte Systeme angenommen. Mit der Energiepreisentwicklung für die Folgenabschätzung des Klimaschutzplans der Bundesregierung bleiben die jährlichen Energiekosten im Jahr 2030 für die fünf ausgewählten Typ-Haushalte etwa gleich. Der Durchschnittshaushalt in Deutschland zahlt im Jahr 2017 ca. 1020 Euro. Im Jahr 2030 – je nach Grad der Elektrifizierung – ca. 990 bis 1000 Euro an jährlichen Energiekosten.

Das Gutachten unterstreicht, dass die Sektorkopplung nur in energieeffizienten Gebäuden in etwa kostenneutral umgesetzt werden kann. Deshalb müssen für eine erfolgreiche Energiewende die rechtlichen Rahmenbedingungen für die energetische Gebäudesanierung deutlich verbessert werden. Hier darf die Politik nicht länger den Kopf in den Sand stecken: Die energetischen Standards müssen so angepasst werden, dass Neubauten langfristig kompatibel zur Sektorkopplung sind und die Förderung der energetischen Modernisierung muss attraktiver gestaltet werden.

Jochen Vorländer, Chefredakteur TGA Fachplaner vorlaender@tga-fachplaner.de · www.tga-fachplaner.de