Wie entwickelt sich unser Planet? Welche Prozesse beeinflussen das „System Erde“ kurz- und langfristig? Solch drängenden Fragen der Gegenwart und der Zukunft geht das Alfred-Wegener-Institut (AWI), Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, nach. Eine seiner wichtigsten Forschungseinrichtungen ist die Neumayer-Station III im ewigen Eis der Antarktis. Bis zu sechzig Wissenschaftler können hier seit 2009 in einem der lebensfeindlichsten Gebiete der Erde forschen und wohnen.
Damit das überhaupt möglich ist, sorgt die AL-KO Lufttechnik seit nunmehr 10 Jahren zuverlässig für optimale klimatische Verhältnisse in der Forschungsstation. Dr. Christian Stehle, COO ALKO Kober SE und Geschäftsführer AL-KO Lufttechnik „Solche Aufträge sind natürlich ganz besondere Projekte. Einerseits aufgrund der notwendigen Expertise, die es braucht, um die klimatischen, strukturellen und technischen Herausforderungen zu meistern. Andererseits trägt man dabei als Unternehmen seinen Teil zu bahnbrechenden und existenziellen Erkenntnisgewinnen bei. Ein gutes Gefühl.
Luftzwischenraum zwischen Kern und Hülle
Außen herrschen Temperaturen von bis zu –50 °C, im Inneren konstant über 20 °C. Dafür verantwortlich ist eine ausgeklügelte Haus-in-Haus-Konstruktion, bestehend aus Gebäudekern, Gebäudehülle sowie mehreren AL-KO Lüftungssystemen für die verschiedenen Anforderungen. Theorie und Technologie von Außen nach Innen betrachtet: Um die Station frostfrei zu halten, wird der Luftzwischenraum zwischen Kern und Hülle von AL-KO Lüftungsgeräten stets auf mindestens 5 °C gehalten.
Labore, Küche, Speiseraum, private und allgemeine Bereiche sowie die Krankenstation versorgen dagegen zwei autarke Lüftungsgeräte. Fällt eines aus, garantiert das andere die lebenswichtige Versorgung. Insgesamt etwa 1850 m2 klimatisierter Nutzfläche stehen so der Crew auf zwei Geschossen der Neumayer-Station III zur Verfügung. Zusätzlich werden Werkstatt und Energiezentrale mit separaten Geräten belüftet und temperiert. Dabei wird der Primärenergieeinsatz möglichst gering gehalten, indem bereits vorhandene Wärmeenergie, beispielsweise aus dem „Dieselraum“, zur Erwärmung anderer Räume genutzt wird.
Die mitgelieferten Ersatzteile reichen bis heute
Die Hauptanforderung des Alfred-Wegener-Instituts an die Anlagen war die Wartungsfreundlichkeit. Angesichts der klimatischen Extrembedingungen und der geografischen Lage der Station ist das nur allzu verständlich. Daher wurden die ersten Besatzungsteams der Neumayer-Station III von AL-KO Mitarbeitern speziell geschult, sowohl hinsichtlich der eingebauten Lüftungsanlagen als auch bezüglich allgemeiner Lüftungsthematiken.
Durch die Schulungen waren die entsprechenden Personen fähig, kleinere Wartungsarbeiten und Optimierungen eigenständig vor Ort vorzunehmen. An die für eine Wartung notwendigen Ersatzteile wurde ebenfalls im Vorfeld gedacht. Dafür lieferte die AL-KO Lufttechnik verschiedenste Gerätekomponenten auf Vorrat in die Antarktis, um bei Bedarf sofort reagieren zu können. Die mitgelieferten Teile reichen bis heute.
„Lieferung auf Vorrat klingt zunächst einmal einfach, aber wir haben mit jedem externen Partner intensive Gespräche geführt und uns garantieren lassen, dass dessen Ersatzteile für eine Lagerung bei den extremen Temperaturen geeignet sind“, blickt ein Projektleiter zurück. Höchste Qualitätsansprüche galten natürlich ebenso für die eigenen Produkte der AL-KO Lufttechnik. Verzinkte und pulverbeschichtete Stahlgehäuse gewährleisten sowohl einen maximalen Korrosionsschutz als auch die Einhaltung der Vorgaben im Umweltprotokoll zum Antarktisvertrag hinsichtlich der Verwendung umweltneutraler Baumaterialien.
Stecker- und lieferfertige Bereitstellung ab Werk
Weitere Herausforderungen vor der Inbetriebnahme waren Transport und Montage. Vorgabe war eine stecker- und lieferfertige Bereitstellung der Geräte ab Werk. Dafür montierten die Spezialisten von AL-KO sämtliche Komponenten schon in Jettingen-Scheppach direkt in angelieferten Schiffscontainern vor. Insgesamt sechs Zentrallüftungs- und Klimageräte, samt den entsprechenden Werkzeugen und Geräten für Anschluss- und Installationsarbeiten, wurden anschließend per Schiff und Pistenraupen zum Standort transportiert und dort innerhalb der Neumayer-Station III aufgestellt sowie angeschlossen.
Dank der Baukastenlösung konnte die Station nach nur sieben Monaten Bauzeit in Betrieb genommen werden. Etwa 20 bis 30 Jahre soll die Station aktiv sein. Ein längerer Zeitraum ist aufgrund der stetigen Fließbewegungen des Eises sowie der Schnee- und Eismassen nicht erreichbar. Nach der Dauer der Nutzung werden die einzelnen Container in umgekehrter Vorgehensweise demontiert und somit restlos aus der Antarktis verschwinden. ■