Immer wieder hört und liest man im Zusammenhang mit Wohnungs- und Gebäudebränden in den Medien von einem technischen Defekt. Gemeint ist damit in der Regel ein elektrisch gezündeter Brand: 30 % aller Brände in Gebäuden werden durch veraltete, unsachgemäß installierte, beschädigte oder überlastete elektrische Anschlüsse verursacht.
Diese Brände bleiben meist lange unentdeckt und können sich so ungehindert ausbreiten. Für die Hausbewohner bedeutet das Lebensgefahr, von hohen, durch Gebäudeschäden verursachten Kosten ganz zu schweigen. Dabei lassen sich die meisten elektrisch verursachten Brände mithilfe einer Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtung, auch AFDD genannt, einfach vermeiden.
Wie funktioniert der AFDD?
AFDD steht für Arc Fault Detection Devices und bezeichnet Schutzeinrichtungen, die den Strom- und Spannungsverlauf mittels digitaler Signalverarbeitung überwachen. Das gilt nicht nur für die feste elektrische Installation, sondern auch für die an den Stromkreis angeschlossenen elektrischen Geräte. Der Zweck des AFDD ist es, Störlichtbögen rechtzeitig zu erkennen und den Stromkreis zu unterbrechen, bevor ein Brand entsteht.
AFDD für bestimmte Orte / Räume nach Risikoanalyse vorgeschrieben
Der Schutz vor elektrisch gezündeten Bränden in Endstromkreisen ist bei der Neuerrichtung von Gebäuden für bestimmte Orte und Räumlichkeiten – so zum Beispiel in Museen, Orten mit brennbaren Baustoffen, Hotels und Kindertagesstätten, aber auch in Schlafzimmern – nach DIN VDE 0100-420 gefordert.
Um diese Forderung zu erfüllen, bietet sich als technische Lösung der Einbau eines AFDD an. Bei Bestandsgebäuden ist eine Nachrüstung keine Pflicht. Sie stellt aber eine sinnvolle Investition in die Sicherheit der Bewohner und des Gebäudes dar und ist in der Regel ohne großen Aufwand und ohne hohe Kosten realisierbar.
Obwohl die auch als Brandschutzschalter bezeichneten AFDD eine wichtige Schutzlücke im Bereich der Elektro-Installation schließen, gab es in der Vergangenheit einigen Zoff bei ihrer Integration in die Anwendungsnormen (TGA-Artikelliste Brandschutzschalter). Der Streit konnte erst mit einer Änderung von DIN VDE 0100-420:2019-10 beigelegt werden.
Die Neuausgabe enthält gegenüber der Vorgängernorm wesentliche Änderungen in Abschnitt 421.7 zum Einsatz von Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtungen. Nach dieser Änderung ist nun in vielen Bereichen insbesondere an den beauftragten Fachleuten, ihre Kunden über AFDD aufzuklären.
Bei öffentlichen Bauherren / Gebäuden empfiehlt sich zudem die Berücksichtigung der AMEV-Empfehlung EltAnlagen 2020 (Planung und Bau von elektrischen Anlagen in öffentlichen Gebäuden). Der AMEV hat an gleicher Stelle auch eine Risiko-/Sicherheitsbewertung zum Einsatz von AFDD in öffentlichen Gebäuden als Excel-Dokument veröffentlicht.
Weiterhin wurde im Juni 2020 der Weißdruck von DIN EN 62 606 Beiblatt 1 „Allgemeine Anforderungen an Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtungen; Beiblatt 1: Anwendungshinweise zum Einsatz von Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtungen nach DIN EN 62606 (VDE 0665-10)“ veröffentlicht.
AFDD-Infomaterial
Um auf verständliche und anschauliche Weise über die Funktionsweise der AFDD-Schutzeinrichtung, deren Nutzen und die empfohlenen Einsatzorte zu informieren, hat die ArGe Medien im ZVEH gemeinsam mit ihren E-Marken-Partnern aus der Industrie ein aus mehreren Bausteinen bestehendes Informationspaket aufgelegt. Es umfasst einen Leitfaden, (eine Innungsfachbetrieben und Innungen vorbehaltene Präsentation www.arge-medien-zveh.de/marketingpool/afdd) sowie einen Film.
Leitfaden gibt Antworten auf technische Fragen
Ist der Einbau einer AFDD-Schutzeinrichtung Pflicht oder Empfehlung? Wie entscheide ich, ob ein AFDD eingesetzt werden soll und wann ist eine Risiko- und Sicherheitsbewertung nötig? Antworten auf diese und viele weitere Fragen gibt vom ZVEH erstellter Leitfaden. Die 8-seitige FAQ-Sammlung informiert auch ausführlich über die aktuelle Rechtslage, über Prüffristen, Nachrüstpflichten und normative Vorgaben und Hilfestellungen. Das ZVEI-FAQ zum AFDD und weitere Dokumente zum Thema sind hier zu finden: www.zveh.de/afdd
An Kunden wendet sich der 3-minütige Erklärfilm „Der AFDD: Schutz vor elektrisch gezündeten Bränden“. Hier erfährt Familienvater Schmidt vom Elektrohandwerker seines Vertrauens nicht nur, wie Kabelbrände ausgelöst werden. Elektromeister Stark zeigt ihm auch, wie der AFDD ganz einfach in den Verteilerkasten eingebaut werden kann, um das eigene Zuhause sicherer zu machen:
Die wichtigsten Schutzeinrichtungen
Der Leitungsschutzschalter (LS-Schalter) schützt Kabel, Leitungen und die angeschlossenen Geräte vor den Folgen einer Überlastung. Ein zu hoher Laststrom kann zum Überhitzen der Leitung führen, wodurch unmittelbare Schäden oder eine frühzeitige Alterung der Leitungsisolierung erfolgen können. Der LS-Schalter unterbricht die Stromzufuhr, noch bevor der zu hohe Strom Schaden anrichten kann. Im Falle eines Kurzschlusses erfolgt sofort die Auslösung des Schalters durch eine elektromagnetische Schnellauslösung.
Der FI-Schalter schützt vor Fehlerströmen und elektrischem Schlag: Sind elektrische Geräte oder Leitungen beschädigt, besteht die Möglichkeit, dass der Strom nicht durch die Leitung zurückfließt, sondern eigene Wege sucht. Im schlimmsten Fall über einen Menschen, der ein beschädigtes Gerät berührt. In diesem Fall fließt ein Fehlerstrom. Dieser wird vom Fehlerstromschutzschalter erkannt, der innerhalb von Millisekunden eine Abschaltung des Stromkreises bewirkt und so im Ernstfall Leben rettet. FI-Schalter sind daher für alle Stromkreise mit Steckdosen und/oder Beleuchtungsanschlüssen vorgeschrieben.
FI-Schalter des Typs A bieten bei haushaltsüblichen Anwendungen ausreichenden Schutz vor Stromunfällen. Kommen elektrische Geräte mit Frequenzumrichter zum Einsatz, etwa Waschmaschinen, Heizungs- und Wärmepumpen oder Induktionskochfelder, können bei einer Störung oder einem Defekt Fehlerströme mit Mischfrequenzen auftreten. Hier empfiehlt es sich, einen FI-Schutzschalter Typ F einzusetzen. Dieser ist in der Lage, Fehlerströme mit Mischfrequenzen zu erfassen und zudem besonders unempfindlich gegenüber Stoßströmen, wie sie etwa bei Gewitter oder beim Einschalten bestimmter elektrischer Geräte vorkommen können.
Darüber hinaus gibt es den FI-Schutzschalter Typ B. Diese Geräte können neben den bereits beschriebenen Fehlerströmen auch Gleichfehlerströme erfassen und kommen zum Beispiel bei Photovoltaik-Annlagen oder Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge zum Einsatz.
Der FI/LS-Schalter ist eine Kombination aus Fehlerstrom- und Leitungsschutzschalter. Der kombinierte Schalter bietet gegenüber der herkömmlichen Installation von einem FI-Schalter mit mehreren nachgeschalteten LS-Schaltern, den Vorteil, dass bei einem Fehlerstrom nur der betroffene Stromkreis unterbrochen wird. Das kann zur Erhöhung der Verfügbarkeit der Elektroinstallation beitragen.
Der AFDD (Fehlerlichtbogen-Schutzschalter) schützt vor gefährlichen Fehlerlichtbögen. Diese können an lockeren Kontaktstellen von Klemmen oder Schadstellen von Leitungen entstehen. Die erhebliche, punktuelle Hitzeentwicklung belastet und beschädigt das umliegende Material im schlimmsten Fall derart, dass ein Brand ausgelöst werden kann. AFDDs können dies verhindern: Sie analysieren kontinuierlich das Frequenzbild des Stromes und schalten bei Auffälligkeiten den angeschlossenen Stromkreis ab.
Überspannungs-Schutzeinrichtungen Sorgen im Rahmen eines abgestimmten Schutzkonzepts dafür, dass an sensiblen elektrischen Verbrauchern, wie Computer, Heizungssteuerung oder Haushaltsgeräten, keine Schäden bei Überspannungen verursacht werden und verhindern so Folgeschäden durch einen möglichen Ausfall. Eine Ursache für Überspannungen können beispielsweise Blitzeinschläge in naheliegende Energie- bzw. Signalleitungen sein.
Als Schutzmaßnahme kommen verschiedene Geräte vom Typ 1, Typ 2 und Typ 3 zum Einsatz, die von der Einspeisung bis zur Steckdose in die Elektroinstallation integriert werden. Minimalanforderung ist der Einsatz eines Überspannungsschutzgerätes für die ins Gebäude eingeführten Stromversorgungsleitungen. ■