Die FH Münster hat einen neuen Raum, und der ist vollgepackt bis oben hin. Auf 6 m2 drei Fußbodenheizungen, zwei Heizkörper, ein Gebläsekonvektor sowie eine Wandheizung, eine Frischwasserstation und viele Ventile, Fittings, Rohre und Schläuche – daraus besteht der neue Heizungsversuchsstand am Fachbereich Energie - Gebäude - Umwelt (EGU) auf dem Steinfurter Campus.
Der Modellraum ist einzigartig in seiner Zusammenstellung. Er ist in über 1000 Arbeitsstunden von Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeitern und Studierenden geplant und gebaut worden. Ab nächstem Semester findet der Versuchsstand außerdem Einsatz in der Lehre. Es geht um den Hydraulischen Abgleich von Warmwasser- und Heizkreisläufen in der Gebäudetechnik, so Prof. Dr. Florian Altendorfner, Experte für Heizungstechnik am Fachbereich EGU.
Mit wenigen Vorgaben lässt sich die benötigte Menge Heizwasser je Raum ermitteln. Der richtige Wert lässt sich anschließend, beispielsweise am voreinstellbaren Heizkörperventil, einstellen – fertig ist der Hydraulische Abgleich. „Trotzdem sind fast 85 % aller Heizungsanlagen nicht auf diese Weise abgeglichen“, sagt Altendorfner.
Hydraulischen Abgleich praxisnah erlernen
Genau diese wichtigen Berechnungen können die Studierenden in dem neuen Modellraum jetzt lernen und praktisch umsetzen. „Die Idee zum Versuchsraum habe ich bereits vor einigen Jahren entwickelt. Denn zum Hydraulischen Abgleich gab es an unserem Fachbereich keinerlei praktischen Versuche, obwohl das Thema so wichtig ist. Ich bin froh, dass wir den Studierenden das jetzt praxisnah und in unterschiedlichen Facetten näherbringen können“, sagt Martin Tiemann, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Labor für Heizungstechnik.
„Außerdem zeigen wir typische Sicherheitstechnik für solche Systeme wie ein Sicherheitsventil und Membranausdehnungsgefäß. Diese Komponenten auszulegen und richtig einzustellen, sollen die Studierenden an dem Versuchsstand lernen“, erklärt Altendorfner. Etwa die Hälfte der Komponenten und Geräte wurden dem Fachbereich von Herstellerfirmen gesponsert, dabei sind Buderus, Kampmann, Imi Heimeier, Kemper, Kobold, Uponor, Veolia und Wilo.
Automationsstation und Monitoring
Eine weitere Besonderheit des Modellraums ist eine Automationsstation. Über einen großen Bildschirm lassen sich sämtliche Druckverhältnisse der einzelnen Geräte genau überwachen und teilweise einstellen. „Wir zeigen damit das Monitoring in der Gebäudeautomation. Vor allem große Anlagen in Gebäuden lassen sich nur dann vernünftig optimieren und wirtschaftlich betreiben, wenn schon kleine Fehler und Unstimmigkeiten frühzeitig erkannt werden“, erklärt Florian Segger, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Labor für MSR-Technik und Gebäudeautomation. Er und Martin Tiemann haben viele Stunden in den Aufbau des neuen Versuchstandes gesteckt. Gleichzeitig haben sie Studierende betreut, die die Software für die Automationsstation geschrieben haben.
„Ein Student beginnt jetzt mit einer Projektarbeit, in der ein komplettes Programm für den Versuchsstand entwickelt werden soll. Diese Versuche und Praktika gehen dann ab nächstem Semester an den Start. Wir können uns auch vorstellen, hier zukünftig Weiterbildungsmaßnahmen für Techniker und Ingenieure stattfinden zu lassen“, sagt Altendorfner. Den Schulterschluss zwischen der Gebäudetechnik und Gebäudeautomation innerhalb dieses einen Modellraums sehen er und sein Kollege Prof. Dr. Martin Höttecke als echten Erfolg. Als verantwortliche Professoren haben sie das Ganze aus der Taufe gehoben. Höttecke: „Hier sind Heizungstechnik und Gebäudeautomation hochintegriert, das ist der modernste Stand für intelligente Gebäude.“ ■