Der Klimawandel zwingt zum Umdenken: altbewährte Entwässerungssysteme können stark anschwellende Niederschlagsmengen nicht aufnehmen. Deshalb setzt die wasserorientierte Stadtplanung auf eine dezentrale Regenwasserbewirtschaftung, die die Versiegelung neuer Flächen stoppt, Abwasserkanäle entlastet, Kosten senkt, Trinkwasservorräte schont und das Grundwasser vor Umweltgiften schützt. Die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung als Gebot der Stunde stand im Mittelpunkt einer Medienveranstaltung mit rund 30 Fachjournalisten, als Abschluss von elf Fachtagungen zum Thema Regenwasser, an denen bundesweit über 1100 Fachleute teilnahmen. Bei der Medienveranstaltung, die Kronimus Betonsteinwerke und Mall organisierten, wurden erstmals die bei 1900 Architekten, Ingenieuren und Behörden erhobenen Umfrageergebnisse zur dezentralen Regenwasserbewirtschaftung in Deutschland vorgestellt. Die Veranstalter fordern von Bund, Ländern und Gemeinden, sich stärker für eine wirkungsvolle und dezentrale Regenwasserbewirtschaftung auf allen Ebenen einzusetzen, so wie es das Wasserhaushaltsgesetz schon länger vorschreibt. Bisher komme der Umbau der Entwässerungssysteme nur schleppend voran. In den bundesdeutschen Genehmigungsbehörden und Planungsbüros ist jedoch ein grundlegender Paradigmenwechsel erfolgt. Markus Böll, Pressesprecher von Mall, stellte eine bundesweit repräsentative Planerumfrage seines Unternehmens vor. 80 % der 1100 befragten Architekten, Ingenieure und Behörden sehen danach die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung positiv. 90 % der Teilnehmer haben nur gute Erfahrungen mit dem dezentralen Umgang mit Regenwasser gemacht, der im Kern aus praktischen Maßnahmen zur Versickerung und Rückhaltung, Nutzung und Behandlung von Niederschlägen besteht. 97 % erwarten eine gleichbleibende bzw. verstärkte Nachfrage der Regenwasserbewirtschaftung in den nächsten Jahren. Eine simple Vergrößerung der Kanalnetze würde enorme Kosten verursachen und die Probleme nur verlagern, mahnt Dr Harald Sommer, Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker: „Die Mischwasserkanalisation in Deutschland läuft durchschnittlich 20 bis 40 Mal pro Jahr über, wodurch Abwässer ungereinigt in Gewässer eingeleitet werden, was der Europäische Gerichtshof als ‚nicht länger tolerierbar‘ bezeichnet.“ Dies könne man nur durch dezentrale Maßnahmen in den Griff bekommen. Regenwasserexperte Klaus W. König sprach sich für eine staatliche Verpflichtung aus, bei Neubauten ein zweites Leitungssystem einzubauen. Die Politik in Brüssel und Berlin müsse sich zu einem Wasser-Recycling bei Regen- und Grauwasser durchringen. Speziell für die Behandlung von versickerndem Regenwasser entwickelte Systeme sorgen dafür, so Martin Kronimus, Vorstandsvorsitzender der Kronimus AG, dass die Niederschläge vor Ort gereinigt werden und nicht ungefiltert ins Grundwasser gelangen. Nach Darstellung von Kronimus können spezielle Betonsteinsysteme Verunreinigungen im Regenwasser dauerhaft zurückhalten. Dadurch sei es fast überall möglich, eine dezentrale Regenwasserbewirtschaftung zu verwirklichen, auch bei stark belasteten Logistikflächen. Martin Lienhard, Leiter Technische Abteilung bei Mall, betonte, dass es bei der Umsetzung des § 55 „Grundsätze der Abwasserbeseitigung“ im Wasserhaushaltsgesetz mangelt. Es sollte keine Mischkanalisation mehr gebaut werden, sofern eine Trennkanalisation möglich ist. Zudem stellte Lienhard neue Systemlösungen für die Regenwasserbehandlung mit verbesserten Reinigungswerten vor. www.mall.info www.kronimus.de