Die Handwerkskammer Trier hat als erste Kammer in Deutschland ihr neues Ausbildungszentrum im Passivhaus-Standard realisiert. Für den „Campus Handwerk“ erhielt sie nun das Passivhaus-Zertifikat. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer lobte die Trierer Handwerkskammer für das „Meisterstück Passivhaus“, das sie mit dem hocheffizienten Neubau abgeliefert habe. Warum der neue Campus bundesweit Aufmerksamkeit erlangt, erläutert der Beitrag.
26 Werkstätten, über 400 Werkstattplätze, 180 Plätze für Unterricht und eine Mensa: Bei der offiziellen Eröffnung des Campus Handwerk in Trier hatten alle Anwesenden die Möglichkeit, einen genauen Blick auf den hoch energieeffizienten Neubau mit den modern ausgerüsteten Werkstätten zu werfen. Die Handwerkskammer Trier nennt zwei Beweggründe für ihr „Meisterstück Passivhaus“, wie Ministerpräsidentin Malu Dreyer den neuen Campus lobte. Die Ausbildung sollte attraktiver werden, das neue Gebäude zukunftstauglich sein und deutlich weniger Energie benötigen als die Vorgängerbauten aus den 1960er- und 1970er-Jahren.
Passivhaus-Zertifikat für Campus Handwerk
Der neue Campus Handwerk ist deutschlandweit bisher das einzige Ausbildungszentrum im hoch energieeffizienten Passivhaus-Standard. Die Qualitätssicherung hat die Passivhaus Dienstleistung GmbH durchgeführt. Der hohe Effizienzstandard ist bestätigt. Dafür überreichten der Trierer Handwerkskammer Staatsministerin Daniela Schmitt und Jessica Grove-Smith vom Passivhaus Institut das Passivhaus-Zertifikat. „Dieses Leuchtturmprojekt mit zahlreichen Werkstätten und daher speziellen Anforderungen zeigt, dass auch sehr komplexe Gebäude hoch energieeffizient gebaut werden können. Wir hoffen im Sinne des Klimaschutzes auf viele Nachfolgeprojekte“, so Jessica Grove-Smith. Die Handwerkskammer Trier erhielt für den hoch energieeffizienten Neubau zusätzlich die rheinland-pfälzische Klimaschutzplakette.
HWK Trier: Praxisnah ausbilden gegen Fachkräftemangel
Die Weichen für das Leuchtturmprojekt stellte die Handwerkskammer Trier bereits 2014. Für die Kammer stand fest: Moderne Werkstätten sollten junge Leute ebenso wie deren Eltern von einer praxisnahen Ausbildung überzeugen. Damit sollte auch dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden, betonte der Präsident der Handwerkskammer Trier, Rudi Müller, bei der Eröffnung. Mit Blick auf Klimaschutz und steigende Energiepreise definierte die Handwerkskammer Trier eine weitere Anforderung für sich – und andere: Eine hohe Energieeffizienz des Gebäudes, damit der Energiebedarf fürs Heizen und Kühlen gering ausfällt.
Strombedarf mit Photovoltaik teilweise selbst decken
Beim Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz stieß die Kammer mit ihren Plänen auf offene Ohren. Mit dem Stuttgarter Architekten Gerhard Wolf fanden die Trierer einen Fachmann, der bereits zahlreiche Gebäude im Passivhaus-Standard realisiert hatte. „Wie wir aktuell mit Blick auf den Energiemarkt sehen, war diese Entscheidung goldrichtig“, so Axel Bettendorf, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Trier bei der offiziellen Eröffnung des Campus. Durch die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Neubaus deckt das Ausbildungszentrum zudem einen Teil seines Strombedarfs selbst ab.
Campus Handwerk: Raum für 12 Gewerke
Der Neubau umfasst rund 10 000 m2 Nutzfläche. Hier lernen die jungen Auszubildenden in 12 Gewerken ergänzend zur betrieblichen Lehre. In 11 Gewerken können sie den Abschluss zum Meister bzw. zur Meisterin machen, darunter in den Bereichen Elektrotechnik, Kfz-Mechatronik, Sanitär-Heizung-Klimatechnik, Metallbau sowie Zahntechnik. Lernende und Lehrende des Campus profitieren neben den modernen Werkstätten auch vom gesunden Raumklima im hoch energieeffizienten Gebäude. „Wir haben von Beginn an alle Beteiligten ins Boot geholt und gefragt, was sie in dem neuen Gebäude brauchen. Das war ein wichtiger Prozess. Die Mühe hat sich gelohnt. Wir alle profitieren von unserem modernen und klimafreundlichen Neubau“, fasst Thomas Sandner zusammen. Der Geschäftsführer der Handwerkskammer Trier war als Projektleiter maßgeblich am Neubau des Ausbildungszentrums beteiligt.
Handwerkskammern zeigen Interesse am Modellprojekt in Trier
Die Werkstätten zogen bereits 2019 in den Neubau, sie haben den Praxistest daher längst hinter sich. Durch die Pandemie verzögerte sich die offizielle Eröffnung des Campus. Sandner erzählt, dass das Ausbildungszentrum vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen sei und sieht darin einen weiteren Vorteil der guten Lüftungsanlage im Gebäude. Zusammen mit dem Passivhaus Institut hat die Handwerkskammer Trier ein übersichtliches Handbuch erstellt, um alle Nutzenden mit den Vorteilen des hoch energieeffizienten Gebäudes vertraut zu machen. Weitere Handwerkskammern, deren Gebäude ebenfalls in die Jahre gekommen sind, haben laut Sandner bereits Interesse angemeldet, sich das Trierer Modellprojekt aus nächster Nähe anzuschauen.
Weitere Informationen zum Projekt gibt es in der Passivhaus-Datenbank sowie bei der Handwerkskammer Trier.