Hochmodern, durchdacht und energieeffizient präsentiert sich eine neue Logistikimmobilien am Rhein-Lippe-Hafen. Für die über 8 ha große Halle wurde ein ausgeklügeltes Beleuchtungssystem entwickelt.
Der Artikel kompakt zusammengefasst
■ Für den langfristigen Erfolg einer Logistikimmobilie sind neben dem Standort zunehmend auch Nachhaltigkeitsaspekte bei der Errichtung und im Betrieb wichtig.
■ BEOS Logistics hat deshalb ein großes Logistikzentrum am Rhein-Lippe-Hafen mit einem Energiekonzept realisiert, das die Immobilie mittels Geothermie, Photovoltaik-Anlagen und Wärmepumpen unabhängig von fossilen Energieträgern macht.
■ Bei der Beleuchtung wird unnötiger Energieverbrauch – ohne Einschränkungen oder Verzicht – über energiesparende Leuchten und eine effiziente Mess- und Sensortechnik vermieden.
Binnen weniger Monate ist im Süden von Wesel am Niederrhein ein über 80 000 m2 großer Gebäudekomplex entstanden. Zwischen Lippe- und Wesel-Datteln-Kanal-Mündung in den Rhein entwickelt sich ein verkehrsgünstig gelegenes Gewerbegebiet. Das Areal überzeugt nicht nur durch den direkten Bezug zum Rhein-Lippe-Hafen, sondern auch wegen der guten Anbindung an die Bundesstraße B8 und an die logistisch wichtige Autobahn A3. Die Nähe zu den Häfen in Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen macht die Region zudem zur wertvollen Drehscheibe für den internationalen Warenverkehr. Gleichzeitig bietet der Standort Zugang zum Ruhrgebiet, dem Logport in Duisburg und der Region Köln / Bonn.
Ideale Voraussetzungen also für eine Logistikimmobilie der Superlative. Hoch gegriffen ist jedoch nicht nur die Größe des Komplexes. Auch seine technische Ausstattung und ein hoher Standard in Sachen Nachhaltigkeit sind entscheidende Pluspunkte des Projekts. Das sieht man auch bei BEOS so: „Diese hochmoderne Immobilie ist ein Vorzeigeprojekt, das neue Maßstäbe im Bereich der Energieversorgung für Logistikimmobilien setzt“, so Alexander Schmid, Head of Development BEOS Logistics. Ein Schwerpunkt des Energiekonzepts liegt auf der Energieversorgung mittels Geothermie, Photovoltaik-Anlagen und Wärmepumpen, die die Immobilie unabhängig von fossilen Energieträgern macht. Insgesamt streben die Planer für die Immobilie eine Excellent-Zertifizierung nach BREEAM an.
Innovatives Konzept
Errichtet wurde die Immobilie auf einem 165 000 m2 großen Grundstück. Von der Mietfläche entfällt mit 81 400 m2 der Großteil auf Logistikfläche. Zudem entstehen 3500 m2 Büro- und Sozialfläche sowie 1200 m2 Mezzaninefläche. Neben der langfristigen Vermietung an einen Einzelmieter eigenen sich die Flächen grundsätzlich auch für eine Aufteilung in bis zu zehn Einheiten für verschiedene Nutzer. Entwickelt haben dieses Gebäudetechnik- Konzept die Ingenieure von LIST Bau Nordhorn. Es ist innovativ und zugleich wegweisend:
Heizen und Kühlen kann sich das Gebäude über Erdwärmesonden und eine großflächige Photovoltaik-Anlage inklusive Pufferspeicher selbst. Das Anlagenkonzept wurde mithilfe von Simulationen so dimensioniert, dass genau so viel Energie erzeugt und verwaltet wie gebraucht wird. Somit setzt man Standards im Bereich ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit. Das Gebäude soll auch mit einer begrünten Fassade und großformatigen Bindern aus Holz punkten.
Der Markt für so anspruchsvolle Logistikimmobilien ist derzeit durchaus gut. Viele Mieter sind bereit, für eine hochwertige Logistikimmobilie tiefer in die Tasche zu greifen. Ein weiterer Pluspunkt für die nachhaltige Bauweise: Die extrem gestiegenen Energiekosten in Kombination mit den ESG-Kriterien sorgten für eine stärkere Nachfrage nach nachhaltigen Objekten. Und auch Logistiker werden immer häufiger von ihren Kunden gefragt, wie nachhaltig ihre Prozesse aufgestellt seien. Der möglichst CO2-neutrale Betrieb der Lagerhallen ist dann ein Pluspunkt in der Bilanz.
Effiziente Beleuchtung gewünscht
Wo die Energieflüsse so genau geplant und bilanziert werden, ist eine besonders effiziente Beleuchtungslösung auch nicht weit entfernt. Die Aufgabe der Lichtplaner bestand darin, die LED-Hallenbeleuchtung zu planen und mit optimaler Sensorik auszustatten, um Energieverschwendung zu vermeiden. Bei der Wahl der richtigen Präsenzmelder für diese Aufgabe verließ man sich auf Produkte von Theben.
Das Unternehmen ergänzt mit seinem Konzept „Human Centered Building Automation“ (HCBA) [1] die Ansätze der Planung nach BREEAM-Standards – das HCBA-Konzept stellt den Menschen und seine Bedürfnisse konsequent in den Mittelpunkt. Das Gebäude wird nach dieser Lesart nur mit so viel technischer Ausstattung versehen, wie zum energiearmen Betrieb der Immobilie und für den Komfort der Nutzer notwendig ist. Eine qualitativ hochwertige Gebäudehülle ergänzt den Energieeinsparanspruch.
Der Schlüssel ist eine effiziente Mess- und Sensortechnik, die bedarfsgerecht ermittelt, wieviel Energie (bzw. „TGA+E-Dienstleistung“) tatsächlich benötigt wird und den Nutzern eines Gebäudes bereitgestellt werden muss. Es wird aber nicht am Komfort geknapst: Unter der Leitlinie „energy saving comfort“ lässt sich Energie auf die smarte Art ohne Einschränkungen oder Verzicht sparen. Um dies in der BEOS-Logistikhalle zu erreichen, hat sich scharkon Lichtkonzepte als Lichtplaner und als ausführende Firma für die Hallenbeleuchtung für die intelligente Steuerung und das gute Preis-Leistungsspektrum der Theben-Melder thePassa P360 DALI-2 entschieden.
Steuerung über DALI-Bus
In der Halle sind unterschiedliche Flächennutzungen vorgesehen: Es gibt Freiflächen für Stückgut und einen regalierten Teil für Palettenregale. Die Regale sind im Abstand von 6 m angeordnet. Alle 27,5 bis 30 m sind in jedem Gang Sensoren verbaut, die Fahrzeuge und Personen erfassen und die optimale Beleuchtung der Regalgänge steuern. Der Melder thePassa wurde gewählt, weil sein Erfassungsbereich optimal den Bereich zwischen den Regalen abdeckt und er eine Installationshöhe von bis zu 15 m vorweisen kann.
Die geforderten Beleuchtungsstärken für die einzelnen Nutzungsarten wie Kommissionierbereich (350 lx) und Regalbereiche (250 lx) wurden nach Absprache mit dem Betreiber über eine Wago-Steuerung programmiert. Da eine DALI-Steuerung eingesetzt wurde, können die DALI-2 Sensoren an die in dem Lichtband vorhandene Verdrahtung angeschlossen werden, sodass keine zusätzliche externe Verkabelung erforderlich war.
Job mit Herausforderung
„Die besondere Herausforderung für uns war bei diesem Projekt die sehr kurze Bauzeit und die Größe der Halle. Daher stand für uns im Fokus, die Komponenten schnell verfügbar zu haben und einen guten Support zu erhalten. Die Wahl fiel auf Produkte von Theben, weil uns die Flexibilität und der gute Service überzeugt haben. Wir realisieren viele Logistikhallen, aber diese war schon eine besondere Aufgabe“, berichtet Dipl.-Ing. Frank Scharschmidt, der mit seinem Büro scharkon Lichtkonzepte seit 1995 auf dem Markt ist und 24 Mitarbeitende beschäftigt.
Auch für den Hersteller Theben AG barg das Projekt einige Tücken: Es stand vor der Herausforderung, trotz stockender Lieferkette kontinuierlich Material für das Projekt bereitzustellen. Durch enge Absprache zwischen Innendienst und dem Kunden funktionierte dieses jedoch Just-in-Time – ein Vorteil der Zusammenarbeit mit Profis wie scharkon Lichtkonzepte, die eine langjährige Projekterfahrung haben. Mit der geplanten Fertigstellung des großen Logistikzentrums bis Ende 2023 ist der Niederrhein dann um einen Leuchtturm reicher.
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Literatur
[1] Runder Tisch: Human Centered Building Automation. „Bei der TGA die Menschen in den Mittelpunkt stellen“. Stuttgart: Gentner Verlag, TGA+E-Fachplaner 08-2023