Der Traum von der autarken Energielösung im Mehrfamilienhaus ist in Wetzikon im Schweizer Kanton Zürich praktisch Realität geworden. Als Eigenverbrauchsgemeinschaft können Eigentümer und Mieter sich bilanziell vollständig und rechtlich eigenständig mit Strom und Wärme versorgen. Im Neubauprojekt SonnenparkPlus Abb. 1 haben die zehn Wohneinheiten in fünf Geschossen eine Energiebezugsfläche von 1705 m2. Die Planer und Bauherren wollten ein zukunftsweisendes Wohnhaus schaffen, das seine Bewohner rund um die Uhr mit eigener Solarenergie für Komfortstrom, Wärme und E-Mobilität versorgt. Im Mai 2018 war das Gebäude bezugsfertig. Geplant und ausgeführt hat das Projekt die arento ag aus Hinwil. Franz Schnider gehört der Geschäftsleitung des Unternehmens an und plant als Architekt aus voller Überzeugung Energiewohnhäuser: „In erster Linie versuchen wir, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen. Wir haben eine Top-Gebäudehülle (40 cm Wärmedämmung), setzen höchsteffiziente Heiz- und Lüftungssysteme ein und schulen die Kunden in Sachen Energieverbrauch. Die andere Seite ist dann die effiziente solare Stromerzeugung.“
Bei der Heiztechnik setzten die Planer auf die Wärmepumpe, die mit 15 000 kWh/a am Gesamtstrombedarf von 65 000 kWh/a beteiligt ist. Martin Brawand vom Energietechnik-Unternehmen Windgate stand als Planer vor der Herausforderung, genügend Erzeugungskapazität zu schaffen. Die erste Simulation zeigte: Das Potenzial der Dachfläche mit 44,5 kWp installierter Leistung in Ost/West-Ausrichtung würde nicht ausreichen. Also nahmen sich die Planer die beiden günstig zur Sonne gelegenen Fassaden vor und erreichten mit der Nutzung der Süd- und Westfassaden weitere 37,1 kWp. Mit der Gesamtkapazität von 81,6 kWp war der erste Schritt erreicht: Das Gebäude wird über das Jahr sicher mehr Energie erzeugen als seine Bewohner benötigen, damit kann es als Plusenergiehaus gelten. Und die Stromerzeugung folgt dem Sonnenverlauf: An Sommertagen ist bereits um 6 Uhr morgens Energie verfügbar, und auch am Abend steht noch reichlich Leistung bereit. Zusätzlich ist im SonnenparkPlus ist ein E3/DC-Speichersystem Quattroporte Linea Abb. 2 mit 78 kWh Speicherkapazität eingebaut. Das sichert die Versorgung mit selbst erzeugtem Strom über die Nacht, berichtet Schnider. Auch im Winter leisten Dach und Fassade direkt und über die Speichersysteme einen hohen solaren Beitrag zur Versorgung, die Planer rechnen mit einem Autarkiegrad von 63 % über das Jahr, die prognostizierte Eigenverbrauchsquote beträgt 60 %.
In der Tiefgarage gibt es noch vier 22-kW-Ladestationen für Elektroautos, die über das Energiemanagement mit Solarstrom bedient werden können. Den Bewohnern steht ein e-Golf kostenfrei im Car-Sharing zur Verfügung, dessen Nutzung in der Gemeinschaft per App organisiert wird. Das hat auch den Fahrzeugbestand in der Tiefgarage im Vergleich zu konventionellen Wohnprojekten dieser Größe spürbar reduziert, berichtet Schnider. Besondere Mühe haben sich die Hausplaner mit dem internen Abrechnungssystem gegeben, denn jeder Haushalt soll nur für seinen konkreten Bedarf an Strom, Wärme und E-Mobilität zahlen. Die Hausgemeinschaft benötigt im Hausanschluss nur einen Zählpunkt für die Einspeisung von Überschüssen und den Bezug von Reststrom aus dem Netz. Alle Energieflüsse innerhalb des Hauses werden über die Mess- und Regeltechnik solaroptimiert gesteuert, exakt gemessen und individuell abgerechnet. Solare Eigenversorgung in Hausgemeinschaften: In der Schweiz geht es einfach.