Alle Erwartungen voll erfüllt, lautet ein erstes Fazit für die Effizienzhaus-Plus-Siedlung in Hügelshart bei Augsburg nach einem Jahr Wohnbetrieb: Die asset bauen wohnen gmbh und BayWa – konkret der Baustoffbereich des Unternehmens sowie die Konzerntochter BayWa r.e. renewable energies (BayWa r.e.) – sehen ihr Konzept durch die ersten Auswertungen bestätigt. Mit einer durchschnittlichen Eigenversorgung von 53 %, bezogen auf Haushaltsstrom, Trinkwassererwärmung, Heizung und Kühlung, erreichte die Siedlung bereits im ersten Jahr rund 80 % der im Vorfeld berechneten Simulationswerte. „Lässt man außergewöhnliche Faktoren außen vor, wie die Kühlung, die bei der Simulation der Anlagentechnik nicht berücksichtigt war, sind wir in etwa bei unserer errechneten Eigenversorgung von 70 %“, so Steffen Mechter, Leiter Strategische Geschäftsentwicklung bei BayWa Baustoffe. Ein Jahr Hügelshart zeige aber auch, wie immens wichtig das Nutzerverhalten und Energiemanagement sei.
Die Siedlung in Hügelshart gilt als Deutschlands erste, nach den Kriterien des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Bau erstellte Effizienzhaus-Plus-Siedlung: Die 13 Hauseinheiten, neun Einfamilienhäuser und vier Doppelhaushälften, sind jeweils mit Klimadecken, einer PV-Anlage, einer Hauszentrale (Luft-Wärme-Zentrale LWZ 504, Stiebel Eltron) auf Basis einer Luft/Wasser-Wärmepumpe mit den Funktionen Heizen, Kühlen, Lüften und Trinkwassererwärmung, einem thermischem Wasserspeicher sowie einem Batteriespeicher ausgestattet und sollen bilanziell mehr Energie erzeugen, als die Bewohner der Siedlung im Jahresdurchschnitt verbrauchen. Die in monolithischer Bauweise erstellten Siedlungshäuser erfüllten bereits bei ihrer Fertigstellung 2017 die ab 2021 geltenden Anforderungen der EU-Gebäuderichtlinie für energieeffiziente Neubauten.
Nach dem Bezug der Häuser, der sukzessive ab Mitte 2017 bis zum Jahreswechsel 2017/18 erfolgte, liegen nun Nutzungs- und Betriebsdaten für einen Zeitraum von rund einem Jahr vor: Insgesamt wurde im Durchschnitt 53 % der erforderlichen Energie selbst erzeugt. Bei der Auswertung fiel auf, dass das Verhalten der Bewohner deutlich größere Auswirkungen auf die Energiebilanz eines Gebäudes hat, als ursprünglich angenommen. „So lag der Haushaltsstrom um einiges höher, als die in der Simulation angesetzten 3200 kWh/a. Zurückführen lässt sich dies beispielsweise auf den heißen Sommer 2018, der die Bewohner veranlasste, vermehrt zu kühlen. Hier sollte über Anpassungen im Energiemanagement noch besser die Energie aus der PV-Anlage genutzt werden können“, so Mechter mit Blick auf Optimierungsansätze für neue Projekte. „Die in den Häusern verbaute Klimadecke selbst hat in der Siedlung eine wahre Fangemeinde gefunden: Sie kühlt bzw. wärmt verwirbelungsfrei alle Bauteile in den Räumen und sorgt so für eine gleichmäßige angenehme Temperierung.“ Die Auswertungen ließen auch Rückschlüsse zu, wie die Hausbewohner ohne Komforteinbußen allein durch bewussteres Verhalten die Eigenverbrauchswerte positiv beeinflussen könnten.
„Die vorliegenden Ergebnisse zeigen nicht zuletzt, dass der Ansatz, Standardkomponenten in der Haustechnik passend zu dimensionieren und klug zu kombinieren, absolut richtig war. Das gilt insbesondere für die verwendeten PV-Komponenten, ohne die – aus Energieperspektive – heutzutage eigentlich kein Haus mehr gebaut werden sollte“, erklärt Elke Dehlinger, Produktmanagerin bei der BayWa r.e. Die auf erneuerbare Energien spezialisierte BayWa-Tochter war beim Projekt für die Anlagenkonzeption verantwortlich. „Die Versorgung der Luft/Wasser-Wärmepumpe durch die PV-Anlage beträgt im Schnitt 50 %, davon deckt die Batterie 6 bis 7 % ab“, berichtet Oliver Bast, Produktmanager von Stiebel Eltron.
BayWa r.e. wird die Daten für die Siedlung gemeinsam mit den beteiligten Projektpartnern auch in den kommenden zwei Jahren auswerten und das Projekt langfristig begleiten.