Im Modellprojekt PassivhausSozialPlus wurden 2018/19 in Darmstadt 42 geförderte Mietwohnungen für Menschen mit Zugangsschwierigkeiten zum Wohnungsmarkt geschaffen. Das auf einem ehemaligen Kasernengelände in Darmstadt umgesetzte Projekt besteht aus einem mit Passivhaus-Komponenten modernisierten Bestandsgebäude, das zur Minimierung des Herstellungsenergieaufwands erhalten wurde, und einem barrierefreien Ersatzneubau im Passivhaus-Standard.
Die hocheffizienten energetischen Standards wurden mit einem Abrechnungsmodell für Betriebskosten kombiniert, das Sparanreize für Strom und Wasser setzen soll. Für das modernisierte Bestandsgebäude, das seit Herbst 2019 vermietet ist, liegen bereits Messergebnisse aus dem Intensiv-Monitoring durch das Institut Wohnen und Umwelt (IWU) für das erste Jahr vor:
Extrem niedriger Fernwärmeverbrauch
Der Fernwärmeverbrauch für Raumwärme (inklusive Verteilverluste) war mit 21,3 kWh/(m2 ∙ a) extrem niedrig. Dabei betrugen die durchschnittlichen Raumtemperaturen im Winter komfortable 22,0 °C.
Beim Warmwasserverbrauch wurde der Planungswert mit 20 l/(Pers ∙ d) um 20 % unterschritten. Der gesamte Trinkwasserverbrauch lag mit 21,0 m3/(Pers ∙ a) – ohne den Verbrauch für die Toilettenspülung – um 28 % unter dem entsprechenden mittleren Verbrauch in Deutschland.
Auch sehr niedriger Haushaltsstromverbrauch
Der Haushaltsstromverbrauch war mit 22,0 kWh/(m2 ∙ a) in Anbetracht der hohen Personenbelegungsdichte im Gebäude sehr niedrig; er überstieg den Verbrauch, den der Stromspiegel Deutschlands für die niedrigste der sieben Verbrauchsklassen ausweist, um nur ca. 2 %. Vom Stromverbrauch des Gebäudes (Haushaltsstrom und Betriebsstrom) konnten durch die Photovoltaik-Anlage in Verbindung mit einem Batteriespeicher ca. 40 % durch Sonnenenergie gedeckt werden.
Die Messungen im Gebäude werden bis Sommer 2022 fortgesetzt. Schon jetzt zeigt sich, dass Klimaschutz und soziale Belange in Einklang zu bringen und ambitionierte Energiestandards auch in der tatsächlichen Nutzung einzuhalten sind.
Dabei sind die ergriffenen Maßnahmen kein „Hexenwerk“: Die Wärmeverluste wurden durch Dämmstärken zwischen 20 und 36 cm, durch Dreifach-Wärmeschutzverglasung im gedämmten Rahmen und durch die Installation von Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung minimiert.
Minimierung der Wärmeverluste des Rohrleitungsnetzes
Zudem wurde großer Wert auf die Reduktion der Wärmeverluste des Rohrleitungsnetzes gelegt, u. a. durch Verdopplung der Dämmstärke gegenüber den gesetzlichen Mindestanforderungen und teilweise die Verlegung innerhalb der Kellerdeckendämmung.
Die Trinkwassererwärmung erfolgt mit Wohnungsstationen direkt in der Nähe der Zapfstelle auf ca. 45 °C. Durch die niedrige Temperatur, aber auch durch die Kombination von Heizung und Warmwasser in einem Verteilnetz, werden die Wärmeverluste gegenüber herkömmlichen Systemen stark verringert.
Grauwassernutzung und sparsame Haushaltsgeräte
Zur Minimierung der Wasserkosten wird Grauwasser aufbereitet und für die Toilettenspülung verwendet. Auch der Haushaltsstromverbrauch stand im Fokus: Alle Wohnungen wurden vom Vermieter mit besonders sparsamen Haushaltsgeräten und LED-Beleuchtung ausgestattet.
Der Projekt-Teilbericht PassivhausSozialPlus – Konzept, Umsetzung, Kosten und Ergebnisse des ersten Messjahres enthält auch zahlreiche Hinweise für Planer, Ausführende sowie Bauherren und dokumentiert Erfahrungen und Verbesserungsmöglichkeiten bei der Umsetzung solcher Vorhaben. www.iwu.de