Wie kann man Fehlerquellen vermeiden, die durch eine zunehmend unübersichtliche und steigende Anzahl an Normen und Baugesetzen entstehen? Was kann man gegen hohe Energieverbräuche in Gebäuden tun? Wie schafft man es, Baumaterialien nach ihrer Nutzung wieder zurück in den Produktionskreislauf zu führen?
Das Studentenwerk München will – unterstützt von drei Lehrstühlen der Technischen Universität München (TUM) – Antworten auf diese Fragen geben. Mit dem Bau von drei Studentenwohnhäusern in gleicher Geometrie und Größe, die aus unterschiedlichen Materialien gebaut werden, soll auf dem Campus in Garching ein Null-Energie-Standard erreicht werden: ein Haus aus Leichtbeton ohne Stahl, eines aus dem nachwachsenden Baustoff Massivholz und eines aus hochwärmedämmendem Mauerwerk, rund 195 Wohnplätze entstehen dabei. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt das Vorhaben fachlich und finanziell mit rund 520 000 Euro.
Über mehrere Jahre hinweg soll systematisch erfasst werden, wie sich zum Beispiel unterschiedliche Baustoffe auf die Energiekosten auswirken. Das Ziel ist es, die Komplexität im Bauwesen und damit auch die Baukosten zu verringern, nachhaltige Konstruktionen zu entwickeln und robuste Haustechnikkonzepte umzusetzen. Theoretisch erforscht seien die Prinzipien des „einfachen Bauens“ in ihren Grundlagen bereits, so Dr. Ursula Wurzer-Faßnacht, Geschäftsführerin des Studentenwerks München. Darunter verstehe man, die Komplexität im Bauwesen zu verringern, verschiedene einfache Entwurfs- und Konstruktionsweisen zu identifizieren und hinsichtlich ihrer ökologischen, ökonomischen und architektonischen Wirkung zu beurteilen.
Darauf aufbauend sollen nun die neuen Häuser in den drei Konstruktionsvarianten mit dem zusätzlichen Anspruch an einen Null-Energie-Standard umgesetzt und die Wirksamkeit ausgewertet werden. Hierzu müssen beispielsweise Themen der industriellen Vorfertigung, der ökologischen und ökonomischen Bilanzierung sowie des Nutzerverhaltens weiterentwickelt werden. Gleichzeitig soll der Betrieb durch das Minimieren von Wartung, Instandhaltung und Betriebsenergie optimiert werden. Auch die Möglichkeiten der industriellen Vorfertigung von Badzellen soll untersucht werden.
Die Systeme für das Verteilen von Wärme, Stark- und Schwachstrom sowie Warmwasser werden getrennt, um sie fortlaufend optimieren zu können. Geplant ist auch, den Null-Energie-Standard durch eine Verringerung der technischen Komplexität und eine einfache Gebäudehülle zu erreichen und den Energieverbrauch zu simulieren und zu vergleichen. Über digitale Schnittstellen soll das Nutzerverhalten untersucht und eine wirksame Verringerung des Eigenstromverbrauchs angeregt werden. Der „ökologische Fußabdruck“ der drei Konstruktionsbeispiele soll über den gesamten Lebenszyklus nachgewiesen werden. Zurzeit befindet sich das Projekt in der Planungs-Anfangsphase.