Das derzeit wohl bekannteste und umfangreichste Programm zur Zertifizierung von HLKK-Geräten dürfte die Eurovent-Zertifizierung sein. Über 180 Hersteller aus der ganzen Welt lassen ihre Geräte im Rahmen der derzeit insgesamt 17 Zertifizierungsprogramme, von denen die ersten 1994 ins Leben gerufen wurden, freiwillig überprüfen. Erfasst werden unter anderem Klimageräte verschiedener Leistungsklassen, Kaltwassersätze, RLT-Zentralgeräte, Wärmeübertrager verschiedenster Bauarten, Kühlmöbel, Luftfilter und Kühlbalken. Ziel der Zertifizierung ist es, Planer und Ingenieure bei der Auswahl der Geräte mit fundierten, verlässlichen und von unabhängiger Stelle überprüften Produktdaten zu unterstützen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Leistungsdaten und Energieeffizienz.
Das Prinzip der Eurovent-Zertifizierung ist für alle Programme gleich und einzigartig in der HLKK-Branche. Nur bei Eurovent wird tatsächlich vor Ort und am Gerät überprüft, was der Hersteller angibt. Andere Zertifizierungsprogramme beschränken sich beispielsweise auf eine reine Überprüfung der Software. Eurovent Certification wählt nach dem Zufallsprinzip ein Produkt direkt im Werk des Herstellers aus und beauftragt ein Prüflabor mit seiner Überprüfung.
Nur, wenn die Prüfergebnisse mit den Angaben in der Produktliteratur bzw. in der Software des Herstellers übereinstimmen, wird das Produkt zertifiziert. Ist dies nicht der Fall, muss der Hersteller entweder die Literatur bzw. Software entsprechend abändern oder aber von der Zertifizierung zurücktreten. Dabei arbeitet Eurovent Certification mit zwölf europäischen Prüflaboren zusammen, die je nach Ausstattung und Erfahrung auf bestimmte Produktgruppen spezialisiert sind. So werden zum Beispiel RLT-Zentralen in Deutschland bei TÜV Nord und TÜV Süd geprüft, während das TNO im niederländischen Apeldoorn auf Kühlmöbel spezialisiert ist.
Label für RLT-Zentralgeräte
Auf die zunehmende Bedeutung der Energieeffizienz reagiert die Eurovent-Zertifizierung mit verschiedenen Initiativen. Ein gutes Beispiel für die steigende Nachfrage auf dem Markt nach entsprechenden Kennzeichnungen ist das Energieeffizienzlabel für RLT-Geräte. Auf Basis von DIN EN 13053 „Leistungskenndaten von RLT-Geräten“ sowie in Abstimmung mit den Vorgaben des deutschen Herstellerverbands RLT-Geräte, wurde hierfür eine Klassifizierung in Abhängigkeit der Luftgeschwindigkeit, der aufgenommenen elektrischen Leistung des Ventilatormotors sowie der Effizienz der Wärmerückgewinnung eingeführt.
Weltweit 39 Unternehmen lassen ihre RLT-Zentralgeräte derzeit durch Eurovent zertifizieren. Dabei ist es durchaus verständlich, dass die Interessenlage und Anforderungen in verschiedenen Ländern unterschiedlich sind. Ein Beispiel dafür ist die Wärmerückgewinnung, die in Deutschland voraussichtlich ab 2009 für Geräte mit mehr als 4000 m3/h für viele Anwendungsfälle gesetzlich vorgeschrieben sein wird, während dies in Südeuropa schon allein aus klimatischen Gründen, aber auch was die Prioritäten und Zielsetzungen der Gesetzgeber anbelangt, nicht der Fall ist.
Genau diese Bandbreite spiegelt das Eurovent-Energielabel wider: Der Kunde definiert, wie sein RLT-Gerät aussehen soll – abhängig von seinem Standort, der Anwendung und sämtlichen Vorgaben von klimatischen Bedingungen bis hin zur Gesetzgebung – und Eurovent zertifiziert dann die Energieeffizienz genau dieses Geräts mit dem entsprechenden Label von A+ bis D. Im deutschen Herstellerverband RLT-Geräte hingegen lässt die Definition für das Energieeffizienzlabel „A“ eine solche Bandbreite nicht zu. So sind die hier organisierten Hersteller, die ein „A“ anstreben, gezwungen, ihre RLT-Geräte mit Wärmerückgewinnung auszustatten, sofern technisch realisierbar.
Die Konsequenz: Auch wenn das Gerät aufgrund seines Layouts, seines Motors und anderer Parameter besonders energieeffizient ist, kann es kein „A“ erhalten, wenn es keine Wärmerückgewinnung bietet. Auch die Tatsache, dass RLT-Geräte bei Eurovent auch mit der Effizienzklasse „C“ ausgezeichnet werden können, lässt sich durch die Bandbreite bei Eurovent und das Ziel, genau auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen, erklären. Denn schlussendlich ist es, wie auch bei einem simplen Kühlschrankkauf, Sache des Betreibers, ob er sich für ein energieeffizientes Gerät entscheidet oder nicht. In Deutschland mag es für „C“ Klasse Geräte keinen Markt mehr geben, in anderen Ländern ist das allerdings nicht unbedingt der Fall.
Auf dem Prüfstand
Der wichtigste Vorteil der Zertifizierung von RLT-Zentralgeräten durch Eurovent liegt in der Prüfung der Geräte. Getreu dem Motto der Eurovent-Zertifzierung „Bei manchen Marken täuscht man sich nicht“, finden hier in Zusammenarbeit mit den Prüflaboren TÜV Nord und TÜV Süd gleich mehrere Prüfungen statt. So wird die sogenannte Modellbox der Zentralen alle sechs Jahre überprüft und zusätzlich alle drei Jahre ein „Real Life Unit Test“ eines Geräts in einem Prüflabor durchgeführt. Da es sich bei RLT-Geräten nicht um Serienproduktion handelt, sondern jedes Gerät in seiner Art einzigartig und genau auf die Anforderungen der Kunden abgestimmt ist, wird für diesen Test nach dem Zufallsprinzip ein Produkt ausgewählt, das bereits an einen Kunden ausgeliefert wurde.
Der Hersteller muss dieses Gerät für die Zertifizierung dann genau nachbauen. Die getesteten Werte werden überprüft, indem sie mit den Angaben in der Software der Hersteller verglichen werden. Zusätzlich zu den beiden genannten Prüfungen findet außerdem jedes Jahr eine Werksinspektion statt, bei der überprüft wird, ob die Geräte tatsächlich so gebaut werden, wie in der Software angegeben. Derart umfassende Tests sind einzigartig in der HLKK-Industrie und haben zum Ziel, absolut zuverlässige Daten für Planer, Betreiber und Anlagenbauer zu liefern.
Mehr Energieeffizienz
Grundsätzlich geht es bei Eurovent um die reine Zertifizierung von Leistungsdaten: Eurovent zertifiziert Geräte mit niedriger Energieeffizienz ebenso wie solche mit hoher Energieeffizienz – vorausgesetzt, der Hersteller erfüllt die umfassenden Vorgaben der Eurovent-Zertifizierung und liefert verlässliche und korrekte Daten. Allerdings beeinflusst die zunehmende Forderung nach mehr Energieeffizienz das Angebot der Eurovent-Zertifzierung. So geht es heute längst nicht mehr ausschließlich um die Zertifizierung von Daten, sondern eben auch um deren Nutzung für die Einstufung in Energieeffizienzklassen und ähnliches. Wichtige Initiativen neben dem Energieeffizienzlabel für RLT-Geräte sind zum Beispiel der ESEER-Wert (European Seasonal Energy Efficiency Ratio) für Flüssigkeitskühler, der die Leistung nicht nur bei Volllast- sondern auch bei Teillastbedingungen angibt, sowie das Energielabel für Klimageräte unter 12 kW Kälteleistung.Andrea Voigt