Das Adlerstadion in Hinterzarten bietet Skispringern jetzt ganz neue Trainingsmöglichkeiten: Einen ventilatorbetriebenen Windkanal, mit dem sie auch ohne Sprungschanze ihre Flugtechnik optimieren können.
Der Artikel kompakt zusammengefasst
■ Damit Skispringer die „Luftfahrt“ über einen längeren Zeitraum üben und optimieren können, ist im Adlerstadion Hinterzarten ein Windkanal errichtet worden.
■ Unterstützt wurde das Projekt von Helios Ventilatoren schon in der frühen Phase mit einem praktischen Test und anschließend mit der Konzeption und Projektierung des Windkanals.
■ Realisiert wurde der Windkanal mit zwei parallel angeordneten Axialventilatoren, die mit einer Kapazität von bis zu 310 000 m3/h den Luftstrom für die Skisprung-Simulation generieren.
Helios Ventilatoren hat bereits einige unkonventionelle Projekte realisiert. Beispiele hierfür sind die Installation eines Lüftungssystems in der Cheops-Pyramide in Ägypten, die Schaffung einer Indoor-Windsurfing-Anlage in Paris mit 28 Hochleistungsventilatoren oder die Entwicklung eines knapp 3 m durchmessenden Axialventilators zur Erzeugung eines künstlichen Tornados auf der Expo 2000 in Hannover.
Anfang 2024 hat Helios Ventilatoren erneut eine außergewöhnliche Sonderlösung vorgestellt: einen ventilatorbetriebenen Windkanal, mit dem Skispringer ganz ohne Sprungschanze an ihrer Flugtechnik feilen können. Nach fünf Jahren Entwicklung ist das ehrgeizige Projekt erfolgreich umgesetzt und die Gemeinde Hinterzarten nun um eine weitere sportliche Attraktion reicher.
Wie alles begann
Es gehört zu den wichtigen Aufgaben des Olympiastützpunkts Freiburg und des Bundesstützpunkts Skisprung des Deutschen Skiverbands in Hinterzarten: Eine Verbesserung des Skisprungtrainings. Eine zentrale Idee: Das Skispringen in einer Flugsimulationsanlage zu ermöglichen, die sich in unmittelbarer Nähe der Skisprungschanze befindet. So kann das Erlernte anschließend sofort an der angrenzenden Skisprungschanze in die Praxis umgesetzt werden.
Auf der Suche nach einem Partner für das Projekt findet 2018 die erste Kontaktaufnahme zu Helios statt. Das in Villingen-Schwenningen und somit ganz in der Nähe ansässige Unternehmen zeigt sich sofort begeistert, da es gerne anspruchsvolle Herausforderungen annimmt und in dem Vorhaben sowohl für den Skisport als auch für die Region Hochschwarzwald ein wegweisendes Projekt sieht.
Die Vision sieht vor, dass eine Ventilatoreneinheit einen im Luftstrom positionierten Skispringer anbläst. Um authentische Windbedingungen zu simulieren, ist die Schaffung eines Windfensters geplant, das eine Ausblasfläche von etwa 2,5 × 1,25 m und eine Ausblasgeschwindigkeit von etwa 100 km/h aufweist. Hierdurch soll insbesondere Skispringern aus dem Nachwuchsbereich eine optimale aerodynamische Flugposition vermittelt werden.
Der entscheidende Vorteil liegt darin, dass im Vergleich zu einem realen Sprung, der nur wenige Sekunden dauert, in dieser Simulation die „Luftfahrt“ über einen längeren Zeitraum geübt werden kann. Das übergeordnete Ziel besteht vor allem darin, sensorische Erfahrungen zu sammeln, die dann im tatsächlichen Sprung von der Skisprungschanze abgerufen werden können.
Nach den ersten technischen Abstimmungen wird unmittelbar darauf ein praktischer Test auf dem Helios-Areal durchgeführt. Als prominenter Unterstützer des Projekts stellt sich auch Skisprunglegende Martin Schmitt zur Verfügung, um an einem ersten Prototyp die Windverhältnisse aus dem Ventilator zu erleben. Dabei wird deutlich, dass die Grundidee mit den vorgesehenen Komponenten nicht nur realistisch für die Simulation der Luftfahrt ist, sondern auch für den Absprung.
Mehrjährige Projektierung
Helios investierte nach der Festlegung der Eckdaten umfangreiche Zeit in die Konzeption und die Projektierung des Windkanals. Für die wissenschaftliche Begleitung wird zusammen mit der Hochschule Offenburg (Prof. Dr. Ettrich) und dem Olympiastützpunkt Freiburg ein europäisches Forschungsprojekt beantragt und genehmigt.
Stefan Fehrenbacher, der zu der Zeit als verantwortlicher Produktmanager bei Helios Ventilatoren fungiert und heute als Leiter des Technischen Produktmanagements tätig ist, würdigt auch nach Abschluss des Projekts die herausragende Zusammenarbeit: „Wir erhielten hierdurch wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse für die praktische Umsetzung. So führte etwa die Hochschule Offenburg diverse Strömungssimulationen durch, die direkt in die Konstruktionsarbeit, beispielsweise die Geometrie des Nachleitrades, einflossen.“
Die exponierte Platzierung der Ventilatoreneinheit – die im Wesentlichen aus zwei Helios-Axialventilatoren vom Typ AVD 1400 besteht – direkt an der Schanze des Adlerstadions Hinterzarten, war aufgrund der Lautstärke der beiden Ventilatoren eine zusätzliche Herausforderung. Gelöst wurde sie durch die Konstruktion und Fertigung von vier speziellen Rohrschalldämpfern mit Innenkern, die den umliegenden Anwohnern ungestörte Ruhe sichern.
Das luftige Training beginnt
Im Sommer 2023 erfolgten die Lieferung und Montage des vollständigen Windkanals. Mit einer beeindruckenden Kapazität von bis zu 310 000 m3/h ist er in der Lage, vor Ort einen Luftstrom zu generieren, der den Skisprung äußerst realistisch simuliert. Nun können die ersten Nachwuchs-Adler vom Training mit reichlich „Gegenwind“ in dem innovativen Flugsimulator profitieren.
Fehrenbacher: „Wir sind sehr stolz darauf, zusammen mit dem Olympiastützpunkt Freiburg, dem Bundesstützpunkt Hinterzarten und den weiteren Beteiligten diese außergewöhnliche Idee erfolgreich in die Tat umgesetzt zu haben. So wurden für die Athleten optimale Bedingungen geschaffen, um ihre Kunst noch weiter zu perfektionieren.“
Fachberichte mit ähnlichen Themen bündelt das TGA+E-Dossier Industrie- und Gewerbelüftung
Kontakt
Helios Ventilatoren
78046 Villingen-Schwenningen
Telefon (0 77 20) 60 60
info@heliosventilatoren.de
www.heliosventilatoren.de