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VBI-Konjunkturumfrage 2012

Volle Auftragsbücher, aber magere Rendite

Kompakt informieren

  • 14 % der TGA-Planungsbüros haben Anfang 2012 ihren Auftragsbestand mit „sehr gut“ und 54 % mit „gut“ bewertet. Bei 5 % war er mangelhaft oder ungenügend.
  • Die Hälfte (51 %) der TGA-Planungsbüros hat 2011 den Umsatz gesteigert, bei 33 % ist er gesunken.
  • Bei einem Drittel (34 %) der TGA-Planungsbüros hat sich im Jahr 2011 die Umsatzrendite verbessert, bei 15 % ist sie gesunken, bei 43 % blieb sie un­verändert.
  • 36 % der TGA-Planungsbüros haben ihren Personalbestand im Jahr 2011 erhöht, 10 % haben ihn ­vermindert. 2012 wollen 32 % der Unternehmen ­zusätzliches Personal einstellen.
  • Drei Viertel (77 %) der TGA-Planungsbüros haben Schwierigkeiten, freie Stellen qualifiziert zu besetzen. 20 % klagen über die Abwerbung von Personal.

Mitte März hat der Verband Beratender Ingenieure (VBI) die Zahlen seiner Konjunk­turumfrage 2012 vorgelegt. Nach Auswertung der Befragung von 828 (Vorjahr: 457) Mitgliedern (darunter 98 TGA-Planungsbüros) zeigt sich eine überwiegend stabile konjunkturelle Lage. Sabine von Berchem, kommissarische VBI-Hauptgeschäftsführerin: „Die Branche zeichnet sich seit einigen Jahren durch eine erstaunliche Stabilität aus. Wirtschafts- und Finanzkrise sowie die Unsicherheiten durch die Eurodiskussion scheinen den unabhängigen Planungsbüros nicht wirklich etwas auszumachen. Maßnahmen wie solides Wirtschaften durch Kostenanpassung, aber auch Sicherung des qualifizierten Personals für die Unternehmen haben sich ausgezahlt.“ Nachfolgend stellen wir die Zahlen aus der Gesamtbefragung den Antworten der TGA-Planungsbüros gegenüber.

Zahlenwerk und Entwicklungen

Lageeinschätzung für 2012: 11 % (Vorjahr: 9 %) der befragten Ingenieurunternehmen (TGA: 13 %, Vorjahr: 23 %) bezeichnen ihre wirtschaftliche Lage Anfang 2012 als sehr gut, 49 (TGA: 59) % als gut (2011: 40 %). Damit steht die Mehrzahl der Büros deutlich besser da als vor Jahresfrist. 26 (TGA: 21) % vergeben noch ein „befriedigend“ und 8 (TGA: 2) % ein „ausreichend“. Lediglich 3 (TGA: 2) % bewerten ihre Lage als mangelhaft oder ungenügend. Bei den TGA-Planern gab es zwar deutlich weniger sehr-gut-Einschätzungen, die kollektive Einschätzung hat sich trotzdem nochmals aufgehellt.

Umsatzerwartung 2012: Bei den Ingenieurunternehmen fällt die Umsatzerwartung für 2012 tendenziell positiv und vergleichbar zu der Erwartung Anfang 2011 aus: 20 (2011: 22) % erwarten einen Umsatzanstieg, 56 (53) % gehen von Stabilität aus. 20 (21) % befürchten einen Umsatzrückgang. Die TGA-Planungsbüros haben sehr ähnliche Umsatzerwartungen. 23 (2011: 25) % rechnen mit höheren Umsätzen, 58 (52) % erwarten keine Veränderung und 14 (21) % einen Umsatzrückgang.

Auftragsbestand Anfang 2012: Der Auftragsbestand stellt sich positiv dar: 53 % der Umfrageteilnehmer bezeichnen die Auftragslage als sehr gut oder gut (2011: 46 %, 2010: 39 %). 27 % verzeichnen noch einen befriedigenden, 9 % einen ausreichenden Bestand. Von den TGA-Planungsbüros gaben sogar 68 % (2011: 67 %, 2010: 53 %) eine gute oder sehr gute Auftragslage an.

Umsatzentwicklung 2011: 46 % der Teilnehmer an der VBI-Umfrage konnten im Jahr 2011 ihren Umsatz steigern (2010: 42 %). Bei 16 % blieb er auf Vorjahresniveau. 32 % verzeichneten wie im Vorjahr einen Umsatzrückgang. Die TGA-Planungsbüros haben sich ähnlich entwickelt: 51 (2010: 56) % haben einen gestiegenen Umsatz angezeigt, bei 14 (19) % hat er sich nicht verändert, bei 33 (25) % ist er gefallen. Im Vergleich zwischen Umsatzerwartung und tatsächlicher Umsatzentwicklung war in den letzten Jahren die Einschätzung der TGA-Planer die Positiv-Einschätzung stets zu pessimistisch, die Negativ-Entwicklung stets zu optimistisch Abb. 2.

Umsatzrendite 2011: Die guten Umsätze wirken sich immer noch zu wenig auf die Umsatzrendite aus. Wie im Vorjahr verzeichneten nur 29 % der Ingenieurunternehmen einen Anstieg der nach anderen Erhebungen als deutlich zu gering geltenden Umsatzrenditen. 20 % mussten einen Rückgang hinnehmen. Bei 44 % verharrte die Umsatzrendite auf niedrigem Niveau. Von den TGA-Planungsbüros wurden leicht bessere Angaben gemacht: 34 % erzielten eine höhere Umsatzrendite, bei 43 % hat sie sich nicht verändert und bei 15 % verschlechtert.

Umsatzrenditeerwartung 2012: Angesichts kontinuierlich hoher Auslastung und anhaltendem Preisdruck gehen für 2012 praktisch unverändert nur 15 (Vorjahr: 16) % der Planungsbüros von steigenden Renditen aus, 55 (58) % erwarten keine Veränderung, 23 (21) % rechnen mit einem Rückgang. Die Einschätzung der TGA-Planer ist nahezu deckungsgleich.

Personalentwicklung: Das höhere Umsatzvolumen hat in den Büros unmittelbar zu einem Personalaufbau geführt. 327 Unternehmen (32 %, TGA: 36 %) haben 2011 insgesamt 1581 hoch qualifizierte Stellen aufgebaut. 52 (TGA: 53) % hielten ihren Personalstamm. Lediglich 12 (TGA: 10) % haben Personal abgebaut. Auch 2012 wollen die Unternehmen weiter Personal aufbauen. 28 % denken an Neueinstellungen (TGA: 32 %). 60 (TGA: 57) % wollen das Auftragsvolumen mit den vorhandenen Mitarbeitern stemmen. Nur 7 (TGA: 6) % planen Personalabbau. Die Personalbeschaffung bleibt vor dem Hintergrund der „Ingenieurlücke“ schwierig. 68 % (TGA: 77 %) der VBI-Mitgliedsunternehmen geben an, vakante Ingenieurstellen nicht schnell und qualifiziert besetzen zu können. Eine Besserung der Situation ist auch 2012 nicht in Sicht. Auch spielt für 16 % (Vorjahr nur 9 %) das Problem der Personalabwerbung eine zunehmende Rolle (TGA: 20 %). Lediglich den Preisverfall bei Ingenieurleistung haben 2011 deutlich mehr TGA-Planungsbüros (44 %) als Verschärfung der Wettbewerbssituation wahrgenommen.

Kaum Entlastung durch HOAI 2009

Die schwachen Renditen belegen erneut, dass die 2009 erfolgte pauschale Erhöhung der Ingenieurhonorare kaum eine wirtschaftliche Entlastung für die Ingenieurbüros gebracht hat. Konkret nach der HOAI gefragt, sagten 56 % der Unternehmen (TGA: 46 %), dass sich die Erhöhung gar nicht auf das Geschäftsergebnis ausgewirkt habe. Nur 4 % (TGA: 16 %) sprechen von einer spürbaren Auswirkung. Für 15 (TGA: 13) % haben Änderungen in der Honorarordnung 2009 hingegen zu messbaren Einbußen geführt.

Von Berchem: „Wir dürfen nicht die Augen davor verschließen, dass viele Ingenieurbüros aufgrund geringer Umsatzrenditen und zu geringer Eigenkapitalausstattung im internationalen Vergleich weiter hinterherhinken. Da­rum wird unser Weg zu einem gesunden Wirtschaftszweig noch weit und beschwerlich sein. Wir fordern das Wirtschaftsministerium deswegen dringend auf, die Grundlagen für eine realistische Bewertung von Ingenieurleistungen zu legen und in eine neue verbindliche Honorarordnung einfließen zu lassen.“

Zwar hat das Bundeswirtschaftsministerium versprochen, dass die HOAI bis 2013 reformiert wird (Webcode 347502), das ändert aber kurzfristig wenig daran, dass die Ingenieurhonorare unangemessen sind (Webcode 342051). Und selbst, wenn die HOAI ab dem nächsten Jahr die Honorare an den Bedarf der Ingenieurbüros anpasst, wird dies nur für neue Projekte erfolgen. Bis sich neue Honorartafeln in den Büchern voll bemerkbar machen, werden noch einige Jahre vergehen. Für die TGA-Büros ergibt sich daraus eine gefährliche Situation: Die Leistungsträger sind bereits stark umworben, der Ingenieurmangel ist inzwischen allgegenwärtig und mit der Energiewende steigt der Bedarf an TGA-Ingenieuren außerhalb der Ingenieurbüros deutlich. Momentan sind die Hörsäle in den Fachhochschulen aufgrund der doppelten Abiturjahrgänge gut gefüllt. Danach wird es eine Durststrecke geben. Wenn man dann aufgrund mickriger Renditen dem Nachwuchs und der Stammmannschaft keine anständigen Gehälter zahlen kann, könnte es sehr eng werden. Jochen Vorländer

Mehr Infos zum Thema enthalten die TGAdossiers HOAI und Marktdaten der TGA-Branche: Webcode 717 bzw. 1047

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