Kompakt informieren
- Die Abscheidung von Ölnebel kann mit der Lüftung von Produktionshallen und der Wärmerückgewinnung aus der Abluft zu einem kostengünstigen und energieeffizienten, dezentralen System kombiniert werden.
- Das in Salem-Neufrach installierte Gesamtsystem basiert auf sechs selbstreinigenden ProcessAir-Clean-Filtern zur Ölabscheidung, die jeweils abluftseitig sechs RoofVent-Geräten vorgeschaltet wurden.
- Die Zuluft wird über spezielle Quellluftauslässe in die Fertigungshalle eingebracht.
„Wenn man früher durch unsere alten Produktionshallen lief, kam man mit öligen Haaren wieder raus, so ölhaltig war die Luft“, erläutert Firmengründer Wilhelm Seeger mit einem Lachen. „Kein Vergleich zur neuen Fertigung in Salem-Neufrach!“ 2000 l Öl pro Woche verbrauchen die 120 ungekapselten Drehmaschinen bei der Fertigung von ca. 50 Mio. Präzisionsdrehteilen im Jahr. Hauptsächlich für die Automobilindustrie sowie die Fluidindustrie und die Medizintechnik.
Im Jahr 2012 wurde der Umzug auf ein über 20 000 m2 großes neues Firmengelände beschlossen und eine komplett neue Produktion (4000 m2), Lager und Verwaltung (2000 m2) gebaut. Dabei war auch sofort klar, dass sich an den Betriebsbedingungen für Mensch und Maschine etwas ändern sollte.
Aus der Vergangenheit lernen
Aufgrund der langjährigen Erfahrungen aus früheren Tätigkeiten und den in der bisherigen Fertigung im Hinblick auf die Wärme- und Schadstoffabführung herrschenden Mängel entschied sich Seeger beim Bau für ein komplett neues System.
Neben einer deutlichen Verbesserung der Luftqualität – dauerhaft sichergestellt durch eine effiziente Erfassung und Abscheidung der Prozessemissionen (besonders Wärme und Öl) und der Schaffung von optimalen Umgebungsbedingungen unter Einhaltung der gesetzlichen Arbeitsplatzgrenzwerte war vom Bauherrn auch ein energieeffizienter Betrieb der gesamten TGA besonders gewünscht.
Zur Realisierung dieser Aufgaben und Ziele entschied man sich für ein dezentrales Hallenklimasystem von Hoval. Dieses besteht aus kompakten, einzeln regelbaren Funktionseinheiten, die zu einer maßgeschneiderten Lösung kombiniert wurden.
Öl abscheiden, Wärme rückgewinnen
Die Außenluft wird über ein Gesamtsystem von Hoval RoofVent-Lüftungsgeräten (LKW-9C/DN5/oil) konditioniert eingebracht. Es basiert auf der Kombination von sechs ProcessAirClean-Filtern, die jeweils abluft-seitig sechs RoofVent-Geräten vorgeschaltet wurden. Die ProcessAirClean-Filter (PAC) bestehen aus einem selbstreinigenden Filter-system, welches das Öl aus der Abluft abscheidet. Die Zulufteinbringung erfolgt über die auf dem Dach angeordneten RoofVent-Geräte mit Wärmerückgewinnung. Die konditionierte Luft (insgesamt rund 53 000 m3/h Außenluft) wird in der Produktionshalle über etwa 2 m hohe, textile Luftauslässe eingebracht. Der dabei entstehende Quellluftsee sorgt für gleichbleibende Temperaturen und saubere Luft in der Aufenthaltszone und stellt so für das Personal angenehme Umgebungsbedingungen sicher und schafft für die Maschinen die Voraussetzungen für eine hochpräzise Bearbeitung.
Das automatische Reinigungsprogramm zur Abscheidung des Öls verringert die Wartungsintervalle und senkt damit die Kosten. Die Abscheider des PAC-Systems sind verschleißfrei, flammhemmend und auch zur Reinigung in einer Spülmaschine geeignet. Sie scheiden 99,9 % der im Abluftstrom enthaltenen Öle ab, die dann dem Recyclingprozess zugeführt werden. Das Schmutzwasser wird gesammelt und über eine Vakuum-Verdampfungsanlage werden nahezu 94 % des im Produktionsprozess eingesetzten Öls zurückgewonnen, was ein ökologisch und ökonomisch lohnendes Verfahren ist.
Stufenweiser Systemausbau
Die dezentrale Systemlösung erlaubte auch den stufenweisen Ausbau der Neuanlagen und die Erweiterung der bestehenden Anlage. Die Geräte werden steckerfertig angeliefert. Durch den Einsatz mehrerer modular aufgebauter Geräte ist das System betriebssicher und auch beim Ausfall eines Geräts weiterhin funktionsfähig. Die Einbindung in das Gebäude ist einfach und erfolgte bei Seeger durch die regionale Installationsfirma Baumeister, Rottweil. Im ganzheitlichen, von Ingenieurbüro Greiner entwickelten System, sind sehr niedrige Vorlauftemperaturen im Heiz- und Kühlfall vorgesehen.
Durch das optimale Zusammenspiel aller Komponenten wurde eine Gesamtanlage entwickelt, welche sich für den Bauherrn in vielerlei Hinsicht bezahlt macht, die Amortisationszeit beträgt weniger als fünf Jahre. Neben den deutlichen Kosteneinsparungen und einer verbesserten Produktionsqualität sind vor allem die Mitarbeiter viel zufriedener am Werke – was die Produktivität und auch das Betriebsklima verbessert hat.