Tiefgaragen oder völlig geschlossene Parkhäuser müssen aus Gesundheits- und Sicherheitsgründen effektiv belüftet werden. Die Belüftung muss eine ausreichende Frischluftzufuhr und ausreichende Luftabsaugung sowie eine gute Mischung von Frischluft und Auspuffabgasen bewirken. Nur so können die Verunreinigung auf akzeptablem Niveau gehalten werden. Mit Sammelkanälen versehene Abluftanlagen erfüllen die an Luftbewegung und Mischung von Frischluft und Auspuffabgasen zu stellenden Anforderungen in der Regel nicht. Totstellen ohne Luftbewegung und mit hohem Verunreinigungsniveau sind kaum zu vermeiden.
Abhilfe schaffen Jet-Ventilationssysteme. Schon 1999 wurde sie durch die Burkhardt Projekt GmbH in Deutschland eingeführt. Seitdem sind etwa 200 Garagen damit ausgestattet worden. Mit der anhaltenden Diskussion über die Senkung von Energiekosten und die Reduzierung des Ressourcenverbrauchs erhält das Jet-Ventilationssystem jetzt neuen Auftrieb. Ralf Burkhardt, Geschäftsführer von Burkhardt Projekt: „Das Jet-Ventilationssystem hat gerade in Bezug auf die Betriebskosten einen großen Vorteil gegenüber einer Abluftanlage mit Kanalsystem. Aufgrund der niedrigen Leistungsaufnahme im Lüftungsbetrieb von etwa 100 W pro Jet-Ventilator und der geringen Anzahl von Jet-Ventilatoren im Verhältnis zur Garagenfläche wird eine Betriebskostenersparnis von etwa 40 % gegenüber einem Kanalsystem erreicht. Zusammen mit dem TÜV-Rheinland haben wir im letzten Jahr eine intelligente Steuerung entwickelt, mit der der Energieverbrauch sogar um bis zu 80 % gegenüber einem herkömmlichen Kanalsystem gesenkt wird.“ Das erste System mit dieser Steuerung soll im Sommer in Dresden in Betrieb gehen.
Rauch lässt sich kontrollieren
Tabelle 1 zeigt für eine zweigeschossige Tiefgarage mit einer Gesamtfläche von ca. 10000 m2 die unterschiedliche Leistungsaufnahme für ein Jet-Ventilationssystem und ein herkömmliches Kanalsystem. Deutlich ist der Unterschied im relevanten Normalbetrieb. Im Brandfall ist die Gesamtleistung des Jet-Ventilationssystems jedoch wesentlich höher, da in diesem Fall ein Rauchkontrollsystem geplant wurde, bei dem auf eine Sprinkleranlage und eine Rauchabschnittstrennung durch Wände und Tore verzichtet wird.
Diese Funktion ist ein weiterer wesentlicher Vorteil von Jet-Ventilationssystemen. Denn in Ventilations- und Brandversuchen wurde eindeutig nachgewiesen, dass es mit konventionellen Kanalanlagen bei einem Brand nicht möglich ist, den Rauch kontrolliert abzuführen und wegen der Rauchbildung erfordert die Lokalisierung der Brandquelle viel Zeit [1]. Das Jet-Ventilationssystem belegte hingegen die Fähigkeit, Rauch auch in worst-case-Situationen kontrolliert über zentrale Abluftschächte abführen zu können. Dadurch kann die Feuerwehr den Brandherd sofort erreichen und das Feuer löschen. Ein weiterer Vorteil: Der während der Löscharbeiten entstehende – normalerweise problematische – Wasserdampf, wird ebenfalls durch die Jet-Ventilatoren abgeführt.
Mit einem Jet-Ventilationssystem können so „virtuelle Rauchabschnitte“ gebildet werden. Dabei wird die Entrauchungsluftmenge auf mindestens 200000 m3/h pro Rauchabschnitt ausgelegt. Nach einer Branddetektion werden die Jet-Ventilatoren kurzzeitig ausgeschaltet, so dass sich der Rauch unter der Decke ausbreiten kann und Personen genug Zeit zum Erreichen der Notausgänge haben. Wenn die erforderlichen Jet-Ventilatoren eingeschaltet werden, wird der Zuluftbereich im Raum praktisch rauchfrei gehalten, wodurch die Feuerwehr mit der Frischluft zum Brandherd, der auch während des Löscheinsatzes sichtbar bleibt, gelangen kann.
Günstige Lebenszykluskosten
Jet-Ventilationssysteme werden abhängig vom Garagendesign ein- oder zweistufig in der Leistung ausgelegt. Weiterhin wird zwischen nicht-umkehrbaren und umkehrbaren Jet-Ventilationssystemen unterschieden. Die Steuerung spielt sowohl für den Lüftungsbetrieb als auch für die Entrauchung bzw. Rauchkontrolle eine wesentliche Rolle, da hier alle wichtigen Informationen (CO-Warnungen, Brandmeldungen etc.) zusammenkommen. Deshalb wird vom TÜV-Rheinland für eine problemlose Abnahme empfohlen, Komplettsysteme einzusetzen.
Laut Burkhardt ist ein vernünftig konzipiertes Jet-Ventilationssystem aber nicht nur die technisch bessere Lösung, sondern mit um 30 bis 50 % geringeren Installationskosten auch besonders günstig. Dabei sind Einbau und Wartung viel einfacher als bei einem Kanalsystem und auch viel schneller durchzuführen. Besonders punktet das System auch durch die Flexibilität bei der Positionierung der Jet-Ventilatoren zwischen Unterzügen. Das erleichtert die Koordination mit anderen Anlagen erheblich. Bei der Planung von Jet-Ventilationssystemen ist allerdings auch der Hersteller gefragt, denn eine Rauchflussanalyse mit einer CFD-Simulationssoftware ist obligatorisch. DR
Literatur
[1] Burkhardt, Ralf: Brandschutzkonzept für geschlossene Großgaragen – Schubventilatoren erleichtern Brandbekämpfung. Stuttgart, Gentner Verlag, TGA 9-2005