Schleier gegen Thermik

01.12.2007 | Veröffentlicht in Ausgabe 12-2007

Die Galeria Kaufhof am Alexanderplatz in Berlin ist das letzte Werk des weltweit renommierten deutschen Architekten Prof. Josef Paul Kleihues. Trotz klassischer Anmutung ist das größte Warenhaus Deutschlands ein durch und durch modernes Gebäude. Und nicht nur in der Architektur, sondern auch in der technischen Ausstattung setzt das Flaggschiff der Kaufhof Warenhaus AG Maßstäbe. Der 23 m breite Haupteingang – eine neue Rekordmarke für deutsche Warenhäuser – stellt dabei besonders hohe Anforderungen an die in der Decke integrierten Luftschleiersysteme.

Die Galeria Kaufhof am „Alex“ erstreckt sich über sechs, jeweils etwa Fußballfeld große Etagen mit einer Gesamtverkaufsfläche von rund 35000 m2. Ein Licht durchflutetes Atrium mit Glaskuppel bildet mit 20 Fahrtreppenanlagen das Zentrum des Hauses. Für das Gebäudeklima bedeuten freie Lufträume und hallenartige Lichthöfe dieser Dimension ein hohes Potenzial an Thermik. Durch den Temperaturunterschied zwischen innerer und äußerer Luftsäule entsteht in den unteren Etagen ein hoher Unterdruck, gegen den die Luftschleier in den Eingangsbereichen bestehen müssen. Ein weiterer Faktor ist der 23 m breite, verglaste Haupteingangsbereich, der sich über zwei Etagen erstreckt. Im Zusammenspiel mit den Luftmassen, die vom Alexanderplatz her auf die Gebäudefront treffen, würde es im Gebäude ohne Gegenmaßnahmen zu unakzeptablen Zugerscheinungen kommen. Überall wo Türen und Tore offen oder ständig passierbar sein müssen, ermöglichen spezielle Luftschleieranlagen eine unsichtbare, zugfreie Klimatrennung zwischen Innenraum und Gebäudeaußenseite.

Zusammen mit TTL Tür- und Torluftschleier aus dem schwäbischen Winterbach wurden schon in den frühen Planungsphasen Einbauvarianten und unterschiedliche Positionierungsmöglichkeiten erörtert. „Die Hauptaufgabe bestand darin, an allen Eingängen wirkungsvolle Luftschleieranlagen zu platzieren und diese dann in Abstimmung mit den jeweils aktuellen thermischen Verhältnissen im Gebäude zu steuern. Es galt das höchste Maß an Behaglichkeit zu erreichen – das ist eine aufeinander abgestimmte Kombination aus Raumtemperatur, Luftbewegung und Temperatur der bewegten Luft“, so Harald Laternser, Geschäftsführer von TTL. Bei den eingesetzten Luftschleiersystemen der Serie TwinOR werden zwei Luftwalzen erzeugt, die gegenläufig rotieren und unterschiedlich konditioniert werden können.

Das Zusammenwirken beider Luftwalzen bildet zum einen eine sehr stabile Abschirmung zwischen Innen- und Außenluft, zum anderen wird die Zone der erhöhten Luftbewegung auf den direkten Eingangsbereich begrenzt. Die Vorgabe der höchstmöglichen Energieeinsparung und Behaglichkeit wird mit diesem Luftschleierkonzept bestmöglich erreicht. Die Größe des Eingangsportals verlangte den Einbau von zwei Gerätegruppen mit je vier Einzelgeräten mit einer Gesamtlänge von 20 m.

Steuerung über Infrarot-Sensoren

Der große Rauminhalt forderte bei der Steuerung der Luftschleiersysteme eine dynamische Lösung, die auf örtliche Veränderungen sofort und selbsttätig reagiert. Mit der intelligenten Luftschleieranlagen-Steuerung TTL-Tronic konnte TTL die passende Lösung für diese Herausforderung anbieten. Dabei erfassen Infrarot-Sensoren permanent alle relevanten Einflussgrößen. Der interne Mikroprozessor wertet die gemessenen Daten aus und variiert vollautomatisch die Ausblastemperatur und die Ventilatorstufen des Luftschleiersystems nach den aktuellen Gebäudeanforderungen. Zusätzlich wurde die TTL-Tronic mittels Koppelmodul in die Gebäudeleittechnik integriert. Individuelle Programmabläufe in den verschiedensten Gewerken lassen sich somit aufeinander abstimmen und realisieren. Im Ergebnis werden der Energieeinsatz im Gebäude minimiert und gleichzeitig die sensiblen Eingangsbereiche optimal abgeschirmt.

Bereits seit 2004 war die Ingenieurgesellschaft Torsten Erdmann mbH aus Hamburg in die technische Planung der Gebäudeklimatisierung involviert. Neben den technischen Erfordernissen mussten auch die Vorstellungen des Architekten hinsichtlich der ästhetischen Anmutung aller Einbauteile erfüllt werden – so auch die der Luftschleiersysteme. Durch das edle Finish der Anschlussteile mit eloxierter Oberfläche fügen sich die in der Zwischendecke integrierten Luftschleier unauffällig in das architektonische Gesamtkonzept des Eingangbereichs ein, ohne optisch präsent zu sein.

Reduzierung der Unterhaltungskosten

Funktionalität und Ästhetik werden aber auch durch Wirtschaftlichkeit ergänzt, die eingesetzten TwinOr-Luftschleiersysteme garantieren einen minimalen Energieeinsatz. In Kombination mit der Luftschleiersteuerung TTL-Tronic werden darüber hinaus weitere Einsparpotenziale gegenüber Standardlösungen genutzt, wie die Regelungsoptimierung ohne personellen Aufwand, die vollautomatische Anpassung aller in der Gebäudeleittechnik vernetzten Anlagen und das konstante Raumklima durch Wegfall äußerer Störeinflüsse.