Mehr als nur Hygiene

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• In der Pharmaindustrie müssen RLT-Anlagen höchste Anforderungen erfüllen. Bei der robatherm-Referenz Bionorica waren dies neben strengen Hygienestandards und Energieeffizienz: ATEX-Konformität, integrierte MSR- und Kälte-Technik, kurze Montage- und Inbetriebnahmezeiten und eine präzise Regelung.
• Bei dem Hochleistungs-Kreislaufverbundsystem zur Wärmerückgewinnung und Kälteübertragung nach einer adiabatischen Abluftbefeuchtung wird der Solekreis anhand der luft- und soleseitigen Wärmestromkapazitäten im bestmöglichen Verhältnis von Energieausbeute und eingesetzter Antriebsenergie geregelt.
• Die RLT-Geräte wurden mit einer antimikrobiellen Pulverbeschichtung ausgerüstet. Anders als antibakterielle Wirkstoffe wirkt sie auch gegen Algen, Hefe- und Schimmelpilze.

Es ist naheliegend, dass bei einem Pharmaunternehmen wie Bionorica die hygienischen Anforderungen an RLT-Geräte sehr hoch sind. Wie vielfältig die Anforderungen insgesamt allein in einem Bauabschnitt sein können, zeigt dieses Projekt ebenfalls: Sie reichten von einer vom Bauherrn gewünschten speziellen Gehäusefarbe über eine integrierte Regelung und den Einsatz eines Hochleistungs-Kreislaufverbundsystems bis hin zu einer ATEX-konformen Ausführung.

Die Unternehmensabläufe sollten während der Erweiterung des Bionorica-Hauptstandorts durch Baumaßnahmen so wenig wie möglich beeinträchtigt werden. Dies galt auch für die Installation der RLT-Geräte. So ist der Innenhof, auf dem die Anlieferung vorgesehen war, zugleich Lieferzone des Wareneingangs. Deshalb erfolgte die Anlieferung in enger Abstimmung mit Bionorica und dem Fachplaner Andreas Farmbauer vom Ingenieurbüro Farmbauer: Die drei für den Bauabschnitt benötigten RLT-Geräte wurden auf drei Tage und neun Lkw verteilt. Wartezeiten auf der Baustelle wurden so reduziert und die RLT-Geräte mit einem Kran teils direkt von den Lkw an den Aufstellort versetzt.

RLT-Gerätetechnik bei Bionorica

Bei den drei RLT-Geräten handelt es sich um ein Zuluftgerät mit 40 000 m³/h Abb. 1, ein Abluftgerät mit ebenfalls 40 000 m³/h und ein Zu-/Abluftgerät mit 60 000 m³/h Abb. 3 Luftvolumenstrom. Deren Beschichtung ist außen signalblau (Farbton RAL 5005) und innen reinweiß (RAL 9010). Innen wurden die RLT-Geräte zusätzlich antimikrobiell beschichtet. Das Abluftgerät ist mit einer ableitfähigen graphitgrauen Beschichtung (RAL 7024) versehen.

Eine Kälteanlage mit vier Verdichterstufen sowie die entsprechende MSR-Technik mit Anbindung an die Gebäudeleittechnik sind in die RLT-Geräte integriert. Die Wärmerückgewinnung mit einem Hochleistungs-Kreislaufverbundsystem und die Nutzung von Fremddampf für die Befeuchtung mittels Dampflanzen sind weitere Details. Die adiabatische Abluftbefeuchtung mittels Luftwäscher enthält das System Hygienecontrol für das automatische Entleeren, Reinigen und Trocknen des Befeuchters. Es sorgt für einen hohen Hygienestandard und steigert die Wartungsfreundlichkeit.

RLT-Gerät und Regelung aus einer Hand

Auf die integrierte Regelung legte Andreas Farmbauer großen Wert. Er sieht neben der kürzeren Montage- und Inbetriebnahmezeit einen weiteren bedeutenden Vorteil: „Durch die Integration der Regelung entfällt die Schnittstellenproblematik zwischen verschiedenen Lieferanten. Ein optimaler Betrieb der RLT-Geräte wird so deutlich einfacher erreicht.“

Insbesondere das zur Wärmerückgewinnung eingesetzte Hochleistungs-Kreislaufverbundsystem (H-KVS) stellt hohe Anforderungen an die Regelung Abb. 2. Die speziell für H-KVS entwickelte MSR-Technik von robatherm regelt den Solekreis anhand des Wärmestromkapazitäten-Verhältnisses der luft- und soleseitigen Mengen. Dies gewährleistet das bestmögliche Verhältnis von Energieausbeute und eingesetzter Antriebsenergie. Exakte Ist-Werte liefern ein elektronisches Durchflussmesssystem ohne bewegliche Bauteile und kalibrierte Ventilatoreinlaufdüsen.

Hochleistungs-Kreislaufverbundsystem

Bei der Wahl des Wärmerückgewinnungssystems sind stets die Rahmenbedingungen zu beachten. Hohe hygienische Anforderungen verbunden mit einer effizienten Betriebsweise prädestinierte ein H-KVS für den Einsatz bei Bionorica. Hauptargument hierfür war neben der Effizienz die 100%ige Trennung der Luftströme. Dadurch wird eine Stoffübertragung, beispielsweise von Keimen, Schadstoffen, Feuchtigkeit oder Gerüchen, sicher vermieden. Eine hydraulische Regelgruppe dient unter anderem zur Leistungsanpassung. Optimiert wurde diese auch hinsichtlich des wasserseitigen Druckverlusts. Eine drehzahlgeregelte Pumpe sowie ein Regelventil sorgen auch im Teillastbetrieb für eine hohe Regelgenauigkeit.

Antimikrobielle Pulverbeschichtung

Verunreinigte Luft in den Bereichen Produktion und Lagerung der pflanzlichen Heilmittel hätte für Bionorica gravierende Konsequenzen. Aus diesem Grund entschied sich Farmbauer für eine zusätzliche Schutzmaßnahme: eine antimikrobielle Pulverbeschichtung der RLT-Geräte. Dies ist keineswegs technischer Luxus, sondern überzeugt spätestens bei näherer Betrachtung.

Mikroorganismen, wie Bakterien oder Pilze, können auf jeder erdenklichen Oberfläche auftreten und sich ausbreiten. Dort bilden sie eine dünne Schleimschicht, den Biofilm. Im Biofilm steigt deren Immunität unter anderem gegenüber Temperaturschwankungen, Reinigungs- und Präventivmaßnahmen.

Nachweislich anhaltend wirksame Stoffe in der Oberflächenbeschichtung von RLT-Geräten können effektiv gegen die Ansiedlung von Mikroorganismen wirken. Die bei Bionorica eingesetzte antimikrobielle Pulverbeschichtung ist einer antibakteriellen Beschichtung deutlich überlegen. Dies zeigt sich einerseits in der Wirkung. Anders als antibakterielle Wirkstoffe wirkt die antimikrobielle Beschichtung auch gegen Algen, Hefe- und Schimmelpilze. Andererseits zeigt sich die Überlegenheit in der langanhaltenden Wirkung der robatherm-Beschichtung. Diese wurde von einem unabhängigen, fachlich anerkannten Prüfinstitut in einer mehrjährigen Studie untersucht und bestätigt. Farmbauer und Bionorica sind indes so überzeugt, dass die antimikrobielle Pulverbeschichtung als Standard bei künftigen Projekten definiert wurde.

Explosionsgefährdete Bereiche

Durch die Verwendung von 100%igem Alkohol im Produktionsprozess hat der Explosionsschutz bei Bionorica eine besondere Bedeutung. RLT-Geräte stehen bezüglich des Gefahrenpotenzials an herausragender Stelle. Zum einen, weil sie eine Ex-Atmosphäre bewegen können, zum anderen, weil bestimmte Komponenten und das Gehäuse ein Risiko als Zündquelle darstellen. Wenn im Aufstellungsraum Ex-Atmosphäre auftreten kann und / oder Ex-Atmosphäre zeitweise gefördert wird, gilt für RLT-Geräte neben der EG-Maschinenrichtlinie auch die EG-ATEX-Richtlinie. Dies hat verschiedenste Schutzmaßnahmen zur Folge. Rundum geerdete Metallteile beispielsweise vermeiden eine statische Aufladung. Eine spezielle, elektrostatisch ableitfähige Pulverbeschichtung des kompletten RLT-Gerätes ist nicht nur zu empfehlen, sondern zwingend erforderlich.

Fazit

Das Projekt bei Bionorica zeigt deutlich, wie vielfältig die Ansprüche an RLT-Lösungen selbst bei einem einzelnen Projekt sein können. Die anspruchsvolle Aufgabe des Fachplaners ist es, diese Anforderungen in einer Planung zu vereinen. Ein breites Lösungsspektrum und eine intensive Zusammenarbeit zwischen Planer und Gerätehersteller sind die Grundlage für eine erfolgreiche und kompetente Planung. Je größer die Auswahl der verfügbaren Systeme und Gehäusevarianten beim RLT-Gerätehersteller ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, die optimale Lösung auch in die Tat umsetzen zu können – optimal hinsichtlich Technik, aber auch Budget und Projektabwicklung.

ist Leiter Marketing bei robatherm, 89331 Burgau, robert.sauter@robatherm.com, https://www.robatherm.com/en/