Kompakt informieren
- Die Nachbildungen zweier in der Praxis üblicher Anschlussvarianten für Dusch- und Wannenarmaturen haben gezeigt, dass bei Stillstand in den Kaltwasserleitungen unzulässige Temperaturen oberhalb von 25 °C dauerhaft auftreten können.
- Um Abhilfe zu schaffen, wurde die Warmwasserwandscheibe über eine kurze Stichleitung von oben an die Warmwasserleitung mit Zirkulation angeschlossen.
- Messungen erbrachten den Nachweis, dass sich nach dem Zapfvorgang in der Stichleitung eine hinreichend stabile Temperaturschichtung einstellt. Der Wärmetransport zur Kaltwasserwandscheibe wurde so effektiv verhindert.
Drei einfache Regeln gibt es, die sich wie ein roter Faden durch das Trinkwasserregelwerk ziehen: Wasser muss fließen bzw. Stagnationen sind zu vermeiden, kaltes Wasser muss kalt bleiben und heißes Wasser muss heiß bleiben. Diese Regeln sollen vor allem das Bakterienwachstum verhindern.
Um Stagnationen weitestgehend zu vermeiden – was sich bei T-Stück-Anbindungen kaum erreichen lässt – werden immer häufiger Ring- bzw. Reiheninstallationen erstellt, bei denen Doppelwandscheiben zum Einsatz kommen. Bei einer Reiheninstallation ist der am häufigsten benutzte Verbraucher am Ende des Stranges zu installieren. Wird er genutzt, so werden alle vorgeschalteten Doppelwandscheiben durchspült. In einer Ringinstallation fließt immer Wasser durch alle Doppelwandscheiben, sobald eine beliebige Zapfstelle geöffnet wird. Die Bedingung „Wasser muss fließen – Stagnationen sind zu vermeiden“ wird also bei Nutzeranwesenheit gut erfüllt.
Die weiteren Forderungen, dass Kaltwasser kalt und Warmwasser heiß bleiben soll, bedeuten in konkreten Temperaturen ausgedrückt, dass die Warmwassertemperatur nicht unter 55 °C fallen darf und dass die Speichertemperatur mindestens 60 °C betragen sollte. Umgekehrt sollte die Kaltwassertemperatur maximal 25 °C nicht überschreiten.
Kaltwassertemperaturen überschreiten häufig ihr Limit
Die Warmwasserzirkulation wird heute oftmals direkt durch die Doppelwandscheiben geführt, um die Wege zu den Entnahmestellen zu minimieren. In jüngster Vergangenheit sind bei dieser Installationspraxis jedoch Probleme mit der Erwärmung von Duscharmaturen aufgetreten. Die Zirkulation mit Temperaturen von 55 bis 60 °C gibt über die Hahnverlängerungen Wärme an die Duscharmatur ab, die sich dauerhaft erwärmt. Über die Armatur erwärmt sich dann auch das kalte Wasser in der Wandscheibe, da sich dieses nur dann bewegt, wenn irgendwo in der Ring- oder Reiheninstallation gezapft wird.
Die Bedingung „Kaltes Wasser muss kalt bleiben“ wird hier nicht mehr erfüllt. Ein Fachbeitrag von Harald Köhler, Sachverständiger für TGA und Trinkwasserhygiene, beschrieb dieses Phänomen bereits (Schleifen sind nicht immer schick, SBZ 13/2014, www.bit.ly/tga1079 ).
Der Sanitärtechnikhersteller TECE ging daraufhin mit der FH Münster eine Kooperation ein, um die Phänomene im Rahmen einer Bachelor-Arbeit genauer zu untersuchen und Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Die hier vorgestellte Arbeit untersuchte das Temperaturverhalten an der Entnahmestelle einer Trinkwasser-Installation.
Aufbau des Prüfstands und Versuchsablauf
Eine typische Vorwandinstallation für die Dusche diente als Versuchsstand. Die Messungen erfolgten mit gängigen Aufputzarmaturen verschiedener Hersteller. Die Verrohrung wurde nach den Anforderungen der TRWI durchgeführt und die Dämmung der Leitungen erfolgte nach EnEV bzw. nach DIN EN 1988-200. Zudem wurden die Wandscheiben isoliert.
Die Versuche umfassten die Messung von Temperaturen an mehreren Messstellen bei einer Ringinstallation und bei einer T-Stück-Installation mit verschiedenen Stichleitungslängen. Abb. 1 zeigt die T-Stück-Installation mit einer einfachen Wandscheibe links für die Stichleitung von der Warmwasserleitung mit Zirkulation und einer Doppelwandscheibe rechts für die Kaltwasserinstallation. In diesem Fachbericht werden die gemessenen Wassertemperaturen in den Wandscheiben, die Innentemperatur der Vorwand und die Temperatur des Prüfraums über die Dauer der Versuche beschrieben und interpretiert.
Vor den Messungen erfolgte stets das Aufheizen des Warmwasserspeichers auf Temperaturen größer oder gleich 60 °C und das Durchspülen der Kaltwasserleitung. Der Zirkulationskreislauf lag während aller Versuche immer über den geforderten 55 °C. Die Versuche starten mit einer Duschsimulation Abb. 2 über 6 min und einer Zapftemperatur von 40 °C bei vollem Durchfluss. Direkt nach dem Schließen der Armatur beginnen die Temperaturmessungen.
Messwerte für die T-Stück-Installation
Der schematische Versuchsaufbau für Messungen mit T-Stück-Installationen ist in Abb. 3 dargestellt. Der Warmwasseranschluss erfolgte über eine Einfachwandscheibe und eine 1 m lange Stichleitung an eine unten liegende Warmwasserleitung mit Zirkulation. Die Messungen erstreckten sich über 7 h. Die Temperaturverläufe in der Wandscheibe für Kaltwasser (t1) und Warmwasser (t2) sind in Abb. 4 eingetragen. Ergänzend ist noch die Grenztemperatur von 25 °C eingetragen, die als Maximaltemperatur für Kaltwasser vorgeschrieben ist.
Während des Versuchs sank die Warmwassertemperatur in der Wandscheibe stetig auf 30,8 °C. Sie kühlte sich jedoch nicht auf Raumtemperatur ab, da sie über die Stichleitung mit Warmwasserleitung mit Zirkulation verbunden war. Es ist zu vermuten, dass sich in der Stichleitung durch thermischen Auftrieb ein Bereich mit einer Temperatur bildet, der dem Bakterienwachstum förderlich ist.
Die Temperatur der Kaltwasserwandscheibe (Ringleitung) betrug am Anfang des Versuchs 17,5 °C und stieg nach etwa einer Stunde auf ein Maximum von 26,6 °C an. Nach der Versuchsdauer von 7 h erreichte die Kaltwasserleitung 25,2 °C und war damit immer noch außerhalb des zulässigen Bereichs nach VDI/DVGW 6023 (25 °C).
Als Fazit zur T-Stück Installation bleibt festzuhalten, dass das Anbinden der Warmwasserzufuhr über eine Stichleitung von unten nicht automatisch den gewünschten Effekt erbringt, nämlich dass die Kaltwassertemperatur sicher unter den geforderten 25 °C bleibt. Zudem können sich bei Stillstandzeiten in der Stichleitung Temperaturzonen bilden, die ein Bakterienwachstum fördern.
Warmwasserseitiges Durchschleifen verschlimmert die Situation
Einen weiteren Versuchsaufbau zeigt Abb. 5 und in schematischer Darstellung Abb. 6 Das Durchschleifen der Warmwasserzirkulation durch eine Doppelwandscheibe zeigte erwartungsgemäß noch ungünstigere Temperaturverhältnisse.
Die Temperaturverläufe während einer 5-stündigen Messreihe sind in Abb. 7 dargestellt. Versuchsstandbedingt sank die Temperatur t2 in der Doppelwandscheibe des Warmwasseranschlusses von 60,2 auf 56,4 °C, da der Speicher nicht nachgeheizt wurde. Sie befand sich aber während der Versuchsdauer über der normativ geforderten Temperatur für die Zirkulation. Ganz anders stellten sich die Temperaturverhältnisse in der Doppelwandscheibe des Kaltwasseranschlusses dar. Hier stieg die Temperatur nach dem simulierten Duschvorgang von 17,5 °C innerhalb von 2 h auf 32,5 °C und blieb ungefähr konstant.
Die Oberflächentemperatur der Armatur betrug am Ende der Messung bis zu 40 °C. Abb. 8 zeigt dazu eine Infrarotaufnahme. Der Armaturenkörper war hauptsächlich für den Wärmestrom an die Kaltwasserwandscheibe verantwortlich. Die Wärmeleitung über die Metalltraverse, auf der die beiden Wandscheiben montiert waren, sowie die Erwärmung durch die erhöhte Lufttemperatur innerhalb der Vorwand dürfen aber auch nicht vernachlässigt werden.
Als Fazit dieser Installationsvariante bleibt festzuhalten, dass die generelle Anforderung an Trinkwasser-Installationen, nach der Kaltwasser kalt und Warmwasser warm bleiben soll, nicht erreicht wird. Eine unzulässige Erwärmung des Kaltwassers mit dieser Art der Installation ist somit auch in der Praxis zu erwarten.
Eine dritte (neue) Variante schafft Abhilfe
Wie bereits erwähnt, soll der Zirkulation so dicht wie möglich an die Entnahmestelle herangeführt werden. Die Zirkulation durch Doppelwandscheiben für die Warmwasseranschlüsse zu führen ist aber bei Dusch- und Wannenarmaturen keine Lösung, da sich das kalte Wasser über die Armaturen unzulässig erwärmt. Auf der anderen Seite birgt die Anbindung von unten über eine Stichleitung die Gefahr, dass sich in der Leitung eine Zone bildet, in der die Wassertemperatur über lange Zeiträume in einem für das Bakterienwachstum förderlichen Bereich liegt. Der Effekt wird durch den in der Stichleitung entstehenden thermischen Aufrieb noch zusätzlich unterstützt. Die Fragestellung lautet also, wie sich die Warmwasserzirkulation möglichst nah an die Entnahmestelle heranführen lässt, ohne dass sich das Kaltwasser unzulässig erwärmt.
Mit einer weiteren Installationsvariante sollte der Nachweis erbracht werden, dass sich die Erwärmung des Kaltwassers über 25 °C auch bei geringem Abstand zwischen Warmwasserleitung mit Zirkulation und Entnahmestelle verhindern lässt. Hierfür wurde die Zirkulationsleitung räumlich knapp über der Entnahmestelle geführt. Eine kurze Stichleitung speist die Wandscheibe von oben mit Warmwasser. Die Idee ist, dass sich nach dem Ende des Zapfvorgangs in der sehr kurzen Stichleitung eine möglichst stabile Temperaturschichtung des Wassers ausbildet. Da Wasser ein schlechter Wärmeleiter ist, sollte somit nur ein geringer Wärmestrom die Kaltwasserwandscheibe erreichen.
Für die Stichleitung wurde ein Teceflex-Vollkunststoffrohr verwendet, weil ein Versuch ergab, dass Metallrohre wegen ihrer guten Wärmeleitfähigkeit ungeeignet sind. Bei der Wahl des Abstands zwischen Zirkulationsleitung und Entnahmestelle diente die erlaubte Länge von Anschlussstücken für Sicherheitsventile und Ablaufsicherungen nach DIN 1988-100 zur Orientierung. Unter Kapitel 7 (Stagnation) wird dort eine Stichleitungslänge von maximal 10 × DN erlaubt. Abb. 9 zeigt den Aufbau des Versuchsstands. Die Messungen konnten nachweisen, dass die Kaltwassertemperatur bei diesem Aufbau unter 25 °C bleibt.
Der Wärmetransport vom zirkulierenden Warmwasser zur Kaltwasserwandscheibe wurde so effektiv verhindert. Somit konnten die Anforderungen an die Trinkwasser-Installation erfüllt werden Abb. 10. Diese Installationsart bedeutet für den Installateur einen gewissen Mehraufwand, dafür erleichtert sie die Einhaltung der Vorschriften zur Trinkwasserhygiene.
Im Kontext
Dass Kaltwasser kalt bleibt, müssen wir gewährleisten
Eine der wichtigsten Grundregeln der Trinkwasserhygiene ist es, den Temperaturbereich zu vermeiden, in dem sich Legionellen gut vermehren können. Das weiß jeder in der Branche, dennoch ist die Gewährleistung für Planer, Anlagenbauer und Betreiber eine Herausforderung. Eine Überschreitung der Temperatur im Kaltwasser von 25 °C in einer wärmeren Umgebung unter allen denkbaren Bedingungen dauerhaft zu verhindern, ist sogar unmöglich, lediglich eine Verzögerung ist zu erreichen. Reichen eine möglichst abgetrennte und intelligente Verlegung kalt- und warm gehender Leitungen, eine gute Dämmung und die normale Nutzung nicht aus, gibt es eigentlich nur zwei Optionen: Zwangsspülungen oder eine Kaltwasser-Zirkulation mit Entwärmung.
Vorher müssen aber alle potenziellen Problemzonen entschärft werden. Wie schwierig allein ihre Identifikation ist, zeigt das Thema Erwärmung des Kaltwassers über Brause- und Duscharmaturen. Hinterher lässt sich leicht sagen „das war doch klar“, war es aber offensichtlich nicht. Nach dem Aufkommen der Reihen- und Ringinstallation dürfte eine Vielzahl solcher Anschlüsse installiert worden sein. Einfacher erkennbar und länger bekannt ist die problematische gemeinsame Verlegung von Kaltwasserleitungen mit Warmwasser-, Zirkulations- und Heizungsleitungen in einem Schacht.
Es gibt aber auch noch weitere Zonen, die einer kritischen Überprüfung bedürfen, beispielsweise die immer beliebteren Wohnungsstationen, wo sich innerhalb eines Gehäuses oft alle der eben genannten Leitungen auf dichtem Raum ballen. Am Markt existieren unterschiedliche Konzepte für die Dämmung und Hydraulik der Stationen. Welche unter welchen Einbaubedingungen dazu geeignet sind, beim Heizbetrieb während der Abwesenheit der Nutzer über viele Stunden zu gewährleisten, dass die Kaltwasser führenden Rohre, Armaturen und Wärmeübertrager sich nicht über 25 °% erwärmen, können nur die Hersteller auf der Basis von Versuchen beantworten. Planer und Installateure müssen sie aber in die Pflicht nehmen und genau nachfragen, damit es nicht bald das nächste Aha-Erlebnis gibt.
Jochen Vorländer, Chefredakteur TGA Fachplaner
Rohrisolation in der Vorwand
Generell ist eine Erwärmung von Hohlräumen, in denen Kaltwasserleitungen verlegt sind, möglichst zu vermeiden. Optimal wären getrennte Installationskanäle bzw. -schächte für Warm- und Kaltwasserleitungen. Zumindest aber sollten warmgehende Leitungen, wie Warmwasser- und Zirkulationsleitungen sowie Heizungsleitungen unabhängig von energetischen Vorschriften aus hygienischen Gründen immer zu 100 % gedämmt werden, wenn sich Kaltwasserleitungen in der Nähe befinden. Auch die Kaltwasserleitungen sind zum Schutz vor Erwärmung zu dämmen. Die Anordnung von Kaltwasserleitungen mit einem deutlichen Abstand unterhalb von warmen Leitungen verhindert einen Wärmetransport durch Luftbewegungen innerhalb des Hohlraumes. Die oben geforderten Dämmstärken lassen sich in Vorwandinstallationen leicht erfüllen.