Kompakt informieren
- Mit einem Wassermanagement-System und Armaturen von Schell sind die Charité-OP-Bereiche des Campus Benjamin Franklin in hygienischer und wirtschaftlicher Hinsicht auf dem optimalen Stand heutiger Sanitärtechnik.
- Die Basis bilden elektronische Armaturen, die sich in das Schell Wassermanagement-System SWS integrieren und dort verwalten lassen.
- Temperaturfühler, die an ausgewählten Punkten in den Rohrleitungen installiert wurden, dokumen-tieren die Wassertemperaturen und liefern die Datengrundlage für notwendige Spülungen bei ungewünschten Wassertemperaturen auf Kalt- und Warmwasserseite.
- Das SWS ist jederzeit erweiterbar und bis dato das einzige System auf dem Markt, mit dem die Kommunikation im Feld über Funk und Kabel gleichzeitig möglich ist.
Der seit 2003 zur Charité gehörende Campus Benjamin Franklin in Berlin-Steglitz wurde 1968 als seinerzeit ausgesprochen modernes Klinikum eröffnet Abb. 1. 50 Jahre später sind die technischen Anforderungen völlig andere, spielen flexible medizinische Abläufe, erhöhte Patientensicherheit und Kapazitätsausbau eine wichtige Rolle. Um den gegenwärtigen und zukünftigen Nutzungsanforderungen gerecht zu werden, und um das Klinikum wieder effizient bewirtschaften zu können, setzt die Charité auf Optimierungen.
Sukzessiv wird derzeit das Hauptgebäude saniert – allem voran die Operationssäle. Der zentrale OP-Bereich im Haupthaus wird für die interventionellen Eingriffe der Patienten aller Kliniken am Campus Benjamin Franklin genutzt. Bei diesem Verfahren werden modernste bildgebende Verfahren (Radiologie) für gezielte Eingriffe am erkrankten Gewebe eingesetzt. Dazu sind größere OP-Räume als bisher notwendig, mit großen Bildschirmen an den Wänden Abb. 2.
Um den Betrieb der Klinik während des Sanierungsprozesses aufrechterhalten zu können, erfolgt die grundlegende Erneuerung der OP-Bereiche in drei Bauabschnitten. Mit der Vollendung des zweiten Bauabschnitts stehen seit Mai 2018 zehn hochmoderne Operationssäle mit neuester medizinischer Informationstechnologie zur Verfügung. Fünf weitere sollen im dritten Bauabschnitt bis 2020 hinzukommen.
Lauwarmwasser verhindern
Eine große Herausforderung betrifft die Erneuerung der gesamten technischen Infrastruktur, die größtenteils in den Wänden verborgen ist. Betroffen davon ist auch die Trinkwasser-Installation. Der neue OP-Bereich liegt in der obersten Etage des Klinikums, also im besonders kritischen endständigen Bereich der bestehenden Trinkwasser-Installation. Dem Fachplaner von Ludes Architekten – Ingenieure, Recklinghausen, verantwortlich für die Architektur- und TGA-Planung, war klar, hier muss eine Lösung her, die stagnierendes Wasser auch außerhalb des Volllastbetriebs oder während Feiertagen und an langen Wochenenden zuverlässig verhindert.
Weil Infektionserreger im Trinkwasser bei prädisponierten Personen schwere Erkrankungen auslösen können, ist der Erhalt der Wassergüte gerade im OP-Bereich ein immer präsentes Thema. Doch die bauliche und nutzungsspezifische Situation macht diese anspruchsvolle Aufgabe nicht einfach:
Wie alle Kliniken und Krankenhäuser ist auch der Campus Benjamin Franklin ein Gebäude mit stark variierendem Wasserbedarf. Der periodisch sehr hohe Wasserbedarf mit temporären Verbrauchsspitzen erfordert ein entsprechend groß dimensioniertes Rohrleitungsnetz und viele Entnahmestellen.
Zugleich sind die Anzahl der Steigestränge und die Schachtbelegung hoch. In den dicht nebeneinander liegenden Warm- und Kaltwasserleitungen lauert die Gefahr: Es kann „Lauwarmwasser“ entstehen, was eine Kontaminierung der Trinkwasser-Installation begünstigt. Denn man geht in Fachkreisen mittlerweile davon aus, dass ein weitaus größeres Problem mit Legionellen in warmen Kaltwasserleitungen als im Warmwasser besteht.
Ziele und Entscheidungskriterien
Die Charité legt größten Wert auf zuverlässige Technik, die die gesundheitsgefährdende Vermehrung von Bakterien in den hochsensiblen Bereichen von vornherein unterbindet und so den bestimmungsgemäßen Betrieb der Anlage absichert. Um für den Betrieb die hygienisch bestmöglichen Rahmenbedingungen zu schaffen, wollte die Charité die Möglichkeit haben, Nutzungen, Stagnationsspülungen und Wassertemperaturen permanent aufzuzeichnen und auswerten zu können. Dies ist Teil des Hygienekonzepts und mit dem Schell Wasser-Managementsystem SWS kein Problem. Weiterhin sollten Stagnationsspülungen an festen Zeiten und darüber hinaus auch beim Erreichen kritischer Temperaturen vollautomatisch erfolgen.
Bei der Suche nach einer Lösung, die eine hohe Trinkwassergüte sicherstellt und auch den ökologischen Zielen der Charité entspricht, konnten Schell-Planerberater René Kühl und Schell-Hygienespezialist Dr. Peter Arens die Verantwortlichen überzeugen: Trinkwasserhygiene gelingt sicher und kosteneffizient mit dem Schell Wasser-Managementsystem SWS, das sowohl regelmäßige Stagnationsspülungen als auch eine kontinuierliche Temperaturüberwachung – um kritische Wassertemperaturen ( 25 bis 55 °C) zu erkennen und dieses Wasser unmittelbar ausspülen zu können – ermöglicht. Und es bietet dem Gebäudeanlagenmanagement der Charité die einfache Steuerung, Wartung und Diagnose aller vernetzten Armaturen Abb. 3. Alle Daten werden tabellarisch erfasst und protokolliert. Diese Daten können als CSV-Datei ausgeleitet und ausgewertet werden.
Mischform aus Funk und Kabel
Zum Zeitpunkt der Entscheidung für den Einsatz des SWS war ein Teil der neuen Trinkwasser-Verteilleitungen bereits verlegt, was jedoch kein Problem darstellte, weil das SWS auch als Mischform aus Funk und Kabel für den Datentransfer betrieben werden kann. Im zentralen OP-Bereich am Campus Benjamin Franklin ist ein Großteil der elektronischen Schell-Sanitärarmaturen über das funkbasierte SWS vernetzt – in diesem Fall alle Thermostat-Armaturen. Aus baulichen Gründen ist eine weitere Sanitärarmatur kabelgebunden in das SWS integriert.
Kühl: „Das Schell Wassermanagement-System SWS ist das erste und bisher einzige System auf dem Markt, mit dem die Kommunikation via Funk und Kabel gleichzeitig gelingt. Zudem kann allein das SWS im Batteriebetrieb per Funk betrieben werden.“
Hygienearmaturen und Ausgussbecken
Um beste Bedingungen für operierende Ärzte und Patienten zu schaffen, entschied sich die Charité bewusst gegen herkömmliche wandhängende Sanitärarmaturen mit Ein- bzw. Klinikhebel. Denn besser als die Berührung mit dem Ellenbogen ist gar keine Berührung bei der Auslösung der Armatur Abb. 4.
Zum Einsatz kamen insgesamt 13 elektronische Aufputz-Wandarmaturen Vitus E-T mit Thermostat sowie eine Kaltwasser-Armatur Walis mit integriertem Temperaturfühler, die sich eine Etage über den OPs im Bereich der Lüftungszentrale an einem Ausgussbecken befindet Abb. 5. An dem zweckdienlichen Ausgussbecken werden nur sporadisch Reinigungsarbeiten für die Lüftungsaggregate durchgeführt. Im Hinblick auf die Trinkwasserhygiene ist jedoch gerade diese Entnahmestelle von höchster Bedeutung, da sie sich am Ende der Kaltwasser-Strangleitung befindet. Würde man sie nicht ins SWS einbinden, könnten hier entstehende Bakterien in der Installation zurückwandern und das gesamte Trinkwassersystem kontaminieren.
Spülgruppen zusammengefasst
Das Erwärmungspotenzial der Trinkwasserleitungen in den OP-Bereichen ist aufgrund der Installationsdichte sehr hoch. Weil aber die Temperatur im Trinkwasser einen maßgeblichen Einfluss auf die Vermehrung gesundheitsgefährdender Mikroorganismen hat, muss sie gerade in diesen wichtigen Bereichen des Klinikums ständig kontrolliert und gesteuert werden. Dabei darf die Warmwassertemperatur nie unter 55 °C sinken und die Kaltwassertemperatur darf 25 °C zu keinem Zeitpunkt übersteigen. Denn ab diesem Temperaturniveau beginnt der exponentielle Vermehrungsbereich und die Hygiene gerät in Gefahr Abb. 6.
Am Campus Benjamin Franklin sind festgelegte echtzeitgesteuerte Automatismen und parallel temperaturgesteuerte Hygiene-Automatismen aktiv. Der zuvor vom Betreiber entwickelte Spülplan sichert ab, dass sich beide Automationen ergänzen und somit die Basis zur Einhaltung des bestimmungsgemäßen Betriebs darstellt: Vor allem in großen Gebäuden reicht es nicht aus, eine Armatur nach der anderen zu betätigen. Denn der sich so einstellende Volumenstrom führt in den größeren Leitungen nicht zu einem qualifizierten Wasserwechsel, sondern nur zu einem Wasserwechsel im Kernstrom der Leitungen. Um jedoch einen ausreichend hohen Volumenstrom zu erzeugen, der auch Ablagerungen an den Wandungen entfernt, sind immer mehrere Entnahmestellen gleichzeitig zu spülen. Über das SWS können deshalb die Armaturen zu Spülgruppen zusammengefasst werden.