Die kontinuierlichen Preiserhöhungen für Wasser und Heizenergie der letzten Jahre werfen die Frage auf, ob der messtechnische Aufwand, der betrieben wird, hinreichend groß ist, um eine verursachungsgerechte Abrechnung der Kosten zu gewährleisten, die diesen Namen auch verdient. Welche Relevanz steckt dahinter? In der Zeitspanne von 1994 bis 2004 sind die Kosten für Heizöl um 72 % und für Gas um 55 % gestiegen. Kaltwasser verteuerte sich in dieser Dekade um 22 % und Klärwerke haben ihre Abwassergebühren um 70 % erhöht. Und die Verbraucher können kaum ausweichen. Auch ein noch so sparsamerer Umgang mit den kostbaren Ressourcen Wassser und Energie kann den Preisanstieg nicht auf Dauer kompensieren.
Ebenso hat die durchschnittliche Einkommensentwicklung in den letzten Jahren bei weitem nicht Schritt gehalten. Die Verbraucher müssen sich also an anderer Stelle einschränken. Was die prozentualen Steigerungen auf der Jahresabrechnung bedeuten, lässt sich aus der Techem-Studie Energie Kennwerte ermitteln. Dort veröffentlicht der Abrechnungsdienstleister seit Jahren mittlere Verbrauchszahlen für die Wohnungen seiner Kunden: In einer durchschnittlichen Wohnung von etwa 67 m2 und einer durchschnittlichen Belegung mit 1,7 Personen beträgt der Kaltwasserverbrauch 46 m3/a und der Warmwasserverbrauch rund 20 m3/a. Die jährlichen Kosten hierfür, die sich aus Wasser, dem Heizungsanteil zur Trinkwassererwärmung und den Abwassergebühren zusammensetzen, liegen bei 425 Euro. Dieser Betrag entspricht nahezu exakt den Kosten für die reine Raumheizung, mit durchschnittlich 420 Euro/a.
Zusätzlich sind große Verbrauchsunterschiede einzelner Wohnungen ein wichtiges Thema. Während Energiekostenabrechner für vergleichbare Wohnungen bei den Heizkosten eine Verdichtung der Streuungen im Bereich 1 : 2 angeben, liegen sie bei der Wasserabrechnung bei 1 : 11. Dennoch sind zwischen Mietern und Vermietern bei Auseinandersetzungen um Nebenkosten fast immer die Heizkosten das Thema. Die Zahlen zeigen aber, dass die Abrechnung des Wasserverbrauchs mindestens die gleiche Aufmerksamkeit verdient. Offensichtlich genießen die Messwerte von Wasserzählern ein hohes Vertrauen, so dass kaum jemand die Messwerte anzweifelt.
In diesem Zusammenhang ist eine weitere Zahl von Bedeutung. Über die Eichgültigkeitsdauer, also der Einsatzdauer der Wasserzähler, werden rund 2340 Euro über die Wasserzähler der Wohneinheit abgerechnet. Der Wert errechnet sich aus dem Durchschnitt der Eichgültigkeitsdauer von sechs Jahren für Kaltwasserzähler und fünf Jahren für Warmwasserzähler. Bei einem Mittelwert von 2,5 Zählern pro Wohneinheit werden also rund 940 Euro pro Wasserzähler abgerechnet. Koppelt man diese Zahl mit der oben angegebenen Streuung, ist das ein deutliches Plädoyer für den Einsatz hochwertiger Messgeräte.
Für Gebäude Flügelradzähler
Für die Abrechnung der Wasserkosten sind in Wohnhäusern heute fast ausschließlich Flügelradzähler im Einsatz, die nach dem Geschwindigkeitsprinzip arbeiten. Im geschäftlichen Verkehr, also für die Abrechnung von Wasserkosten, müssen die Wasserzähler geeicht sein. Allerdings werden die deutschen Eichgesetze gerade von der Europäischen Messgeräterichtlinie MID (Measurement Instruments Directive) abgelöst, die neue Verfahren zur Prüfung und Zertifizierung von Wasserzählern festlegt. Statt des Eichstempels gibt es dann ein CE-Zeichen mit dem Herstellungsjahr des Zählers. Je nach bisheriger Zulassung erfolgt die Umstellung in einer Übergangsperiode von bis zu zehn Jahren. Die Vorschriften zur Eichgültigkeitsdauer, die bei Warmwasserzählern fünf und bei Kaltwasserzählern sechs Jahre beträgt, bleiben von der MID aber unberührt. Ihre Beibehaltung dient der Abrechnungsgerechtigkeit, denn auch Wasserzähler sind einem gewissen Verschleiß unterworfen.
Flügelradzähler sind problemlos im Einsatz, werden kostengünstig angeboten und ihre Fehlergrenzen sind für eine Verteilung der Verbrauchskosten prinzipiell geeignet. Der Verbraucherschutz ist damit formal gewährleistet. Aber: Probleme können mit der spezifischen Installation auftreten. Damit Flügelradzähler auch im Rohrnetz die auf Prüfständen nachzuweisenden Fehlergrenzen einhalten, sind bestimmte Einbaubedingungen zu erfüllen. Der wichtigste Punkt ist dabei eine prüftechnisch bestätigte und definierte Beruhigungsstrecke vor und nach dem Zähler. Verschraubungen mit Dichtringen, die in den Strömungsquerschnitt hineinragen, Krümmer, Siebe und Spindelventile direkt vor dem Zähler, erhöhen die Messfehler beträchtlich.
Bei den Hauswasserzählern, die kommunale Wasserwerke in den Kellern installieren, treten keine Probleme mit der Messgenauigkeit auf. Die Zähler sind in fertige Anschlussbügel integriert, so dass die erforderliche Beruhigungsstrecke gewährleistet ist. Anders ist das bei den Wohnungswasserzählern, wo oftmals der Platz für den Einbau sehr begrenzt ist.
Für Wohnungen Messkapselprinzip
In Wohnungen werden überwiegend Messkapsel- und Verschraubungszähler eingesetzt. Messtechnisch erreichen sie auf den Prüfständen die gleiche Genauigkeit. Bei den Messkapselzählern werden die Vormontageteile für die Aufnahme der Messkapseln bereits im Rohbau installiert und verbleiben auch in der Rohrleitung. Die Messkapseln lassen sich meistens mit wenigen Handgriffen montieren oder austauschen. Montagesicherheit beim Ein- oder Ausbau der Messkapseln besteht auch darin, dass das Drehmoment beim Anziehen und Lösen der Verschraubung mit einem Winkel von 90° auf der Rohrleitungsachse steht, was das Rohrsystem ausschließlich auf Biegung beansprucht. Für gepresste Rohrverbindungen heißt das, dass keine Torsionsmomente entstehen, die für Presssicken eine kritische Belastung darstellen können. Unter ungünstigen Bedingungen können hohe Torsionsmomente in Richtung der Rohrachse zur Lösung von Pressverbindungen führen.
Durchdachte Dichtsysteme für Messkapseln stellen zudem sicher, dass bei einem Montagefehler der Zähler nach dem Öffnen des Absperrventils undicht ist. Das erleichtert dem installierenden Handwerker die Kontrolle und stellt sicher, dass im Betrieb später kein Messfehler durch Schleichwasser entsteht. Die Anschlussgehäuse sind von den Herstellern so konstruiert, dass die erforderlichen Beruhigungsstrecken für die Strömung vor und nach dem Zähler bereits in den Anschlussfittings integriert sind. Das gilt auch für die modernen Verbindungstechniken wie Pressfittings, Steckfittings, Klemmverschraubungen oder Mehrschichtverbundrohrverschraubungen. Dadurch herrschen auch im Praxiseinsatz Bedingungen, die mit denen auf Prüfständen vergleichbar sind und die Einhaltung der Fehlertoleranzen gewährleisteten.
Verschraubungszähler hingegen werden komplett mit Gehäuse ausgewechselt, was einen wesentlich höheren Montageaufwand bedeutet. Zähler und Verschraubungen unterschiedlichen Ursprungs können zudem beliebig gepaart werden. Da der den Messfehler bestimmende Einlass für den Wasserstrom dem Zählwerk sehr nahe liegt, können hydraulische Störungen, wie sie durch Siebe oder nicht abgestimmtes Dichtungsmaterial entstehen, ein Überschreiten der Fehlertoleranzen verursachen. Besonders kritisch sind Spindelventile, wenn sie nur halb geöffnet sind. Das lässt sich in der Praxis nie ausschließen und würde dann große Störungen in der Strömung mit negativen Konsequenzen für die Messgenauigkeit verursachen.
Nach Ansicht von Arne Berthel, Konstruktionsleiter des Zählerherstellers Deltamess aus Oldenburg in Holstein, sollte deshalb auch die Paarung Zähler und Absperrventil in der Verantwortung des Herstellers liegen: Besonders geeignet für unverfälschte Messergebnisse sind federbelastete Ventile, bei denen es nur die Stellungen Auf und Zu gibt. Zwischenstellungen werden hier vermieden. Solche Ventile haben zudem keramische Dichtelemente, die besonders langlebig sind. Sie werden in den Vormontageteilen und Ventilwasserzählern weniger Hersteller eingesetzt.
Wegen des rationellen Zählertauschs schneiden bei einem Vergleich der Gesamtkosten Messkapselsysteme günstiger ab, obwohl der Verschraubungszähler als Produkt sehr kostengünstig angeboten wird. Hinzu kommen die Vorteile bezüglich Messgenauigkeit unter Feldbedingungen, geringere mechanische Belastungen für die Verbindungselemente der Rohrleitung und Sicherheit durch sichtbare Leckage im Falle von Montagefehlern.
Fazit
Vor allem die möglichen Fehlerquellen lassen den Verschraubungszähler heute nicht mehr als passende Antwort auf steigende Wasser- und Abwasserkosten erscheinen. Messkapselsysteme bieten durch die vom Hersteller vorgegebenen Einbaubedingungen verbesserte Grundlagen für die Abrechnung des Wasserverbrauchs, weil sie die erforderlichen Beruhigungsstrecken für die Wasserströmung sicherstellen. Trotz der höheren Kosten für das Vormontageteil und die Messkapseln haben diese Systeme wegen der Zeit sparenden Montage auch wirtschaftliche Vorteile gegenüber Verschraubungszählern. Als dritter Vorteil sind Sicherheitsaspekte wie die Undichtigkeit bei Montagefehlern oder das Vermeiden von Torsionsmomenten auf Pressverbindungen zu nennen. JV