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Das elektronisch unterstützte Lernen unter Verwendung multimedialer Kommunikationsmittel und Publikationsmedien wird zunehmend attraktiver.
E-Learning-Angebote lassen sich besser in betriebliche Abläufe integrieren, weil sie ein punktgenaues, individuell zugeschnittenes, zeit- und ortsunabhängiges, multimediales Lernen ermöglichen.
Insbesondere das Angebot an fachspezifischen Webinaren ist mittlerweile sehr groß, die inhaltliche und didaktische Qualität ist allerdings sehr unterschiedlich.
Um Nachteile des digitalen Lernens auszugleichen (Mangel an Erfahrungsaustausch, Erfolgskontrolle, praktische Übungen etc.), hat es sich in der Praxis bewährt, den konventionellen Wissenserwerb mit E-Learning-Bausteinen zu verknüpfen (Blended Learning).
Untersuchungen zufolge bilden über die Hälfte aller Firmen in Deutschland ihre Beschäftigten weiter. Kleine und mittlere Unternehmen engagieren sich aber eher sporadisch. Viele scheuen die damit verbundenen Kosten und die meisten haben gar keine Zeit und erst recht kein Budget für die interne Mitarbeiter-Weiterbildung. Häufig werden Unternehmen erst aktiv, wenn äußere Umstände sie dazu zwingen – so wie der Fachkräftemangel oder aktuelle pandemiebedingte Einschränkungen.
Hinzu kommt, dass sich insbesondere bei der jüngeren Generation das Lernverhalten kontinuierlich verändert. So wird etwa die Wissensaneignung über die Jahrtausende alte Kulturtechnik des Lesens immer stärker durch digitale und multimediale Medien ergänzt. Neue, an das digitale Zeitalter angepasste Lehr- und Lernmethoden, die eine flexiblere und effektivere Wissensvermittlung ermöglichen, erfreuen sich deshalb einer wachsenden Nachfrage.
Vorteile digitaler Lernkonzepte
Digitale Lernmethoden bieten die Möglichkeit, das Lernen und den Wissenserwerb flexibler, individueller, effektiver und attraktiver zu gestalten. Dabei lassen sich auch Lernszenarien realisieren, die den individuellen Anforderungen der betrieblichen Weiterbildung besser entsprechen. Außerdem kann das digitale Lernen flexibel auf die individuellen Bedürfnisse und Vorkenntnisse der Lernenden reagieren und damit die Qualität und den Erfolg der Ausbildung steigern.
Abstrakte Inhalte und komplexe Zusammenhänge können multimedial oder mit Simulationen anschaulich gemacht und beliebig oft wiederholt werden. Lernkontrollen können individualisiert und Wiederholungen auf den einzelnen Teilnehmer zugeschnitten werden.
Zu den weiteren Vorteilen des E-Learning, also des elektronisch unterstützten Lernens unter Verwendung multimedialer Kommunikationsmittel und Publikationsmedien, gehört die Flexibilität: Der Lernstoff kann räumlich und zeitlich unabhängig vermittelt werden, was auch wirtschaftliche Vorteile hat. Außerdem können Beruf und Ausbildung besser in Einklang gebracht werden, was dem berufsbegleitenden Lernen entgegenkommt.
Unternehmen, die ihre eigenen digitalen Lernmaterialien erstellen wollen, können dies mit speziellen Softwarewerkzeugen (sogenannte Autorensysteme) auch ohne besondere Programmierkenntnisse realisieren. Damit lassen sich einfache digitale Lernmaterialien für PCs, Smartphones oder Tablets selbst produzieren. Datenbankgestützte Autorensysteme können darüber hinaus auf im Unternehmen vorhandene multimediale Inhalte zugreifen und daraus unterschiedliche E-Learning-Angebote zusammenstellen.
Erweitert werden die Möglichkeiten digitaler Lerntechnologien durch das Internet, mobile Netze und Endgeräte. Ein wichtiger Baustein des E-Learning ist das zeit-, orts- und plattformunabhängige webbasierte Lernen (Web Based Training, WBT). Dabei werden Lerneinheiten online abgerufen, was viele Kommunikations- und Interaktionsmöglichkeiten bietet und den Zugriff auf nahezu unerschöpfliche und stets aktuelle Daten ermöglicht. So können auch E-Mails, News, Blogs, Wikis oder Diskussionsforen eingebunden oder ergänzende Informationen, Audio- oder Videodaten aus beliebigen Quellen abgerufen werden.
Neue Entwicklungen und Trends
Digitale Lernkonzepte erhalten durch neue pädagogische Ansätze, praktische Erfahrungen aus der Arbeitswelt und IT-Entwicklungen neue Impulse. Dabei zeichnet sich beispielsweise ein Trend in Richtung kleinerer Qualifizierungseinheiten ab, die leichter und auch auf mobilen Endgeräten konsumiert und in den Arbeitsalltag integriert werden können, sodass kürzere Ausfallzeiten entstehen. Das kostet weniger Zeit und stört Betriebsabläufe weniger.
Ein weiterer Trend ist die zunehmende Einbindung von Spiel- und Unterhaltungskomponenten, die in Form von „Infotainment“-Inhalten mehr Spaß beim Lernen vermitteln und die Motivation steigern sollen. Auch an neuen Lerntechnologien wird kontinuierlich gearbeitet, etwa an der Einbindung neuer Hardware. Dazu zählen beispielsweise AR-Displays (Augmented Reality), mit deren Hilfe dem Lernenden zusätzlich zur realen Umgebung digitale Informationen eingeblendet werden. Eine andere Technologie sind VR-Brillen (Virtual Reality), mit denen virtuelle Realitäten erzeugt und beispielsweise bestimmte Situationen simuliert werden können.
Eine weitere Entwicklung geht in Richtung digitaler Assistenzsysteme, die dem Nutzer zu einem bestimmten Arbeitsschritt Informationen und Handlungsanweisungen zur Verfügung stellen. Dabei werden über Sensoren gewonnene Daten genutzt, um jeweils zur Situation passende Informationen bereitzustellen, sodass der Nutzer kontextbezogen und interaktiv durch komplexe Arbeitsabfolgen begleitet werden kann.
Welche E-Learning-Angebote gibt es?
Kein anderes Ausbaugewerk ist mehr von technischen Innovationen geprägt, als die Gebäudetechnik. Deshalb hat die Fort- und Weiterbildung in TGA-Planungsbüros und SHK-Betrieben eine hohe Relevanz.
Einen beachtlichen Schub hat die Nachfrage nach digitalen Bildungsangeboten aufgrund der Kontakt- und Veranstaltungsbeschränkungen durch die Coronavirus-Krise erhalten. Auch die Anbieter haben schnell reagiert. Anstelle von Präsenzseminaren werden verstärkt Online-Schulungsangebote, wie Webinare, Schulungsvideos und Podcasts angeboten.
Und aktuell ist die Nachfrage groß, denn viele Unternehmen nutzen jetzt die Zeit, ihre Mitarbeiter im Homeoffice weiterzubilden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Reisezeiten und -kosten entfallen, die Mitarbeiter investieren ihre wertvolle Zeit punktgenau und stehen dadurch trotzdem produktiv dem Unternehmen zur Verfügung.
Teilnahme-Voraussetzungen sind ein internetfähiger Rechner, gegebenenfalls eine Webinar-Software und entsprechende Login-Daten für die Kursanmeldung. Dank vielfältiger Angebote können sich Planer, Anlagenbauer, Instandhalter oder Betreiber dann bequem und sicher am eigenen PC, Smartphone oder Tablet weiterbilden.
Die meisten Online-Schulungen sind kompakt und praxisorientiert, dauern zwischen 45 und 90 min und sind entweder als digitale Schulungsvideos ausgelegt oder finden live in Form von Webinaren statt. Diese Live-Seminare im Internet haben den Vorteil, dass die Referenten auf die Teilnehmer eingehen und individuelle Fragen im Live-Chat direkt beantworten können. Inzwischen sind selbst Tagungen mit bis zu 8-stündigen Programmen ins Internet ausgewichen.
Das Angebot von Schulungs-Dienstleistern ist in der Regel kostenpflichtig und wird mit 50 bis 150 Euro für ein einstündiges Seminar berechnet. Bauprodukthersteller oder Softwareanbieter offerieren ihre E-Learningangebote meist kostenlos. Üblich ist auch die Lead-Generierung, bei der die Teilnehmer mit Kontaktdaten und einer wiederrufbaren Erlaubnis zur Kontaktaufnahme „bezahlen“. Bei Live-Schulungen ist die Teilnehmerzahl begrenzt, weshalb eine Anmeldung erforderlich ist.
Beispiele aus dem TGA-Bereich
Das Angebot für Planer und Handwerker ist inzwischen sehr groß und unübersichtlich. Neben zahlreichen Schulungs-Dienstleistern, wie der Akademie für Ingenieure, der DIN-Akademie von Beuth oder des VDI Wissensforums offerieren auch Verbände für ihre Mitglieder und Fachverlage für ihre Leser ein breites Angebot zielgruppenorientierter Schulungen, darunter auch der Gentner Verlag. Unter www.gentner.de/webinar finden interessierte Leser ein Verzeichnis aktueller und Aufzeichnungen bereits abgehaltener Webinare.
Zahlreiche Software-Hersteller nutzen die Vorteile des E-Learning für sich und Kunden bzw. zur Neukundengewinnung bereits seit Längerem, hier drängt sich das Format aufgrund der gleichen Basis für das Lernen und das Nutzen des Wissens geradezu auf. Auch Hersteller aus dem TGA-Bereich haben die Möglichkeiten und Marketingpotenziale des E-Learnings erkannt und bieten zeitgemäße Lernmethoden in Form interaktiver Wissenstests oder Lernvideos an.
Das Webinar-Programm von Grundfos deckt beispielsweise ein breites Spektrum von Grundlagen der Pumpentechnik über einzelne Produkte bis hin zu speziellen Einsatzbereichen ab. Zu den Themen zählen Pumpen, Hebeanlagen, der Hydraulische Abgleich, Pumpeneinstellungen per Smartphone, digitale Werkzeuge und Anwendungsthemen wie Abwasser in der Gebäudetechnik. Einige grundlegende Themen sind als Reihe mit mehreren Webinaren angelegt, die inhaltlich aufeinander aufbauen (https://de.grundfos.com/grundfos-ecademy.html).
Auch ACO Passavant hilft Fachplanern und Installateuren, ihr Know-how zu den Themen Entwässern, Abscheiden und Pumpen durch elektronisch unterstütztes Lernen zu vertiefen. Dazu stellt der Hersteller E-Learning-Kurse, Produktanimationen und Funktionsvideos online zur Verfügung. So bleiben Fachpartner technisch auf dem neuesten Stand und bauen ihr Wissen rund um das Thema Haustechnik weiter aus (https://www.aco-haustechnik.de/veranstaltungen/e-learning).
Auch im Handwerk ist E-Learning bereits angekommen. Sowohl regional als auch bundesweit tätige Handwerkskammern und Innungen offerieren teilweise Online-Schulungskurse, Webinare oder Online-Workshops. Die Förderung der beruflichen Qualifizierung und Weiterbildung im Handwerk ist beispielsweise eine primäre Aufgabe der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH). Im Bereich Neue Medien bietet die ZWH Beratung, Dienstleistungen oder Infos zu Lernmanagement-Systemen an (https://zwh.de/neue-medien). Auch der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) bietet unter anderem E-Learning-Kurse zu ausgewählten Themen, wie Holzfeuerungen, barrierefreie Bäder oder Heizungsoptimierung, für die interaktive Weiterbildung (www.zvshk.de/fachbereiche/berufliche-bildung/e-learning).
Digital ergänzt analog
E-Learning ist ein zeitgemäßes Lernangebot, das dem Lernenden mehr Freiräume in Bezug auf Zeit, Ort und Lerntempo gibt und sich besser in betriebliche Abläufe integrieren lässt.
Gleichwohl wird diese moderne Lerntechnik traditionelle Bildungsformen nicht ersetzen können, weil digitales Lernen auch (noch) Schwächen hat. So stimmt häufig entweder die Quantität oder die Qualität nicht – sowohl die Inhalte als auch das didaktische Konzept betreffend.
Außerdem liegt nicht jedem das isolierte Lernen am Bildschirm und die Reduktion sozialer Kontakte zwischen Lehrenden und Lernenden erschwert den Erfahrungsaustausch und die Erfolgskontrolle. Das erworbene Wissen kann zudem häufig nicht anhand praktischer Übungen gefestigt werden. Nicht zuletzt setzt das digitale Lernen mehr Selbstdisziplin und Eigenmotivation voraus.
Die Vorteile des herkömmlichen Wissenserwerbs mit den Vorteilen des E-Learning versucht das sogenannte Blended Learning zu verknüpfen. Dieses integrierte Lernen setzt sich zusammen aus digitalen und analogen Lernmodulen und schließt auch praktische Übungen mit ein. Die Kombination verschiedener Methoden und Medien bietet die Chance, Lernprozesse zu optimieren und Spaß am Lernen zu vermitteln.
Dadurch kann insbesondere die junge, Smartphone- und Internet-affine Generation besser erreicht und für das Lernen motiviert werden. Auch die betriebliche Weiterbildung lässt sich besser in den Berufsalltag integrieren, weil sie wahlweise am Arbeitsplatz, unterwegs oder im Homeoffice und in individuellen Portionen stattfinden kann.
Marian Behaneck
Literatur / weitere Infos
[1] httc (Hrsg.): Wie können sich Mitarbeiter in Unternehmen selbständig weiterbilden?. Darmstadt: Eigenverlag, 2016, Download: www.bit.ly/tga1182
[2] Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (Hrsg.): Digitale Bildung. Berlin: Eigenverlag,
Berlin, 2016, Download: www.bit.ly/tga1183
[3] Mittelstand-Digital (Hrsg.): Wissenschaft trifft Praxis – Digitale Bildung: Kompetenzen für die digital-
unterstützte Wertschöpfung. Bad Honnef: Eigenverlag, 2016, Download www.bit.ly/tga1184
[4] www.akademie-der-ingenieure.de Bildung für Ingenieure
[5] www.beuth.de/de/dinakademie DIN-Akademie
[6] www.checkpoint-elearning.de E-Learning-Infos
[7] www.elearning-journal.de Fachblatt für E-Learning
[8] www.qualifizierungdigital.de Projekte, Veranstaltungen
[9] www.vdi-wissensforum.de VDI-Wissensforum
[10] www.wikipedia.de Suche: E-Learning etc.
[11] www.youtube.de Suche: Webinar TGA etc.
[12] www.zwh.de Weiterbildung im Handwerk
Glossar
E-Learning (electronic learning) steht für das elektronisch unterstützte oder digitale Lernen unter Verwendung multimedialer Kommunikationsmittel und Publikationsmedien.
WBT (Web Based Training) steht für den Einsatz webbasierender Lerntechnologien und Dienste als Weiterentwicklung des Computer Based Training (CBT).
Blended Learning: Werden konventionelle Lernformen mit den Vorteilen des E-Learnings verknüpft, spricht man von Blended Learning (integriertem Lernen).