Photovoltaikunternehmen aus Deutschland sind bei internationalen Firmenübernahmen spitze. Sogar an der Spitze. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie TransAction Erneuerbare Energien - Marktüberblick und M & A- Aktivitäten 2001 - 2006 der international renommierten Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young. Die Studie, die Ende November auf dem 7. Forum Solarpraxis vorgestellt wurde, analysiert auch 72 Übernahmen von Photovoltaikunternehmen. Davon wurden 50 Transaktionen von deutschen Unternehmen initiiert. Lässt man innerdeutsche Transaktionen unberücksichtigt, so kauften mehr als achtmal so viele deutsche Photovoltaikunternehmen im Ausland zu wie ausländische Unternehmen in Deutschland. Zielregionen waren Europa, die USA, China und Australien.
Die Transaktionen im Photovoltaikmarkt dokumentieren die Expansionsstrategien deutscher Photovoltaikunternehmen. Sie geben Aufschluss über die Reife des Markts und die damit verbundene Liquidität der Marktteilnehmer , sagt Hubertus Stephan, Manager bei Ernst & Young Mergers & Acquisitions Advisory. Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW) wertet die Zahlen als Beleg für die hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit der Branche: Deutschlands Solarindustrie ist weltweit erfolgreich auf Expansionskurs. Deutsche Solarunternehmen erschließen sich systematisch neue Zugänge zu einem der wichtigsten globalen Wachstumsmärkte. Exporterfolge sind damit vorprogrammiert.
Neben den M & A-Aktivitäten tragen eine konsequente Exportorientierung, ein starker Heimatmarkt und die Technologieführerschaft maßgeblich zum Weltmarkterfolg bei, so der BSW-Geschäftsführer. Die Branche rechnet auch in den kommenden Jahren mit einem dynamischen weltweiten Solarstrommarkt mit jährlich zweistelligen Wachstumsraten und damit guten Absatzchancen für deutsche Hersteller. Immer mehr Länder sehen in der Solarenergie eine tragende Säule zukünftiger Energieversorgung und übernehmen das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) als Blaupause und Marktöffnungsinstrument. Der weltweite jährliche Photovoltaik-Umsatz wird nach Schätzungen von Experten von derzeit rund 7 Mrd. Euro auf langfristig über 200 Mrd. Euro wachsen.
In der Anfang Dezember veröffentlichten Nachhaltigkeitsstudie Solarenergie 2006 erwartet das Schweizer Bankhaus Bank Sarasin & Cie AG eine konstante Fortsetzung des Wachstumspfads am Solarstrommarkt bis 2010 mit einer Durchschnittsrate von 26 % p. a. Für die zweite Dekade rechnet die Studie immerhin noch mit jährlichen Zuwächsen bei der neu installierten Leistung von 21 % p. a. 2020 werde die internationale Marktgröße dann etwa 31 GWp betragen. Nach einer Erhebung des BSW erzielten deutsche Solarfabriken im ersten Halbjahr einen Produktionszuwachs von 73 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum und dürften damit doppelt so schnell wie die ausländischen Wettbewerber gewachsen sein.
Folgt man dem Ausblick der Ernst & Young-Studie, wird es auch in den kommenden Jahren zu zahlreichen Akquisitionen kommen. Denn der Konsolidierungsdruck ist aufgrund des hohen Fragmentierungsgrads, insbesondere bei den Systemdienstleistern, groß. Marktanteile und Endkundenzugang wachsen ebenso in ihrer Bedeutung wie das Erreichen der kritischen Masse aufgrund des Margendrucks im Handelsgeschäft treibt. Zudem ist Internationalisierung fast ein Zwang, weil aufgrund attraktiver Förderbedingungen überall neue Märkte entstehen. Welche Preise die Solarindustrie tatsächlich zahlt, wird man aber erst in ein paar Jahren sehen, es sei denn, eine ganze Branche schafft es, sich gegen einen langfristigen Trend zu behaupten. Laut Ernst & Young sind 62 % aller zwischen 1950 und 2000 erfassten Transaktionen rückblickend betrachtet als gescheitert oder Wert vernichtend anzusehen. JV