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Schneefangsysteme womöglich kontraproduktiv

Schneereicher Winter reduziert PV-Stromernte

Kompakt informieren

  • Sonnenschein aber Schnee auf der Solaranlage ist für Betreiber aus wirtschaftlicher Sicht ärgerlich, richtig teuer wird es aber, wenn das Dach wegen zu viel Schnee geräumt werden muss.
  • Grundsätzlich geht bei Schnee auf dem Dach die (Verkehrs)Sicherheit vor. Allerdings wurde dies bisher einseitig berücksichtigt, sodass übliche Schneefangsysteme eine geordnete Dachräumung eher erschweren.
  • Insbesondere bei Photovoltaik-Dächern gibt es erhebliches Potenzial, die Dachräumung bereits im Vorfeld zu verhindern oder mit geringem Aufwand durchzuführen.

An manchen Tagen mussten im letzten Winter Dächer, beispielsweise in der Gemeinde Krün im Landkreis Garmisch-Partenkirchen, bis zu 60 cm Neuschnee verkraften. Nicht selten waren thermische wie auch photovoltaische Solaranlagen mehr als zwei Monate unter dem Schnee begraben.

Je nach Statik der Dachkonstruktion und Sparrenabstand mussten die Dächer teilweise händisch von der Schneelast befreit werden. Die klassischen Schneefangsysteme waren bei diesen Arbeiten eher hinderlich. Offensichtlich hat noch niemand mit einer so anhaltenden kritischen Schneelage gerechnet. Ein Online-Anbieter empfiehlt für Solaranlagen die klassischen Schneefangsysteme wie Schneefangstützen, 1“-Schneefangrohre oder Schneefanggitter mit Gitterhöhen von 20 cm.

Bei teilweise mehr als 1 m Schnee auf einem typisch alpenländischen 30°-Dach wünscht sich der Hauseigentümer eigentlich, dass der Schnee möglichst schnell, ohne Hindernis aber kontrolliert vom Dach abrutscht. Schneefangsysteme jeglicher Art sind jedoch bei derartigen Schneehöhen eher kontraproduktiv, auch bei händischer Schneeräumung des Dachs. Das gilt auch für Solaranlagen, die im zurückliegenden Winter oft wochenlang zugeschneit waren. In der Gemeinde Krün gab es allerdings auch schneefreie 30°-PV-Dächer, da vereinzelt von vornherein auf ein Schneefangsystem verzichtet und rahmenlose PV-Elemente montiert wurden.

Hier scheint noch ein erhebliches Potenzial für Entwicklungen zu liegen, beispielsweise ein Schneefangsystem, das man gezielt zur geordneten Dachräumung abklappen kann, egal ob mit oder ohne Solaranlage auf dem Dach. Besonders effektiv wäre dies in Kombination mit einer rückspeisefähigen PV-Anlage. Eine geringe Strommenge würde dann schon ausreichen, um einen Gleitfilm zum Abrutschen zu erzeugen. Das Prinzip ist seit Jahren bekannt und die Rückbestrombarkeit wird bei PV-Modulen obligatorisch getestet, mit Standardlösungen halten sich die Anbieter von Wechselrichtern allerdings noch zurück. Mit einer intelligenten Beschaltung wäre es sogar möglich, ein PV-Dach „reihenweise“ zu räumen.

Wolfgang Schmid

ist freier Fachjournalist für Technische Gebäudeausrüstung, München, wsm@tele2.de

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