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Solarthermie

Bekenntnis auf eigenem Dach

Unweit von Garmisch-Partenkirchen, am Fuße der Zugspitze, liegt der Viertausendseelenort Grainau. Neben vielen anderen stehen hier auch das Gästehaus Fritz und das Ferienhaus Bachmaier. Gemeinsam mit Westfa aus Hagen haben die beiden Familien nun auf Solar umgestellt. Für Hermann Bachmaier, der nicht nur eine Pension betreibt, sondern auch Inhaber eines Fachhandwerksbetriebs für Solartechnik ist, bietet dies eine gute Möglichkeit, seinen im Tourismus tätigen Kollegen die Vorteile einer Umstellung am eigenen Objekt zu verdeutlichen.

Die Häuser der Familien Fritz und Bachmaier sind ganz im traditionellen, alpenländischen Baustil gehalten. Trotz der Liebe zur Tradition wurden hier die Zeichen der Zeit erkannt: Bei der Energieversorgung setzt man jetzt auf Solartechnik. Vor dem Einbau der Solaranlagen wurden Trinkwassererwärmung und Raumheizung der beiden 450 m2 großen Pensionen von je einem ölbetriebenen Niedertemperaturkessel mit Erdlagertank übernommen.

Lang gehegte Idee realisiert

Als Solarfachmann hatte Bachmaier schon lange darüber nachgedacht, auch auf dem eigenen Dach eine Anlage zur Trinkwassererwärmung und Heizungsunterstützung zu installieren. „Familie Fritz ist auf uns zugekommen und hat uns wegen einer Umstellung auf Solarenergie um Rat gefragt. Jetzt, wo der Ölpreis so hoch ist, konnten wir dies nur empfehlen und wir entschieden, gleich gemeinsam aufzurüsten“, schildert Hermann Bachmaier. „Ich sehe in der Umstellung von Pensionen auf Solar für unseren Betrieb ein interessantes neues Geschäftsfeld. Im Gegensatz zu Mietobjekten können bei ­Ferienwohnungen und Gästehäusern die Heizkosten nicht direkt an die Touristen weitergegeben werden. Der Vermieter muss die Heizkosten für das ganze Haus selbst tragen. In der Solarthermie steckt hier ein dauerhaftes Einsparpotenzial. Als Ferienhausbesitzer und Solarfachmann möchte ich als gutes Beispiel vorangehen und meine Kunden durch mein Engagement überzeugen“, erläutert Bachmaier.

Individuelle Planung

Planung und Berechnung der beiden Solaranlagen übernahm Bachmaier selbst. Der bereits seit 1949 bestehende Betrieb hat sich neben dem ­Sanitär-, Heizungs- und Schwimmbadbau auf ­Solartechnik spezialisiert. Auch mit anderen Arten regenerativer Energienutzung wie Scheitholz oder Wärmepumpentechnik ist man hier vertraut.

Bereits seit 15 Jahren installiert Firma Bachmaier Warmwasser-Solaranlagen, in die Heizungsunterstützung ist man vor gut zwei Jahren eingestiegen. Neu war bei diesem Projekt jedoch die Anlagengröße. Deshalb ging der Umstellung eine gründliche Planungsphase voraus. Während dieser Zeit wurde eine neue Hydraulik für die Einbindung der Solaranlage entwickelt. Zudem mussten Steuerung, Betriebssicherheit, Wartungsfreiheit und Ertrag langjährig gewährleistet sein.

Bei der Planung der Solaranlagen erhielt Bachmaier Unterstützung von Gisbert Otte, Solarprofi bei Westfa. Außerdem wurde ein Simulationsprogramm zur Ertragsabschätzung verwendet. Daran schlossen sich ausführliche Berechnungen zur Nutzung der rund 180 m2 großen Dachflächen, zur Größe der Pufferspeicher und zur Rohrleitungsführung an. Durch die südliche Ausrichtung und einen Neigungswinkel von 24° bieten die Dächer beider Pensionen ideale Voraussetzungen für eine Solarwärmeanlage.

Bei der Planung war es besonders wichtig, die individuellen Anforderungen der Objekte zu berücksichtigen. Der Bedarf an Warmwasser und Heizungswärme variiert je nach Gästebelegung und Jahreszeit. Die Dimensionierung der Anlagen wurde so ausgelegt, dass unter Berücksichtigung des Warmwasserbedarfs im Sommer und der Heizungsunterstützung im Winter ein Ertragsmaximum erzielt wird. Beim Ferienhaus Bachmaier gab es eine weitere Besonderheit, die bedacht werden musste. Neben den 42 im Haus verteilten Kompaktheizkörpern mussten auch 100 m2 Fußbodenheizung in der Erdgeschosswohnung der Hausherren in die Anlage eingebunden werden. Zudem war die Türbreite für die Einbringung der Pufferspeicher in beiden Häusern auf 80 cm begrenzt.

Gästehaus Fritz

Für das Dach des Gästehauses Fritz entschieden sich Bachmaier und Otte für 14 Indach-Solarkollektoren des Typs IDK. Insgesamt ergibt sich so eine Kollektorfläche von 36 m2, die einreihig montiert und in Gruppen nach Tichelmann angeschlossen wurde. Die solar auf dem Dach gewonnene Energie wird in zwei 1000-l-Pufferspeicher geladen. Die Trinkwassererwärmung übernimmt ein 500-l-Speicher (Solarboiler), der das Wasser in zwei Ladeschlangen erwärmt. Dadurch steht den Gästen jederzeit genügend warmes Wasser zur Verfügung. Auch die im Haus verteilten, rund vierzig Heizkörper, werden solar unterstützt. Um zusätzliche Energieeinsparungen zu erreichen, entschied sich Familie Fritz zudem dafür, im Zuge der Umrüstung auch das Dach neu dämmen zu lassen.

Forschung am eigenen Objekt

Auch für sein eigenes Haus entschied sich Bachmaier für eine einreihige Indachanlage mit 40 m2 Kollektorfläche und Verrohrung nach Tichelmann. Als Solarprofi mit eigenem Geschäft beabsichtigte er durch dieses Projekt nicht nur seine Energiekosten zu senken, sondern auch, durch den Betrieb einer eigenen Großanlage zur Trinkwassererwärmung und Heizungsunterstützung, Erfahrungen für den Arbeitsalltag zu sammeln. „Wenn man eine Solaranlage auf dem eigenen Dach hat, die man Interessenten vorführen kann, zeigt das, dass man auch hinter dem Produkt steht, das man verkauft. Darüber hinaus kann man so Verschiedenes ausprobieren, wovon wiederum die Kunden profitieren“, legt Hermann Bachmaier seine Beweggründe dar.

Deshalb entschied sich der Hausherr bei der Planung seiner Anlage für einige Extras. Wie beim Objekt Fritz wurden hier zwei 1000-l-Pufferspeicher installiert. Diese wurden jedoch nicht einfach hintereinander geschaltet, sondern können im laufenden Betrieb sowohl einzeln als auch parallel oder seriell beladen werden. Die in den Puffern gespeicherte Energie kann je nach Bedarf an den 400 l fassenden Solarboiler oder die Heizkreise abgegeben werden. „Bei unserer Anlage ging es uns darum, möglichst viele Betriebsvarianten zu testen. So können wir unseren Kunden nun je nach Bedarf die am besten geeignete Variante empfehlen“, so Bachmaier. Für eine zukünftige Erweiterung durch einen Brennwertheizkessel ist bereits ein Niedertemperatur-Anschluss in der Hydraulik vorgesehen. Durch entsprechende Programmierung sowie den Einsatz von zwei Mischern konnte darüber hinaus die Nutzung des Heizkörperrücklaufs für den Vorlauf der Fußbodenheizung realisiert werden.

Für die Steuerung der Heizung und der Solaranlage sorgt eine von Bachmaier selbst entwickelte Regelung. Sie ist gleichzeitig das zentrale Element für die Dokumentation seiner Praxistests. Die Regelung ist frei programmierbar und erlaubt sowohl eine Datenaufzeichnung als auch eine Echtzeitdarstellung. 24 Temperatursensoren in der Anlage ermöglichen nicht nur die Anzeige und Aufzeichnung der Temperaturen in den vier Kollektorgruppen sowie sämtlicher Vor- und Rücklauftemperaturen der Anlage, sondern auch der Schichtung in den Pufferspeichern. Zudem sind die Solar- und die Boilerladepumpe busgekoppelt und drehzahlgeregelt. Dadurch können die Volumenströme nicht nur energiesparend geregelt, sondern auch historisch ausgelesen werden. Ebenfalls in die Regelung integriert: ein Solarkreis-Durchflussmesser und ein kalibrierter Wärmemengenzähler.

Ruckzuck montiert

Die komplette Montage beider Objekte konnte jeweils innerhalb von ungefähr zehn Tagen mit drei bis fünf Personen abgewickelt werden. Dabei wurden zuerst die Pufferspeicher in die Keller eingebracht, dann die Anbindung der Heizung und die Verlegung der Solarleitungen durchgeführt und zuletzt die IDK-Kollektoren per Kran auf das Dach gehoben und installiert. Vorteil des verwendeten Indachkollektors: Er kann direkt in die Dachhaut eingesetzt werden, sodass keine zusätzliche Dacheindeckung nötig ist und eine gefällige optische Einbindung erreicht wird. Besonders praktisch: Da beide Objekte nebeneinander liegen, konnte das gesamte Material auf einmal geliefert werden und der Kran mit nur einer Anfahrt die ­Kollektoren auf beide Dächer heben.

Die Dacharbeiten verliefen absolut problemlos. Da beim Gästehaus Fritz aufgrund der Dachdämmung ohnehin ein Gerüst aufgebaut werden musste, konnte dies auch für die Montage der Kollektoren genutzt werden. Bei Bachmaiers erhielten alle Mitarbeiter vom Dachdecker eine Absturzsicherung. „Wie schon bei fremden Objekten konnten wir uns nun auch beim eigenen Projekt von der Qualität der Westfa-Produkte überzeugen. Deren Montagefreundlichkeit wurde eindeutig bestätigt. Auch die Beratung zu Auslegung und Montage war eine große Unterstützung“, resümiert Hermann Bachmaier.

Förderung erleichtert Finanzierung

Als zusätzlichen Anreiz erhielten beide Hausbesitzer Fördermittel aus dem Marktanreizprogramm. Besitzern von Solaranlagen zur Warmwasserbereitung bis zu einer Kollektorfläche von 40 m2 zahlt das Bundesamt für Wirtschaft und Aus­fuhrkontrolle (Bafa). 60 Euro pro Quadratmeter Kollektorfläche. Für kombinierte Anlagen mit Heizungsunterstützung beträgt der Zuschuss bis 40 m2 105 Euro/m2, für alles was darüber hinaus geht 45 Euro/m2. Großer Vorteil für Ferien-Ver­mieter: Die eingesparten Energiekosten erhöhen bei konstanten Übernachtungspreisen zukünftig dauerhaft den Gewinn.

Ein voller Erfolg

Mit dem Ergebnis der Umstellung sind beide Parteien sehr zufrieden. „Durch die Solarwärmeanlage können wir jetzt dauerhaft über ein Viertel unseres Jahres-Energiebedarfs aus eigener Quelle decken. Das bedeutet eine große finanzielle ­Entlastung. Auch werbetechnisch bringt die Umstellung sicherlich Vorteile, schließlich kann man bei uns jetzt jeden Tag mit solar erwärmtem ­Wasser umweltschonend duschen“, freut sich Bauherrin Maria Fritz. Solarprofi Hermann Bachmaier: „Mit unserer eigenen Anlage konnten wir bereits aufschlussreiche Tests durchführen. So ­haben sich zum Beispiel unsere hydraulischen Vorüberlegungen voll bestätigt. Diese Erkenntnisse verdanken wir vor allem unserer selbst konzipierten Regelung, die alle wichtigen Anlagendaten aufzeichnet.“.

Für den Betrieb Bachmaier hat die Umrüstung der Pensionen noch weitere positive Auswirkungen: Es konnte nicht nur Wissen gewonnen und ein klares Bekenntnis zur Solarenergie abgegeben werden, sondern auch zwei attraktive Anschauungsobjekte für alle Solarinteressierten geschaffen werden. „Wer Bedenken wegen der optischen Einbindung der Kollektoren ins Dach hat, dem brauche ich nur unsere eigene Gestaltung zu zeigen. Bestehen noch Zweifel an der Leistungs­fähigkeit von Solaranlagen, kann ich auf unsere Messergebnisse verweisen, die ich auch live auf unserer Internetseite einsehbar machen möchte. Ich bin sicher, dass ich so in nächster Zukunft noch weitere Interessenten für eine Umstellung auf ­Solarenergie begeistern kann. Die Fakten sind schließlich absolut überzeugend“, schließt Bachmaier zuversichtlich.

http://www.zugspitzort.de

http://www.haustechnik-bachmaier.de

https://www.westfa.de/

Bernhard Mertel

leitet bei Westfa das Geschäftsfeld Umwelttechnik, 58099 Hagen, Telefon (0 18 01) 48 11 48, Telefax (0 18 01) 47 11 47, E-Mail: bernhard.mertel@westfa.de, https://www.westfa.de/

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