Die Zahlen sind beeindruckend: Die Versorgung von Pflegebedürftigen mit altersgerechten Wohnungen entlastet öffentliche und private Haushalte bei den Pflege- und Unterbringungskosten. 5,2 Mrd. Euro könnten jährlich durch den altersgerechten Umbau von Wohnungen eingespart werden. Davon entfielen 2,2 Mrd. Euro auf die privaten Haushalte und 3,0 Mrd. Euro auf die staatlichen Träger der Pflegeversicherung und der Sozialhilfe. Das geht aus der vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) veröffentlichten Studie „Potenzialanalyse altersgerechte Wohnungsanpassung“ im Auftrag des Bundesminis-teriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) hervor.
Für die Studie hat Prognos Daten und Ergebnisse des KfW-Programms „Altersgerecht Umbauen“ ausgewertet und potenzielle Effekte einer flächendeckenden Versorgung mit altersgerechten Wohnungen für die öffentlichen und privaten Haushalte ermittelt. Nach den Berechnungen der Forscher hätte der Heimeintritt von etwa 15 % der Pflegebedürftigen verhindert werden können, wenn im Jahr 2012 alle ambulant versorgten Pflegebedürftigen in einer altersgerechten Wohnung gelebt hätten. Die Zahl der stationär versorgten Personen wäre damit von 735 000 auf etwa 473 000 gesunken. Bis zum Jahr 2030 wird das Einsparpotenzial durch altersgerechten Umbau der Studie zufolge auf bis zu 7,5 Mrd. Euro/a steigen. Grund dafür sind vor allem die demografisch bedingte Zunahme der Pflegebedürftigen und die Entwicklung der Pflegekosten.
„Bisher ist jedoch nur ein sehr geringer Teil der Wohnungen altersgerecht. Schätzungen gehen von 1 bis 2 % aus. Über 90 % der über 65-Jährigen und zwei Drittel der Pflegebedürftigen wohnen aber im normalen Wohnungsbestand. Durch einen entsprechenden Umbau können die Menschen länger im gewohnten Umfeld bleiben und die stationäre Versorgung im Pflegeheim herausgezögert, wenn nicht ganz verhindert werden. Das rechnet sich am Ende nicht nur für die öffentlichen Haushalte“, sagt BBSR-Direktor Harald Herrmann. Die Einsparungen resultieren daraus, dass bei den Pflegekosten die ambulante Pflege aufgrund der geringeren Personalintensität sowie der Einbindung von Angehörigen und Ehrenamtlichen im Durchschnitt günstiger ist.
So weit so gut. Ende 2011 war jedoch das vom Bund getragene Förderprogramm „Altersgerecht Umbauen“ mit dem Auslaufen des Konjunkturpakets I beendet worden. Über das Programm waren barrierereduzierende Maßnahmen an mehr als 60 000 Wohneinheiten finanziert und praktikable Standards für die Barrierereduzierung im Wohnungsbestand definiert worden. Die KfW-Bank hat das Programm zwar ab 2012 in Eigenregie fortgeführt, konnte jedoch die Verbilligungsleistung des Bundes lediglich teilweise kompensieren, Investitionszuschüsse wurden gestrichen.
Nun wird das BMUB die Zuschussförderung mit einem KfW-Programm „Altersgerecht Umbauen“ wieder einführen. Für die Neuauflage hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages jüngst Mittel in Höhe von 54 Mio. Euro bis 2018 bewilligt. Das ist sicherlich eine positive Entwicklung, angesichts des Einsparpotenzials für die Gesellschaft jedoch eine sträflich mickrige Fördersumme.
Jochen Vorländer, Chefredakteur TGA Fachplaner vorlaender@tga-fachplaner.de · https://www.tga-fachplaner.de/