Die Energiewende kommt nicht voran? Der Blick auf die Erhöhungsmitteilung des Energieversorgers dürfte bei vielen Stromkunden eher eine gegenteilige Einschätzung zur Folge haben. Mein Lieferant sah sich „gezwungen“ einen Aufschlag von 3,78 Ct/kWh inklusive Mehrwertsteuer ab Januar 2013 kundzutun. Die Erhöhungsbestandteile zeigen allerdings, dass die Energiewende daran nur einen kleinen Anteil hat. Dass die EEG-Umlage hauptsächlich aufgrund einmaliger Effekte kräftig gestiegen ist und ab 2014 sogar wieder sinken könnte (Webcode 384057), geht vielfach unter.
Jedenfalls bleibt so der starke Fokus auf Strom in der öffentlichen Energiediskussion, Wärme bzw. Gebäudesanierung dringt kaum durch. Auch ein Scheitern oder eine Einigung im Vermittlungsausschuss zur steuerlichen Förderung der energetischen Sanierung von Wohngebäuden (nächste Sitzung am 12. Dezember 2012) wird daran nicht viel ändern. Gleichzeitig schafft es die Bundesregierung nicht, bei der Energieeinsparverordnung mit dem Energiewendetempo und ihren eigenen Zielen Schritt zu halten, wie es der Fachartikel zum EnEV-Novellierungsentwurf ab Seite 12 und die Kritik der Verbände (Webcode 384272) verdeutlichen.
Die Energieversorger fahren längst zweigleisig und setzen auf Kundenbindung. Beispielsweise bietet die Wemag AG, Schwerin, ihren Stromkunden künftig maßgeschneiderte Photovoltaik-Anlagen zur Senkung der Stromkosten durch Eigenerzeugung an (Webcode 382831). Wir möchten mit der Eigenerzeugung ein neues Geschäftsfeld erschließen und weiterhin Ansprechpartner unserer Kunden in Energiefragen bleiben, erläutert Wemag-Vorstand Caspar Baumgart. RWE Effizienz steigt in Zusammenarbeit mit Varta Storage im Frühjahr 2013 in den Markt für Solarstrom-Speicher für Haushaltskunden ein (Webcode 384896). Und die bereits zahlreichen Klein-KWK-Vertriebskonzepte von Stadtwerken dürften erst die Vorhut sein – falls ihre Angebote angenommen werden. Die Kombination von Photovoltaik-Anlagen und Trinkwarmwasserwärmepumpen wird folgen.
Noch haben die aufgezeigten Entwicklungen einen geringen Einfluss auf das eher träge Marktgeschehen in unserer Branche. Das kann sich aber schnell ändern, denn in nahen Branchen ist der Umstellungsdruck erheblich größer und das Potenzial im TGA/SHK-Bereich riesig. Die Energiewende wird Sieger und Verlierer haben. Es ist also heute wichtiger denn je, über den Tellerrand zu blicken. Dazu werden wir Sie auch 2013 inspirieren.
Das TGA-Fachplaner-Team wünscht Ihnen, Ihren Familien, Freunden und Mitarbeitern frohe Weihnachten und einen guten Start ins Jahr 2013.
Übrigens: Seit März 2012 wird TGA Fachplaner klimaneutral gedruckt und seit April 2012 erfolgt der Betrieb der Internetseite von TGA Fachplaner klimaneutral. Mehr dazu erfahren Sie, wenn Sie auf https://www.tga-fachplaner.de/ das ClimatePartner-Logo anklicken. •
Jochen Vorländer, Chefredakteur TGA Fachplaner vorlaender@tga-fachplaner.de · https://www.tga-fachplaner.de/
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