Am 12. Dezember 2015 wurde auf der UN-Klimakonferenz beschlossen, die globale Erwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Level auf deutlich unter 2 °C, möglichst 1,5 °C, zu begrenzen. Die Bewertung fiel zumeist positiv aus, von Hoffnung, einem starken Signal und übertroffenen Erwartungen war die Rede – wenngleich gar nicht zu greifen war, was das Übereinkommen von Paris im Detail bedeutet. Eingeordnet wird es mit einem Zurückfahren der Netto-Treibhausgasemissionen zwischen 2045 und 2060 bis auf null.
Nun hat Prof. Dr.-Ing. habil. Volker Quaschning, Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin, mit der „Studie Sektorkopplung durch die Energiewende – Anforderungen an den Ausbau erneuerbarer Energien zum Erreichen der Pariser Klimaschutzziele unter Berücksichtigung der Sektorkopplung“ konkretisiert, worauf sich Deutschland einstellen muss. Wobei Quaschning die Reduktion der energiebedingten CO2-Emissionen bereits „gegen 2040 auf null“ für erforderlich hält.
In der Einleitung heißt es: Die Potenziale für Biomasse, Geothermie und Solarthermie sind in Deutschland begrenzt. Darum muss der wesentliche Anteil der künftigen Energieversorgung durch Strom aus Windkraft und Photovoltaik-Anlagen gedeckt werden. Bei gleichbleibenden Verhaltens- und Konsummustern steigt dadurch der Stromverbrauch von derzeit rund 600 auf gut 1300 TWh/a an. Voraussetzung dafür ist bereits die Umsetzung ambitionierter Effizienzmaßnahmen, sonst würde der Strombedarf auf 3000 TWh/a steigen.
Die Studie kommt zu folgenden Ergebnissen: Der motorisierte Straßenverkehr muss fast vollständig elektrifiziert werden. Gegen 2025 müssen dafür die Produktion von Fahrzeugen mit Benzin- und Dieselmotoren eingestellt und für den Güterverkehr wichtige Fernstraßen mit Oberleitungen versehen werden. Im Wärmebereich dürfen ab dem Jahr 2020 keine neuen Gas- oder Ölheizungen sowie KWK-Anlagen installiert werden. Aus Effizienzgründen muss künftig der überwiegende Anteil der Raumwärme durch Wärmepumpen gedeckt werden.
Bisher wird ein Vorgehen protegiert, das in jedem Erneuerungszyklus die CO2-Emissionen ein Stück weit absenkt. Ob 2050 oder 2040, bei anzusetzenden 20 Jahren für einen Erneuerungszyklus rückt der Zeitpunkt schnell näher, ab dem neu eingebaute Systeme zur Wärmeerzeugung Ziel-kompatibel sein müssen. Die HTW-Studie nennt: Biomasse, Solarthermie, Tiefengeothermie, elektrische Wärmepumpen mit Strom aus erneuerbaren Kraftwerken sowie Gaswärmepumpen, die mit Gas aus Power-to-Gas(P2G)-Anlagen angetrieben werden. Gas-Heizungen und KWK-Anlagen mit Gas aus P2G-Anlagen scheiden laut der Studie aufgrund der zu geringen Gesamteffizienz aus.
So langsam dämmert es, dass Paris unsere Vorstellung von Energiewende neu definieren wird und wir uns an ein neues Tempo gewöhnen müssen. Wenn wir ernsthaft mitmachen und mitgestalten wollen, muss unsere Branche viel konsequenter umsteuern, Dekarbonisierung leben, Technologieoffenheit mit Grenzen akzeptieren und von der Politik einen zielführenden Rahmen sowie eine Anpassung der Klimaziele der Bundesregierung einfordern.
Jochen Vorländer, Chefredakteur TGA Fachplaner vorlaender@tga-fachplaner.de · www.tga-fachplaner.de