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Hausautomation

Unerfüllte Wünsche

Hausautomation, Smart Home, vernetzte Gebäude, Gebäudesystemtechnik … Welcher Name auch immer irgendwann zum Hauptbegriff werden sollte, die Größe des Markts – theoretisch besteht er aus allen Wohnhäusern bzw. Wohneinheiten – sowie das prognostizierte Wachstum sind beeindruckend. So geht Frost & Sullivan beispielsweise in einer aktuellen Studie davon aus, dass in Europa allein das derzeitige Marktvolumen für intelligente Thermostat(köpf)e von 152 Mio. US-Dollar (2014) bis 2019 auf 2,5 Mrd. US-Dollar hochschnellt.

Um die Studie, die nur einen kleinen Baustein aus einem Gesamtpaket „Building Management Technologies“ darstellt, schmackhaft zu machen, hat das Beratungsunternehmen einige Ergebnisse und Herausforderungen zugänglich gemacht. Die wichtigste Botschaft aus Sicht der TGA/SHK-Branche: „Vor allem aber müssen Hersteller erkennen, dass Energieversorger entscheidende Partner in der Wertschöpfungskette sind. Die Nutzung ihres höchst komfortablen und zuverlässigen Vertriebskanals wird den Zugang zum Massenkundenmarkt erleichtern.“

Was Frost & Sullivan hier für den Bereich elektronische Thermostatköpfe rät, gilt auch für die funktional viel weiter gefasste Hausautomation. Und einiges deutet darauf hin, dass der Massenmarkt künftig zu einem großen Teil über Energieversorger und Telekommunikationsanbieter gesteuert wird. Die Systeme sind darauf ausgerichtet, dass versierte Endkunden sie selbst planen, installieren, konfigurieren und erweitern können. Und die Systemanbieter sorgen dafür, dass die Einsatzmöglichkeiten kontinuierlich erweitert werden, oft zusammen mit Unternehmen, die für diese Lösungen eine gewichtige Rolle im Markt haben.

Der Zug ist damit nicht abgefahren. Es gibt Fingerzeige aus einer Gemeinschaftsuntersuchung von Prof. Dr. Thorsten Schneiders vom Cologne Institute for Renewable Energy (CIRE) der TH Köln, dem Marktforschungsinstitut Innofact AG, dem Kölner Büro Jung Stadtkonzepte sowie Partnern aus der Energie-, Heiz- und Elektroinstallationsbranche. „Die Angebote der Hersteller und die Wünsche der Kunden liegen in vielen Bereichen weit auseinander, weshalb Smart-Home-Anwendungen sich noch nicht flächendeckend durchgesetzt haben. Bislang konzentrieren sich die Anbieter vor allem auf die Themen Energieeffizienz und Komfort. […] Darüber hinaus gibt es bislang nur wenige Angebote und so finden Kunden, die Smart-Home-Lösungen für Sicherheit (75 %), als Multimediazentrale (49 %) oder für Pflege und Gesundheit (41 %) einsetzen würden, keine Systeme.“

Für die Branche sieht Schneiders vor allem in der Beratung und der Installation der Smart-Home-Systeme große Potenziale: „Momentan gibt es viele Komponenten auf dem Markt, die die Kunden selbst montieren können. […] Das Interessante ist: Das wollen die meisten Kunden überhaupt nicht, weil sie sich etwa an die Stromleitungen ihres Hauses nicht herantrauen. Wenn die Branche funktionsfähige, umfangreiche und einfach zu bedienende Systeme anbieten würde, hätte sie viele Kunden gewonnen.“ Untermauert wird diese These von den Ergebnissen des Gemeinschaftsprojekts: Knapp 90 % der befragten Mieter würden eine Smart-Home-Lösung, die ihnen von ihrem Vermieter oder Verwalter angeboten wird, gerne nutzen.

Was will man mehr? Unerfüllte Wünsche bei den Kunden sind die beste Voraussetzung, um eine Rolle in einem Wachstumsmarkt zu erobern.

Jochen Vorländer, Chefredakteur TGA Fachplaner vorlaender@tga-fachplaner.de · www.tga-fachplaner.de