Im April 2022 hat sich der Materialmangel auf dem Bau nochmals deutlich verschärft. Gleichzeitig haben sich die Erwartungen in der Branche dramatisch verschlechtert.
Der Bau steht vor großen Herausforderungen. Nach Umfragen des ifo Instituts waren im April 2022 im Hochbau 54,2 % der Betriebe von Lieferengpässen betroffen, nach 37,2 % im Vormonat. Beim Tiefbau waren es 46,2 % nach 31,5 % im Märt 2022.
Höchst- und Tiefststände
„Das sind Höchststände seit Beginn der Zeitreihe 1991“, berichtet sagt Felix Leiss, Forscher am ifo Institut. Baustoffmangel, kaum noch zu kalkulierende Preissteigerungen, bremsende Lieferengpässe, zunehmende Auftragsstornos – auch die Geschäftserwartungen haben sich verdunkelt:
Im Hochbau notierten sie bei − 46,9 Punkten, das ist ebenfalls der tiefste Stand seit 1991. Im Tiefbau waren es sogar − 48,6 Punkte.
„Russland und die Ukraine sind wichtige Lieferanten von Baustahl, hier herrscht nun Knappheit. Beim Bitumen – benötigt für den Straßenbau und zur Abdichtung – gibt es weitere Verwerfungen.
Die Herstellung vieler Baumaterialien ist zudem sehr energieintensiv. Die starken Preisanstiege bei den Energieträgern bedrohen deshalb auch die heimische Produktion und sorgen für weitere Preissteigerungen beim Baumaterial“, ergänzt Leiss.
Neue Projekte kaum kalkulierbar
„Bei laufenden Projekten stellt sich die Frage, inwieweit Kostensteigerungen weitergegeben werden können. Neue Projekte sind kaum kalkulierbar. Auf der anderen Seite steigen für Bauherren die Zinsen für die Finanzierung“, informiert Leiss.
Deshalb komme es bereits zu mehr Auftragsstornierungen, wie die ifo-Umfrage weiter zeigt. Im April 2022 meldeten das 7,5 % der Hochbauer, nach 4,6 % im Vormonat. Bei den Tiefbauern beklagten 9,3 % Stornos, im März 2022 waren es nur 3,9 %. ■
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