Die Materialknappheit auf den Baustellen hat im Mai 2022 den Höchststand seit 1991 erreicht. Im Hochbau meldeten 56,6 % der Unternehmen Materialmangel.
„Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine haben sich die Lieferprobleme bei Baustoffen drastisch verschärft. Und die Materialpreise legen infolge der Knappheit und höheren Energiekosten weiter zu. Aufgrund der steigenden Baukosten und der höheren Zinsen kommt es nun besonders im Wohnungsbau vermehrt zu Auftragsstornierungen“, berichtet Forscher Felix Leiss, Forscher am ifo Institut.
Wie aus Umfragen des ifo Instituts hervorgeht, lag im Hochbau der Anteil der Unternehmen, die Knappheit meldeten, im Mai 2022 bei 56,6 %, nach 54,2 % im Vormonat. Im Tiefbau wurden 44,8 % ermittelt. Von diesen Unternehmen berichteten wiederum 91,1 %, dass der Russland-Ukraine-Krieg die Materialengpässe verschärft habe.
„Besonders knapp ist derzeit Baustahl, der oft aus Russland oder der Ukraine importiert wurde. Auch beim Bitumen kommt es zu Problemen. Mancherorts klagten die Betriebe auch über einen Mangel an Ziegelsteinen. Dämmstoffe waren bereits vor Kriegsbeginn vielerorts knapp, aber auch hier hat sich die Situation weiter verschlechtert“, sagt Leiss.
Erste Projekte werden unrentabel
Knappes Material und hohe Energiekosten treiben die Preise. Die Baufirmen geben die Verteuerungen an die Bauherren weiter: Im Hochbau berichtete ein Großteil der Unternehmen, die Preise kürzlich nach oben revidiert zu haben. Für die kommenden Monate waren bei den Mai-Befragungen sehr häufig weitere Anpassungen eingeplant. Auch im Tiefbau kam es vielerorts zu Preissteigerungen, wenngleich nicht ganz so häufig wie im Hochbau.
Die Kombination aus steigenden Baupreisen und höheren Finanzierungszinsen führen nun dazu, dass die ersten Projekte unrentabel werden: Im Mai berichteten 13,4 % der Hochbauer von Stornos, im April 2022 waren es noch 7,5 % und im März 2022 „nur“ 4,6 %. Im Tiefbau meldeten im Mai 2022 bei den Tiefbauern 8,8 % Stornos, nach 9,3 % im April 2022. Insgesamt sind die Auftragsbücher aber immer noch prall gefüllt. ■
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