Für die Leiter werden bereits in großem Umfang Sekundärrohstoffe verwendet. Nur arbeitet Lapp mit Hochdruck an nachhaltigeren Mantelmaterialien und treibt die Verwendung von biobasierten Kunststoffen weiter voran.
Im Jahr 2023 hat Lapp bereits erste Prototypen von Kabeln mit biobasierten Ummantelungen vorgestellt. „Nachhaltige Materialien sind aufgrund des aufwendigen Herstellprozesses derzeit noch deutlich teurer. Darum war es uns wichtig, zu erfahren, ob auch unsere Kunden bereit sind, in nachhaltige Produkte zu investieren“, sagt Christian Illenseer Produktmanager Automation bei Lapp.
Das Interesse war groß. Jetzt geht Lapp mit der Etherline FD bioP Cat.5e in Serienproduktion. Die Datenleitung besteht aus einem teilweise biobasierten Mantelmaterial (biobasiertes Polyurethan). Bei der nachhaltigeren Variante mit biobasiertem Außenmantel besteht dieser zu 43 % aus nachwachsenden Rohstoffen (nach ASTM D6866). Die Produkteigenschaften sind gleich wie bei der Standardvariante aus rein fossilen Rohstoffen. Der CO2-Fußabdruck wird gegenüber des fossil-basierten TPU-Mantels um 24 % verringert.
Bio-TPU-Außenmantel für anspruchsvolle Verwendungen
Sowohl die fossile als auch die biobasierte Variante eignen sich für die Patchkabel-Konfektion bis 60 m Kabellänge bei besonders anspruchsvollen Verwendungen: zum Beispiel für den dauerbewegten Einsatz in Schleppketten, in beweglichen Maschinenteilen oder auch für EtherCAT- und EtherNet/IP-Anwendungen.
Mit einer Cat.5e-Performance bis 1000 Mbit/s ermöglicht die Etherline FD bioP Cat.5e einen blitzschnellen Informationsaustausch und dient zur Übertragung analoger und digitaler Signale im Frequenzbereich bis 100 MHz. Zudem ist durch das Kupferabschirmgeflecht mit hohem Bedeckungsgrad ein optimaler Schutz vor elektromagnetischer Störung garantiert. Halogenfreie und flammwidrige Materialien reduzieren die möglichen Gefahren im Brandfall.
Außerdem ist der Bio-TPU-Außenmantel unempfindlich gegenüber mineralölbasierten Schmiermitteln und vielfach chemisch beständig. Die hochflexible Cat.5e-Ethernet-Leitung wurde erfolgreich im Lapp-eigenen Testzentrum auf über 1 Mio. Biegezyklen in der Schleppkette getestet. Die UL-/CSA-Zertifizierung gemäß technischen Daten ermöglicht Verwendung des Produkts auch im nordamerikanischen Raum.
Nächster Prototyp in der Pipeline
Als nächste nachhaltigere Variante ist die Ölflex Classic FD 810 in der Pipeline. Ein erster Prototyp wurde kürzlich vorgestellt. Die Herausforderung: Bisher ist es technisch nicht möglich, Polyvinylchlorid (PVC) vollständig auf Basis biobasierter Rohstoffe herzustellen. Ein Ansatzpunkt ist darum ein teilweise biobasierter Mantel aus PVC-Compound, dessen biobasierter Anteil nach ASTM6866 42 % beträgt. Alexander Terpe, Leiter Produktentwicklung Kabel bei Lapp: „Die Ölflex Classic FD 810 ist eine sehr vielseitig einsetzbare Leitung, die auch für Schleppketten ausgelegt ist. An ihrem Beispiel können dementsprechend auch die Schleppketteneigenschaften des Materials getestet werden. Sie bietet uns damit einen breiten Testumfang, um auch Materialprüfungen für Zertifizierungen durchzuführen.“
In der Produktion arbeitet Lapp beim Kunststoff bereits an Ideen zur Wiederverwertung von Sekundärmaterialien aus Kunststoffabfällen. Sie sollen beispielsweise als Filler in den Leitungen genutzt werden. ■
Quelle: Lapp / jv