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Studien

PV-Kleinanlagen können Ökostromlücke schließen

In den kommenden zehn Jahren ist ein massiver Ausbau insbesondere von „kleiner Photovoltaik“ nötig und möglich. Das zeigt eine Studie von Energy Brainpool im Auftrag der Elektrizitätswerke Schönau eG (EWS) zur Abschätzung des Potenzials für Photovoltaik(PV)-Kleinanlagen in Deutschland.

Verdreifachung des PV-Kleinanlagen-Anteils bis 2030

Das zentrale Ergebnis der Studie ist, dass ein ambitionierter Ausbau von PV-Kleinanlagen sowohl die CO2-Einsparziele erreicht, als auch die sogenannte Ökostromlücke schließt. Die Ausschöpfung des PV-Kleinanlagenpotenzials erfordert einen ambitionierten Zubaupfad, der von den heutigen 4 GW/a in 2019 auf 12 GW/a ab 2024 bzw. 14 GW/a ab 2027 ansteigt.

In 2030 läge damit der Anteil der installierten Leistung von PV-Kleinanlagen bei 140 GWp (insgesamt 170 GWp PV-Leistung). Dies bedeutet eine Verdreifachung des Anteils von PV-Kleinanlagen bis 2030.

Aus Sicht der EWS – die sich seit über 20 Jahren für den Ausbau von bürgereigenen PV-Kleinanlagen engagieren – verdeutlicht die Studie, dass das derzeit brachliegende Potenzial unbedingt genutzt werden muss, um Energiewende und Klimaschutz wieder Schwung zu verleihen.

Experten kritisieren Ausbauziele

Im Rahmen einer Pressekonferenz am 21. September 2020 mit anschließender Expertendiskussion wurden die zentralen Ergebnisse der Studie mit Blick auf die anstehende Novelle des EEG beleuchtet (Aufzeichnung der Veranstaltung auf YouTube).

Große Einigkeit bestand darin, dass das enorme Potenzial der PV-Kleinanlagen genutzt werden sollte, es aber an den notwendigen Maßnahmen im Entwurf für die EEG-Novelle mangele.

Besonders kritisierte die Expertenrunde die Annahmen der Bundesregierung über den Strombedarf in 2030 und die damit verbundenen zu geringen Erneuerbaren-Ausbauziele. Dies würde zu einer Diskrepanz zwischen Erzeugung und Bedarf führen, die derzeit unter dem Schlagwort Ökostromlücke diskutiert wird.

Thorsten Lenck, Leiter Erneuerbare Energien beim Thinktank Agora Energiewende, hält die bisherige Prognose angesichts wachsender Elektromobilität und nötigem Ökostrom in Wärmesystemen für unzureichend: „Wenn der Nenner anwächst, muss auch der Zähler größer werden. Wir brauchen den Zubau von 10 GWp jährlich eigentlich schon jetzt.“

Dach-PV als Schlüssel zur Energiewende

Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), ist davon überzeugt, dass es im Bereich der Photovoltaik endlich einen Boom auf den Dächern brauche.

Angesichts der europäischen Verschärfung des Klimaschutzziels im Rahmen des Green Deals müsse man die Ausbaupfade im Hinblick auf die Zielerreichung ohnehin noch einmal prüfen. „Das steht über allem: Wenn ich ein Ziel habe, muss ich einen Pfad haben, der dieses Ziel gewährleistet.“

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), schätzt das in der Studie angelegte Verhältnis von PV-Kleinanlagen zu anderen Erneuerbaren-Energien-Anlagen als realistisch ein. Dabei betont er, dass man auch Wind und andere Erneuerbare Quellen für die Energiewende benötige. „Es braucht aber das Potenzial der kleinen PV gerade in den Städten, ebenso auf dem Land.“

Neuer Solarboom notwendig

Die Notwendigkeit des in der Studie geforderten massiven Zubaus von PV-Kleinanlagen unterstreicht auch Christian Rickerts, Staatssekretär im Berliner Senat für Wirtschaft, Energie und Betriebe.

Der von Energy Brainpool errechnete Zubau trifft die ambitionierten politischen Ziele des Berliner Senats. Dieser möchte die Solarleistung bis 2050 auf 4,4 GWp ausbauen.

„Wir müssen um das Vierzigfache besser sein als das, was wir aktuell haben“, meint Rickerts und fordert eine formelle Solar-Baupflicht für neue Gebäude, bei Dachsanierungen sowie Mieterstrom-Vereinfachungen. Schließlich sei Berlin zu 70 % eine Mieterstadt.

EWS-Vorstand Sebastian Sladek erinnerte daran, dass die Zeit für den Klimaschutz davonlaufe. Aus Sicht der EWS sollten daher alle tatsächlich verfügbaren Potenziale endlich genutzt werden. Die Studie verdeutliche dabei, dass ein zweiter Boom der dezentralen, bürgereigenen Energiewende machbar sei. „Und als Genossenschaftler sage ich: Was einer nicht schafft, schaffen viele. Also ran an die Buletten.“ ■

Download der Studie auf www.ews-schoenau.de