Vor dem Hintergrund des immer dramatischer werdenden Mangels an bezahlbaren Wohnungen fordern 11 Berufsverbände die Bundesregierung auf, umgehend und noch entschlossener Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Es bedarf einer umfassenden und nachhaltigen Wohnraumoffensive, die durch gezielte staatliche Investitionen, Anreize und stärkere Unterstützung des sozialen Wohnungsbaus und eine strikte Regulierung des Immobilienmarktes realisiert wird.
Konkret werden gefordert:
● Kostensenkende Effekte wie die rechtssichere Einführung eines „Gebäudetyp e“
● Die Bebauung vorhandener Flächen durch Aufstockungen und Umbauten
● Einwirkungsmöglichkeiten auf überhöhte Bodenpreise
● Die effektivere Nutzung des vorhandenen Wohnraums
● Konsequentere Verfolgung bereits laufender Programme wie „Jung kauft alt“
Appell der Verbände:
„Wir, Vertreterinnen und Vertreter der planenden und prüfenden Berufe – Architektinnen, Ingenieure, Innenarchitektinnen, Landschaftsarchitekten, Stadtplanerinnen und Vermessungsingenieure – wenden uns mit einem dringenden Appell an die Bundesregierung. In unserer täglichen Arbeit sehen wir die Herausforderungen und die dramatischen Auswirkungen des Mangels an bezahlbarem Wohnraum in unserem Land. Diese Problematik bedroht nicht nur den sozialen Frieden, sondern stellt auch eine ernsthafte Gefahr für unsere Demokratie dar.
Bezahlbarer Wohnraum ist ein fundamentales Menschenrecht und eine essenzielle Grundlage für ein friedliches und gerechtes Zusammenleben. Doch immer mehr Menschen, insbesondere Familien mit geringem Einkommen, Studierende, Alleinerziehende und Rentner, finden keinen erschwinglichen Wohnraum mehr. Die Mieten steigen rasant, während das Angebot an bezahlbaren Wohnungen, vor allem an geförderten Wohnungen, immer knapper wird. Diese Entwicklung führt zu sozialer Ungerechtigkeit, Ausgrenzung und zunehmender gesellschaftlicher Spaltung.
Die Folgen dieses Mangels an bezahlbarem Wohnraum sind weitreichend und gefährlich. Wenn Menschen sich das Leben in ihren Städten und Gemeinden nicht mehr leisten können, werden sie an den Rand gedrängt. Dies führt zu einer sozialen Segregation, die das Gemeinschaftsgefühl und den sozialen Zusammenhalt untergräbt. Die wachsende Ungleichheit und das Gefühl der Ungerechtigkeit bieten Nährboden für Extremismus und demokratiefeindliche Strömungen.
Eine stabile und gerechte Gesellschaft, in der jeder die Möglichkeit hat, in einem würdigen und bezahlbaren Zuhause zu leben, ist die Grundlage für eine starke Demokratie. Demokratie bedeutet Teilhabe, und diese Teilhabe beginnt mit einem sicheren und bezahlbaren Zuhause.
Wir fordern daher die Bundesregierung auf, umgehend und noch entschlossener Maßnahmen zu ergreifen, um den Bau von bezahlbarem Wohnraum massiv zu fördern. Es bedarf einer umfassenden und nachhaltigen Wohnraumoffensive, die durch gezielte 2 staatliche Investitionen, Anreize und stärkere Unterstützung des sozialen Wohnungsbaus und eine strikte Regulierung des Immobilienmarktes realisiert wird.
Kostensenkende Effekte wie die rechtssichere Einführung eines „Gebäudetyp e“, die Bebauung vorhandener Flächen durch Aufstockungen und Umbauten, Einwirkungsmöglichkeiten auf überhöhte Bodenpreise und die effektivere Nutzung des vorhandenen Wohnraums, wie beispielsweise im Programm „Jung kauft alt“ müssen konsequenter als bislang verfolgt werden. Die zahlreichen im Bündnis für bezahlbaren Wohnraum erarbeiteten Vorschläge gehen bereits in die richtige Richtung, drohen aber, sich in der Kleinteiligkeit zu verlieren, nicht die Kernthemen der Boden- und Immobilienmarktregulierung zu adressieren und auch nicht die gewünschten Skaleneffekte zu erzielen.
Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass jeder Mensch die Chance auf ein gutes und bezahlbares Zuhause hat, und dass wir in einem Land leben, das durch sozialen Frieden und eine lebendige Demokratie geprägt ist. Als aktiv an der praktischen Schaffung von Wohnraum beteiligte Berufsstände stellen wir hierfür weiterhin unsere umfassende Expertise zur Verfügung. Nutzen Sie diese!“ ■
Quelle: BDB / fl
Die Verfasser des Appells sind:
Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure, Bund deutscher Innenarchitektinnen und Innenarchitekten, Bund Deutscher Landschaftsarchitekt:innen, Bund der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure, Bundesvereinigung der Prüfingenieure für Bautechnik, Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung, Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine, Verband Deutscher Vermessungsingenieure, Vereinigung freischaffender ArchitektInnen Deutschlands, Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung, Zentralverband der Ingenieurvereine.